Promipärchen bringen ihre Smartphones schon wieder in Stellung im alljährlichen Überbietungswettbewerb: Wer guckt am verliebtesten? Wer kann am wenigsten die Hände voneinander lassen? Der Valentinstag steht vor der Tür. Und während die einen schon fleißig knipsen und posten, fragen sich die anderen: Was ist denn mit der guten alten Liebesbezeigung geworden? Wie damals etwa, als der schwer verliebte Richard Gere eine riesige Zeitungsannonce drucken ließ, um seiner Angebeteten, Naomi Campbell, seine ewige Liebe und Treue zu schwören? (Alle, die die 90er aktiv miterlebt haben, wissen, dass diese Ewigkeit genau vier Jahre hielt.) Oder als Johnny Depp noch Vanessa Paradis datete und ihr einen ganzen Weinberg schenkte?
Dass jedoch romantisch gemeinte Geschenke auch schnell mal ins Gegenteil umschlagen können, ergibt eine kurze Bestandsaufnahme im Freundes-, Familien- und Kollegenkreis. Da ist zum Beispiel die Freundin, die man mit klassischer Romantik jagen kann - die aber von ihrem Liebsten ein Wellness-Wochenende geschenkt bekommen hat. Dudelmusik im Hintergrund, Rosenblätter auf den Hotelbetten in Herzform. "Da hätte ich schon kotzend wieder rückwärts rausrennen können", so erzählt sie es heute. Der Freund, es gibt ihn immer noch, hat daraus gelernt.
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Oder der Bekannte, der seinem großen und etwas bärigen Freund einen Fallschirmsprung zum Geburtstag schenkt. Der aber schon beim Auffalten der Broschüre sieht, dass er ein paar Kilo über dem Maximalgewicht für einen Tandem-Sprung liegt. Klar, dass dieser Geburtstag erstmal gelaufen ist. Oder der Kumpel, der seiner Freundin, aus Mangel an Alternativen, kurzerhand ein 1000-teiliges Puzzle schenkt, das Motiv: ein brennendes Piratenschiff. Oder der Freund, der seiner Liebsten Karten für ein dreitägiges Rockfestival schenkt - die gerade aber ihr zwei Monate altes Baby stillt. Auch aus dieser Party, so viel sei hier verraten, ist nichts geworden.
Die Liste ließe sich unendlich fortsetzen. Hier sei einem dringend die Lektüre von Büchern der Soziologin Eva Illouz ans Herz gelegt. Die hat nämlich fest gestellt, dass wir nach den Regeln des Marktes lieben, in denen Romantik eng mit Konsum verknüpft ist. Wer aber wirklich liebt, tut das auch fernab des Valentinstags. Und nicht wegen, sondern trotz romantischer Geschenke.