Fast die komplette Haltestelle in Grafing Bahnhof scheint Tatort zu sein, nur noch über einen schmalen Zugang kommen die Menschen zu den Zügen: Gegen fünf Uhr morgens ist ein 27 Jahre alter Mann hier unvermittelt mit einem Messer auf Reisende in der S-Bahn und auf dem Bahnhofplatz losgegangen.
Blutspuren führen aus der S-Bahn über den Vorplatz, am Boden liegen noch die Einmalhandschuhe der Helfer. Für einen 56-Jährigen kam die Hilfe zu spät, der Mann erlag am Vormittag seinen schweren Verletzungen. Drei weitere Männer im Alter von 58, 43 und 55 Jahren wurden ebenfalls teils schwer verletzt. Sie wurden in Krankenhäuser gebracht.
Der Täter - ein 27 Jahre alter Mann aus Hessen - hatte offenbar psychische Probleme und auch Drogenprobleme. Zunächst waren die Ermittler davon ausgegangen, dass die Tat politisch motiviert war, das hat sich nicht bestätigt.
Der Mann, der bereits kurz nach der Attacke festgenommen wurde, habe seine Tat bereits eingeräumt. Spuren von Rauschgift wurden an einem Behältnis gefunden, das am Tatort sichergestellt wurde. Im Bild: Der Ebersberger Landrat Robert Niedergesäß besucht den Tatort, um sich über den Stand der Ermittlungen zu informieren.
Wegen des Polizeieinsatzes auf dem Bahnhofsgelände gab es am Morgen teils erhebliche Auswirkungen auf den S- und Regionalbahnverkehr. Die Polizei sperrte den Tatort, Züge mussten umgeleitet werden.
Gegenüber dem Bahnhof, vor einer griechischen Taverne, liegen zwei Räder auf dem Boden. Das eine gehört einem Zeitungsausträger, seine Fracht ist über den Boden verteilt.
Die Ermittlungen am Tatort laufen unterdessen weiter. Videoaufzeichnungen aus der S-Bahn und vom Bahnhof könnten zur Aufklärung der Tat beitragen. Noch ist allerdings nicht klar, was darauf zu sehen ist.
Mittags hat sich der Tatort in einen Schauplatz medialen Rummels verwandelt. Dutzende Reporter, mit Kameras und Blöcken bewaffnet, wollen wissen, was hier geschehen ist. Ebersbergs Landrat Robert Niedergesäß (CSU) und Grafings Bürgermeisterin Angelika Obermayr (Grüne) ringen in Interviews um Antworten.
Am Ebersberger Landratsamt hat Landrat Niedergesäß Trauberbeflaggung angeordnet, um das Mitgefühl des Landkreises und seiner Bürger für die Opfer der Messerattacke auszudrücken.