Grafing:CSU-Stadtrat errichtet Schwarzbau

Josef Pollinger will sich Hallendach für seine Spenglerei im Nachhinein legalisieren lassen

Thorsten Rienth

Grafing - Über das Genehmigungsprozedere von Bauanträgen sollte ein Stadtrat, noch dazu wenn er Mitglied des Bauausschusses ist, eigentlich Bescheid wissen. Aber manchmal blickt offenbar auch ein Stadtrat nicht mehr durch. Oder nimmt er es bei sich selbst nur nicht so genau? Der Grafinger CSU-Stadtrat Josef Pollinger jedenfalls hat seine Spenglerei erweitert - ohne sich dafür im Rathaus eine Erlaubnis einzuholen. Nun will er sich das Vorhaben vom Bauausschuss nachträglich genehmigen lassen. Ob der Plan aufgeht, ist fraglich.

Grafing: Dieser Dachausbau muss nachträglich genehmigt werden.

Dieser Dachausbau muss nachträglich genehmigt werden.

(Foto: EBE)

Über seinen Antrag wird der Ausschuss als einen von 22 Tagesordnungspunkten am Dienstag beraten. "Bauantrag des Herrn Josef Pollinger zum Anbau eines Daches an eine bestehende Bauspenglerei (...) Am Schammacher Feld 27" heißt es nüchtern in der Tagesordnung. Was sich dahinter verbirgt, ist der Versuch, einen Schwarzbau zum legalen Gebäude zu machen. Mit der Verlängerung des Daches der Gewerbehalle habe Pollinger "die Baugrenze überschritten", erklärte Bauamtsleiter Josef Niedermaier auf Nachfrage der Süddeutschen Zeitung. Dazu wäre eine Baugenehmigung erforderlich, die aber bisher nicht vorliegt.

Das bestätigt das Ebersberger Landratsamt, das einen Hinweis auf Pollingers Schwarzbau erhalten hatte und daraufhin das Grafinger Rathaus informierte. Der Anbau wäre "genehmigungspflichtig" gewesen, so Pressesprecherin Evelyn Schwaiger zur SZ. Obendrein weiche der Anbau vom dortigen Bebauungsplan ab. Eine nachträgliche Baugenehmigung ist laut der Pressesprecherin allerdings ein "Weg, das Ganze zu legalisieren".

Ob es dazu kommt? Pollingers Plan ist derzeit das bestimmende Thema unter Grafings Stadträten. Man frage sich, "ob das überhaupt so einfach geht", beschreibt einer von Pollingers Kollegen die Stimmung. Wie die Entscheidung im Bauausschuss ausgehen könnte, bezeichnet das Stadtratsmitglied daher als "völlig offen". Für die Unentschlossenheit gibt es Gründe: "Aufgrund der Art und Weise der Erweiterung sind Zweifel berechtigt", sagt etwa Bauamtsleiter Niedermaier. Er schränkt aber zugleich ein, dies sei nicht die abschließende Bewertung der Verwaltung. Diese werde wohl erst zwei Tage vor der Bauausschusssitzung vorliegen, die am Dienstag, 17. Mai, um 17 Uhr beginnt. Gleich am Anfang geht es um die nachträgliche Genehmigung. Als Betroffener darf Pollinger an den Beratungen nicht teilnehmen - so steht es in der Geschäftsordnung.

Im Grafinger Rathaus will man nicht über den Ausgang der Entscheidung spekulieren. "Das ist eine Abwägungsentscheidung der Ausschussmitglieder", sagt Niedermaier. Am Ende müsse sowieso noch das Landratsamt in Ebersberg als Aufsichtsbehörde zustimmen. "Aber der Entscheidung aus dem Bauausschuss kommt dabei schon ein großes Gewicht zu", ist sich der Bauamtsleiter sicher. Im schlimmsten Fall müsste Pollinger sein Dach wohl wieder zurückbauen.

Pollinger selbst war für die Süddeutsche Zeitung am Mittwoch trotz mehrmaliger Anfragen in seinem Büro nicht zu erreichen.

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