Grafing:Bauern auf den Barrikaden

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Tobias Grundner vom Zusammenschluss "Land schafft Verbindung" kennt die Probleme der Landwirte, er selbst hat einen Betrieb mit 100 Kühen. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Landwirte fühlen sich zunehmend unter Druck gesetzt

Von Simon Groß, Grafing

Niedrige Lebensmittelpreise, zunehmende Reglementierungen, fehlende gesellschaftliche Anerkennung - darüber haben Bauern aus ganz Deutschland in den vergangenen Wochen und Monaten geklagt. Und auch im Landkreis Ebersberg beschäftigen diese Themen die Landwirte. In Unterelkofen trafen sich etwa 30 Bauern in der Schlosswirtschaft, um über ihre Probleme zu sprechen und mögliche Lösungen zu diskutieren. Organisiert vom Ortsverband Grafinger Land der Bayernpartei war auch Tobias Grundner zu Gast. Der 38-jährige Landwirt aus Taufkirchen bei Mühldorf engagiert sich in der Münchner Gruppe des deutschlandweiten Zusammenschlusses "Land schafft Verbindung" (LSV). Das Bündnis setzt sich für die Interessen von Bauern ein, organisiert Demonstrationen und Protestaktionen.

So auch vergangenen Donnerstag, als Ministerpräsident und CSU-Parteivorsitzender Markus Söder die "Bauernmilliarde" verkündete - Fördergelder, die den Landwirten in den kommenden Jahren bei Agrarumweltprogrammen und Investitionen helfen sollen. Die Spitzen der großen Koalition hatten sich darauf geeinigt, um die geplante Verschärfung der Düngeverordnung abzumildern. Als Reaktion auf die Bekanntgabe hatten etliche Landwirte mit Traktoren vor der CSU-Zentrale in München protestiert, angeleitet vom LSV. "Wir wollen weg von den Subventionen, wir wollen wieder von unseren Produkten leben können. Wir wollen Anerkennung und kein Geld", sagt der Landwirt und erhält Zustimmung von den Anwesenden.

Der Zusammenschluss, der sich vergangenen Oktober auf Facebook gründete, gewann schnell an Zuspruch, erzählt Grundner. Hinzukamen Whatsappgruppen, mit deren Hilfe sich die Unterstützer organisierten. Mittlerweile zählt ihre Facebookgruppe mehr als 15 000 Mitglieder, weit mehr seien es auf Whatsapp. Aus dem losen Bündnis soll nun ein Verein werden. Partei- und verbandsneutral wollen sie sein und alle Landwirte einbeziehen: große und kleine Betriebe, konventionell und biologisch, Bauern, die Tierhaltung betreiben und Ackerbau.

Ziel des LSV sei es, sowohl die Politik als auch die Verbraucher wachzurütteln, sagt Grundner. Er moniert eine aus seiner Sicht

überbordende Regulierung, so zum Beispiel beim Einsatz von Gülle als Dünger, wo nicht zwischen verschiedenen Böden unterschieden werde. Oder bei der Anwendung von Pflanzenschutzmitteln, für die seit 2012 ein sogenannter Sachkundeausweis nötig ist. Manches davon, wie die Reduzierung von Medikamenten in der Tierhaltung, sei ja sinnvoll, sagt Grundner. Aber selbst er verliere manchmal den Überblick, wenn seine Lehrlinge ihn zu bestimmten Vorschriften fragten. Auch weil sich die Regelungen so oft änderten.

Außerdem spürten die Bauern seit Jahren einen zunehmenden wirtschaftlichen Druck durch Angebote aus dem Ausland. In seinem Heimatort würden die meisten Gaststätten Rindfleisch aus Argentinien beziehen, obwohl in Bayern die gleiche Rindersorte gehalten werde. Die Verbraucher müssten über die Herkunft ihrer Lebensmittel und die ökologischen Folgen besser aufgeklärt werden, sagt Grundner und fordert auch, dass in den Schulen wieder ein größeres Bewusstsein für Landwirtschaft geschaffen werden muss.

Die Bauern aus der Region planen nun ein Mahnfeuer, bei dem sie sich untereinander austauschen und mit den Verbrauchern in Kontakt kommen wollen. Der LSV München werde sie in Zukunft gerne unterstützen, mit Beratung und Informationsmaterial, sagt Grundner. Und über weitere Unterstützer würden sie sich natürlich auch freuen.

© SZ vom 06.02.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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