Mitten in Ebersberg:Zeig mir deinen Zeh, und ich sag dir ...

Mitten in Ebersberg: Fehlt da was oder soll das so? Socken mit Loch für die Zehen in einem Geschäft.

Fehlt da was oder soll das so? Socken mit Loch für die Zehen in einem Geschäft.

(Foto: Franziska Langhammer)

Ein neuer Trend rollt auf uns zu: Socken ohne Zehenbedeckung. Mit gravierenden Auswirkungen auf die Gesellschaft.

Glosse von Franziska Langhammer

Was haben wir nicht alles für Trends schon mitgemacht. Bauchfrei, rückenfrei, schulterfrei. Immer wieder fiel einem Designer ein Stückchen Stoff ein, das man weglassen kann, damit es noch besser aussieht. Und nun, wie ein Ausflug in eine Drogerie in Ebersberg verrät, kommt der nächste Megatrend auf uns zu: zehenfrei. Dort werden nämlich warme Kuschelsocken angeboten, die kurz vor den Zehen abgeschnitten sind. Alles wird kuschelig gewärmt, nur die Zehen müssen leider draußen bleiben. Darüber der Vermerk: Trend.

Noch ist unklar, welchen Gewinn man von einem Socken ohne Zehenbereich haben könnte. Vielleicht, dass die Zehennägel leichter gefeilt und mit Nagellack bepinselt werden können? Oder einfach, um die Fußform besser herausfinden zu können? Zehen, das wissen nur die wenigsten, können nämlich viel über ihren Besitzer aussagen.

Wenn Sie Ihre Zehen schon mal genauer unter die Lupe genommen haben, ist vielleicht dem ein oder anderen aufgefallen, dass der zweite Zeh deutlich länger ist als der große. Genau genommen ist dies bei jedem dritten Menschen in Europa der Fall, und es gibt dafür auch einen Namen: Sie besitzen dann einen griechischen Fuß. Diese Fußform galt schon in der Antike als Zeichen der Schönheit und Makellosigkeit.

Der germanische Fuß hingegen, bei dem alle Zehen etwa gleich lang sind bis auf den Hallux, den großen eben. Menschen mit germanischen Füßen haben den Ruf, charakterlich wie ihre Zehen zu sein: Ihre Füße wirken sehr quadratisch und benötigen jede Menge Spielraum und Platz. Außerdem gibt es noch die ägyptische Fußform mit Zehen wie Orgelpfeifen, die römische, bei denen alle Zehen gleich lang sind bis auf den kleinen, der aus der Reihe tanzt, oder auch die keltische, treppenähnliche Aufreihung der Zehlein.

Undenkbar, was die Zehensocken mit diesem Wissen im Hinterkopf für Auswirkungen auf unseren Alltag haben könnten. Plötzlich können wir die Absichten unseres Gegenübers besser einschätzen - gut oder schlecht? Wir können cholerische Ausbrüche besser einordnen ("Der hat sicher germanische Füße") oder uns Launenhaftigkeit erklären ("Hatte die nicht keltische...?") Oder wir haben plötzlich den Durchblick, warum zum Beispiel der Nachbar so ein Depp ist - seine Zehen sind natürlich Schuld! Letzteres behalten wir aber lieber für uns. Wir wollen ja niemandem auf die Zehen treten.

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