Grafing:Der Brettkönig

Wolfgang Wichmann - DOG Spieler

Ein bisschen wie "Mensch ärgere Dich nicht", nur taktischer: Dog ist eines der Lieblingsspiele von Wolfgang Wichmann.

(Foto: Peter Hinz-Rosin)

Spiele sind Wolfgang Wichmanns Leidenschaft und Beruf

Interview von Sara Kreuter, Grafing

Wolfgang Wichmann ist der sogenannte Opa-Bär der Grafinger Spielbären, 73 Jahre alt und seit seiner Kindheit leidenschaftlicher Brettspieler. Mittlerweile hat der Grafinger sein Hobby zum Beruf gemacht und verdient sein Geld als professioneller Spiele-Spieler.

SZ: Was macht für Sie die Faszination am Spiel aus?

Wolfgang Wichmann: In erster Linie macht mir Spielen natürlich Spaß. Aber der Kern an der Sache ist für mich die Kommunikation mit anderen, die Gemeinschaft, das gemeinsame Spiel. Deshalb liebe ich auch Brettspiele, am Bildschirm spiele ich nicht. Schach mag ich auch nicht, weil da nicht geredet wird; Bridge ist mir auch zu öde. Wenn ich spiele, will ich kommunizieren.

Wie sind Sie zu so einem leidenschaftlichen Spieler geworden?

Meine Liebe zum Spiel rührt aus meiner Kindheit. Als ich jung war, nach dem Krieg, da waren wir nicht so gut begütert. Wir waren vier Geschwister, die man irgendwie beschäftigen musste - und weil wir keine Spiele hatten, hat sich mein Vater immer welche ausgedacht. So bin ich zum Spieler geworden. Als dann meine Kinder geboren wurden, habe ich mit ihnen gespielt - und mittlerweile spiele ich mit meinen Enkeln.

Was sind Ihre drei Lieblingsspiele?

Da fallen mir spontan nur zwei ein, Zatre und Dog. Zatre ist ein klasse Spiel, bei dem man Zahlen im Kopf bewegen muss. Das Spiel beherrsche ich sehr gut. Man könnte sogar sagen, dass ich einer der Protagonisten der Zatre-Szene bin. Ich habe schon bei vielen Turnieren mitgemacht, 1998 bin ich in London Zatre-Olympiasieger geworden. Das andere Spiel, Dog, macht auch richtig Spaß. Das Spiel ähnelt dem bekannten "Mensch ärgere dich nicht", wird aber mit Karten statt mit Würfeln gespielt und ist dadurch taktischer.

Sie haben maßgeblich dazu beigetragen, dass es Dog in Deutschland gibt?

Das ist richtig. Dog ist ein Traditionsspiel aus Kanada und über die Schweiz nach Europa gebracht worden. Auf einem Turnier in der Schweiz habe ich Dog kennen gelernt, Mitte der 90er Jahre, und nach Grafing gebracht. Dog ist nicht geschützt, deshalb habe ich das Spiel produziert, am Anfang sogar noch selbst hergestellt, angemalt und gebastelt - das war 1996. Später habe ich es produzieren lassen und vermarktet. Vor ein paar Jahren dann ist der Schmidt-Spielverlag in Berlin auf mich zugekommen, die wollten das Spiel produzieren. Leider hat der Verlag Dog nicht nach den originalen Regeln veröffentlicht. Deshalb spielen wir in Grafing seitdem "Ur-Dog", also die ursprüngliche Version.

Spielen Sie heute noch Turniere?

Ich spiele auf großen internationalen Turnieren nur noch Zatre. Aber ich habe vor 23 Jahren die Grafinger Spielbären gegründet, einen Verein für spielfreudige Menschen. Dort spielen wir immer wieder Qualifikationsturniere für Deutsche Meisterschaften, sowie jedes Jahr die Ur-Dog Meisterschaft.

Mittlerweile ist das Spielen mehr für Sie als nur ein Hobby, oder?

Das ist richtig. Ich war früher bei Siemens tätig, bin aber mit 53 Jahren frühzeitig in den Vorruhestand geschickt worden. Daraufhin habe ich in Grafing einen Spiele-Laden aufgemacht, mit lauter Brettspielen. Die Leute sind damals von München hergefahren, um Empfehlungen zu bekommen, Spiele auszuprobieren oder auszuleihen. Das war eine richtig schöne Zeit. An Tischen im Laden haben die ganze Zeit Leute gespielt. Bei einer Inventur habe ich einmal festgestellt, dass ich offene Spiele in einem Wert von rund 11 000 Mark herumliegen hatte - so viel wurde gespielt. Aber, wie das eben so ist, ich bin kein Kaufmann. 2001 musste ich den Laden dicht machen.

Demnach kann man vom Spielen mittlerweile nicht mehr leben?

Doch. Mittlerweile verdiene ich mein Geld damit, dass ich spiele. Offiziell bin ich als Spiele-Spieler, Spiele-Erklärer und Spiele-Vermarkter unterwegs. Angeblich kann ich das nämlich sehr gut. Ich werde für organisierte Spielenachmittage bezahlt oder mache Spieltouren für Verlage.

Am Sonntag, 26. Juni, um 11 Uhr findet das 17. Grafinger Ur-Dog Turnier im Biergarten des Restaurants "Zum Kastenwirt" statt. Eine Anmeldung ist erforderlich bei wolfgang-wichmann@online.de.

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