Dass er seinen bisherigen Wirkungsort im Pfarrverband Holledau sehr vermissen wird, daraus macht Pfarrer Stephan Rauscher keinen Hehl. „Die Holledau ist mir Heimat geworden, sie ist mir ans Herz gewachsen“, sagt er – ebenso wie die Menschen, mit denen er dort zu tun hatte. Nun allerdings erwartet ihn ein neuer, anspruchsvoller Auftrag im Landkreis Ebersberg: Erzbischof Reinhard Marx hat ihn mit der Aufgabe betraut, die Pfarrverbände Grafing und Aßling zu leiten, Start ist im September. Bisher hatte Pfarrer Anicet Mutonkole-Muyombi den Pfarrverband Grafing geleitet, er ist nach Mühldorf gewechselt, Pfarrer Jakob Brandl war für den Pfarrverband Aßling zuständig und ist nun im Ruhestand.
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„Landpfarrer“, so hat sich Rauscher einmal selbst beschrieben, bleibt er somit in gewisser Hinsicht, jedenfalls, wenn er in dem einen Teil seines neuen Zuständigkeitsgebiets unterwegs sein wird. Doch so gemütlich, wie der Begriff klingt, wird der neue Job wahrscheinlich nicht, denn die Aufgabenfülle ist durchaus beachtlich: Künftig wird der 44-Jährige für knapp 10 000 Katholiken in den beiden Pfarrverbänden zuständig sein. Der Pfarrverband Grafing hat laut Informationen aus dem Erzbischöflichen Ordinariat derzeit rund 6000 Katholiken in zwei Pfarreien, der Pfarrverband Aßling besteht aus vier Pfarreien und einer Kuratie mit insgesamt 3800 Katholiken.
Fusionieren sollen die Pfarrverbände nicht
Die beiden Pfarrverbände sollen aber eigenständig bleiben, „ein Auftrag zur Gründung eines größeren Pfarrverbands ist damit nicht verbunden“, heißt es vom Ordinariat: „So ein Auftrag würde auch nicht ohne vorherige Einbeziehung aller relevanten Beteiligten vor Ort, insbesondere der Pfarreigremien, erfolgen.“ Beide Pfarrverbände hätten im Personal- und Stellenplan der Erzdiözese je eine halbe Stelle für einen Priester, Rauscher besetze nun diese beiden halben Stellen. Diese gemeinsame Leitung von zwei eigenständigen Seelsorgeeinheiten sei „nicht ungewöhnlich“. Damit, zwei Teile zu einem neuen Ganzen zusammenzufügen, hätte Rauscher freilich Erfahrung: Er hat schließlich schon die Pfarrverbände Attenkirchen und Nandlstadt im neuen Pfarrverband Holledau vereint – einer mit an die 7000 Katholiken.
Der neue Pfarrer hat schon oft Kirchenasyl gewährt
Wobei der neue Pfarrer nicht nur für Katholiken da sein will, sondern für alle, die ihn irgendwie brauchen, wie er sagt. Das hat er auch in der Holledau nicht anders gehalten. Mit großem Engagement hat er sich dort beispielsweise um die Betreuung von Geflüchteten gekümmert, auch etwa 25 Menschen Kirchenasyl gewährt, „wenn ich irgendwo helfen kann, dann helfe ich“, sagt er.
Dass er Pfarrer werden wollte, wusste Stephan Rauscher schon als Kind. Bereits als Zweijähriger habe er Pfarrer gespielt und sich von der Uroma einen kleinen Talar nähen lassen, hat er einmal erzählt. Und dem Bruder sei peinlich gewesen, dass er auf dem Weg zur Schule im Bus die Mitschüler segnete.

Pfarrer:Der Herrgott lenkt
Stephan Rauscher ist ein ungewöhnlicher Geistlicher. Schon als Kind segnete er seine Mitschüler. Er hat keine Scheu, mit Jugendlichen in die Disco zu gehen. Sich selbst sieht er als Sämann, der hofft, dass seine Körner aufgehen
Seine Berufung erreichte er aber dann doch über Umwege: Erst wurde er Kinderpfleger, machte dann sein Abitur nach und besuchte anschließend das Münchner Priesterseminar. An der LMU studierte er Theologie, es folgten Stationen in Freising, Gilching, Starnberg und Velden. Die Position in Attenkirchen war seine erste Pfarrstelle – und eine, die ihm große Freude gemacht hat. Vor allem in der Jugendarbeit hat er einiges bewegt, die Ministranten zu einer großen Theatergruppe zusammengeführt, regelmäßige Jugendfahrten organisiert.
„Dieser Schritt fällt mir wirklich von Herzen schwer und ich kann mir noch gar nicht vorstellen, was es bedeutet, die Holledau zu verlassen“, schreibt Rauscher im Pfarrbrief über seinen Abschied. Er habe Wurzeln geschlagen, möge die Leute sehr, mit denen er zu tun habe. „Ich hätte mich nicht wegbeworben“, sagt er am Mittwoch am Telefon zur SZ, aber er sei nun mal mit der neuen Aufgabe betraut worden. „Der Herrgott wird sich schon was dabei denken“, sagt der Pfarrer und lacht. Immerhin eine Konstante wird es in seinem Leben geben: Treuer Begleiter wird auch in Grafing Gebirgsschweißhund Loisl sein, der mit ihm umzieht und ihn an freien Tagen in die Berge begleiten wird, die nun immerhin noch ein bisschen näher sind.
Pläne für seinen neuen Pfarrverband hat Stephan Rauscher bisher noch nicht, er will ihn und die Menschen hier erst einmal kennenlernen. Erst müsse er wissen, was es vor Ort schon gebe und was sich die Menschen wünschten, bevor er Pläne mache, sagt er. Denn das sei es schließlich, was wichtig sei.