Gnadenhof oder Metzger:Vernachlässigte Pferde werden versteigert

Zehn Tiere wurden in Hörmannsdorf nicht artgerecht gehalten. Für sechs steht nun eine Auktion an

Nadia Pantel

Hof in Hörmannsdorf

Die Tiere vor ihrem Umzug auf einer Weide in Hörmannsdorf. Die letzten Wochen verbrachten sie auf dem Pferdehof Schrankenschneider der Familie Zeller.

(Foto: Valerie Schönian)

Ebersberg - Ein Pferdeleben kann rasch zum Hundeleben werden. Neun Pferde und ein Esel befinden sich in diesem Jahr auf einer Odyssee durch den Landkreis, die mit ihrer Vernachlässigung anfing und beim Metzger enden könnte. Das Unglück der Pferde begann mit einer gescheiterten Liebe: Als die Beziehung ihrer Besitzerin mit dem Betreiber eines Hofes in Hörmannsdorf zerbrach, bedeutete dies wohl auch das Ende der Pferdepflege.

Nachbarn meldeten im Juli dem Tierschutzverein Peta, dass die Pferde in ihrem eigenen Kot stünden und zudem nicht ausreichend ernährt würden. Die Besitzerin brachte die Pferde daraufhin auf einen Hof nach Grafing. Dort mangelte es jedoch an einem soliden Unterstand für Herbst und Winter. Im September griff schließlich das Veterinäramt ein. Die Pferde wurden unter dem Vorwurf der nicht artgerechten Haltung beschlagnahmt und auf den Pferdehof Schrankenschneider der Familie Zeller gebracht. "Wir haben die Pferde auf Bitte des Veterinäramts spontan in Pflege genommen", sagt Andrea Zeller.

Die letzten fünf Wochen investierte Zeller, um die Pferde wieder aufzupäppeln und ärgert sich nun darüber, dass die Pferde entgegen ihrer Bemühungen als Schlachtvieh verkauft werden könnten. "Wir hatten private Interessenten gefunden, die bereit waren, die Tiere dem Veterinäramt abzukaufen, stattdessen werden die Tiere nun am Freitag öffentlich versteigert", sagt Zeller. Die Chancen an Pferdeliebhaber und nicht an Metzger verkauft zu werden, stünden dabei für die Pferde schlecht, so Zeller. "Bei einer Versteigerung kann das Pferd nicht Probe geritten werden, das macht den Kauf sehr riskant." Sie hofft, dass die privaten Interessenten nun alle bei der Versteigerung mitbieten und dort den "Metzgern die Sache vermiesen", wie Zeller sagt. Dass dies nicht allein das Interesse der Zellers ist, betont Sandra Rehmsmeier, die Leiterin der Abteilung Öffentliche Sicherheit und Gemeinden im Landratsamt. "Wir wollen auch nicht, dass die Tiere geschlachtet werden", sagt Rehmsmeier. Daher werde am heutigen Dienstag im Veterinäramt eine Sondersitzung stattfinden, in der die Versteigerungsbedingungen im Detail festgelegt werden. Dadurch soll Pferdehändlern, die die Pferde an Schlachter weiterverkaufen könnten, der Zugriff auf die Tiere erschwert werden. Die Versteigerung findet am Freitag, , 16. November, von 11 Uhr an auf dem Schrankenschneider Hof statt. Der Erlös der Versteigerung steht dabei der Besitzerin der Tiere zu. Allerdings werden von diesem Betrag dann noch die Kosten abgezogen, die den Zellers für die Pflege und dem Veterinäramt für den Transport entstanden sind. Der Behauptung, dass Interessenten für die Pferde gefunden worden seien, widerspricht Rehmsmeier. Es habe einen Käufer gegeben, der bereit war, 1000 Euro für eines der Pferde zu zahlen. Da das Pferd jedoch 1400 Euro wert sei, habe man dem Verkauf nicht zustimmen können.

Einzelnen Personen im Veterinäramt sei es eher um einen möglichst hohen Verkaufspreis denn um das Wohl der Pferde gegangen, vermutet Andrea Zeller. Dass vier der betroffenen Tiere sich nicht der Auktion stellen müssen, verdanken sie dem Engagement der Pferdeliebhaber von Zellers Hof. Zeller und ihre Stallkollegen haben sich dafür eingesetzt, dass ein Zwergpony und der Esel auf dem Schrankenschneider Pferdehof bleiben dürfen. "Die beiden sind unzertrennlich. Wir hätten nicht zulassen können, dass sie von verschiedenen Käufern ersteigert werden", sagt Zeller. Die Unzertrennlichen wurden nun vom Veterinäramt in einer Schenkung an die Zellers übergeben. "Das hat allerdings tagelanger Diskussionen bedurft", betont Zeller. Neben Pony und Esel haben auch zwei ältere Pferde Glück gehabt. Sie sind nicht mehr reitfähig und dürfen ihren Lebensabend auf einem Allgäuer Gnadenhof verbringen. Alte, Kleine und entfernte Verwandte: Die Außenseiter haben's diesmal gut getroffen.

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