Süddeutsche Zeitung

Glosse:Söder kommt zur Leonhardifahrt nach Grafing

Zum ersten Mal nimmt ein bayerischer Ministerpräsident teil. Und zwei weitere prominente Gäste sind zu erwarten. Über ein "Magisches Dreieck".

Glosse von Korbinian Eisenberger

Die Älteren werden sich eventuell noch an die Fußballspieler Krassimir Balakow, Giovane Élber und Fredi Bobic erinnern. Balakow, der Vorbereiter. Elber und Bobic, die Vollstrecker. Weil das mit dem Vorbereiten und Vollstrecken beim VfB Stuttgart seinerzeit so astrein funktionierte, erlangten die drei Fußballer eine Art Legendenstatus. Sie wurden bekannt als "Magisches Dreieck".

Mehr als 25 Jahre ist das her, inzwischen startet die 59. Bundesliga-Saison. Und es wurden auf dieser Welt, sei es in einem Fußballstadion oder sonst wo, nie wieder magische Dreiecke gesichtet. Nun aber werden Hinweise deutlich, dass es mit dieser magiearmen Durststrecke ein Ende hat. Wenn auch nicht dank Männern, die gegen Bälle treten - sondern dank Politikern, die demnächst auf einer Pferdekutsche sitzen.

Ende der Woche wurde bekannt gegeben, dass erstmals in der Geschichte der Grafinger Leonhardifahrt ein Bayerischer Ministerpräsident teilnehmen wird. Der heißt im Jahr 2022 Markus Söder, kommt von der CSU - und kommt nicht alleine. Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber, auch CSU, hat ebenfalls ihre Teilnahme zugesagt. Und immer wenn die beiden im Ebersberger Landkreis zu Gast sind, etwa für Pflanzaktionen zum Tag des Baumes, dann darf einer nicht fehlen: Der Krassimir Balakow der Landespolitik.

Der Balakow von Grafing heißt Thomas Huber, Landtagsabgeordneter und natürlich auch CSU, und ist nicht selten treibende Kraft wenn Minister oder Ministerpräsidenten in seinen Landkreis kommen. Es ist nahezu unmöglich, Söder und Kaniber vor die Linse zu bekommen, ohne einen Trachtenjoppenzipfel von Huber zu erwischen. Als würde ihn jemand am Trikot ins Bild zupfen. Es passt einfach. Hubers Vorlagen sind Einladungen, die die Eingeladenen nicht ablehnen können. Immer ein Treffer - oder eben ein Treffen.

Und so darf die Vermutung erlaubt sein, dass Michaela Élber und Markus Bobic am 30. Oktober sich eine Kutsche teilen werden. Zur Verehrung des Heiligen Leonhard, der als Patron der Nutztiere gilt. Nicht zuletzt deshalb werden Élber und Bobic sicherlich Zugpferde bekommen. Und so lässt die Pressemitteilung zur Veranstaltung nur eine Frage offen: Ob das Zugpferd Thomas Balakow auch in der Kutsche sitzt - und das magische Dreieck komplettiert?

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SZ/aju/koei
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