Mitten im Flugzeug:Dort, wo man deutsh spricht

Mitten im Flugzeug: Wo andere Urlaub machen, granteln sie: Der Erwin (Gerhard Polt) und die Irmgard (Gisela Schneeberger) haben's in "Man spricht deutsh" vorgemacht. Leider gibt es heute noch viele Nachahmer.

Wo andere Urlaub machen, granteln sie: Der Erwin (Gerhard Polt) und die Irmgard (Gisela Schneeberger) haben's in "Man spricht deutsh" vorgemacht. Leider gibt es heute noch viele Nachahmer.

(Foto: imago stock&people/United Archives)

Manche Urlaubsbekanntschaften enden besser dort, wo sie ihren Anfang nehmen - am Flughafen.

Glosse von Franziska Langhammer, Ebersberg

Wer gern einmal eintauchen will in die Welt, die meisterhaft in dem Film-Klassiker "Man spricht deutsh" mit Gerhard Polt ausgeleuchtet wird, der sollte sich zu Ferienzeiten einfach mal an einen Flughafen begeben. Sagen wir zum Beispiel, an den guten alten Franz Josef Strauss in der Nähe von München.

So gut die Laune auch ist, wenn man sich auf einen schönen Urlaub in der Sonne freut, so schnell kann sie im Gedränge vor dem Security-Check-in wieder abhanden kommen. Dann nämlich, wenn ältliche Herren in Janker, mit Headset und Blick in die Menge dem - nicht sichtbaren - Gesprächspartner entgegen rufen: "Du glaubst nicht, wie dumm manche Leute hier sind!" Unruhe entsteht unter den soeben Beschimpften, doch das bekommt der Herr im Janker nicht mit; zu beschäftigt ist er, seinem Gegenüber die hiesigen, schier unglaublichen Zustände zu beschreiben.

Weiter geht es hinein ins Flugzeug. In der ersten Klasse haben sich schon ein paar ältere Damen niedergelassen, die mit offenem Mund die Kinderschar anstarren, die nun die Maschine betritt. Viele von den Kleinen fliegen zum ersten Mal, manche Eltern sind aufgeregter als ihr Nachwuchs. Zum Glück gibt es das freundliche Bordpersonal, das schon Reisespiele und Kuscheltiere für die Kinder bereit hält - so dass der Kommentar der älteren Dame mit Blick auf die Kleinen gar nicht mehr groß auffällt. Der lautet nämlich: "Oh Gott, da möchte man nicht hinten sitzen..."

Die Kinder sind dermaßen unbeeindruckt von so viel Unfreundlichkeit, dass man sich schnell gedanklich aus der Welt von Gerhard Polt verabschiedet. Als der Signalton "Dingdong" ertönt mit der Aufforderung, die Gurte zu schließen, vollendet eine vorwitzige Sechsjährige: "Zweite Kasse bitte!" Die nächsten drei Reihen sind mit Lachen beschäftigt, dann startet das Flugzeug. Auch die nächsten zwei Stunden Flug sind eine angenehme Reise und nicht, wie in den schlimmsten Alpträumen befürchtet, eine Aufeinanderfolge von Schreien, Weinen und Panik.

Am Reiseziel angelangt, verabschieden sich lachende Kinder und erleichterte Eltern von der Crew im Flugzeug. Die Sonne scheint, die älteren Damen aus der ersten Klasse sind nicht mehr zu sehen, und auch kein Jankermann taucht auf. Stattdessen eine lustige Französin im Rollstuhl, die allen Kindern "bonnes vacances" wünscht. Vielleicht ganz gut, wenn manche Urlaubsbekanntschaften ihr Ende am Flughafen finden - dort, wo man deutsh spricht.

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