Süddeutsche Zeitung

Glonn:Zärtliche Zuwendung

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Philipp-Stauber-Quartett zu Gast in Gut Sonnenhausen

Von Claus Regnault, Glonn

Es war ein Ereignis, dieses Konzert des Philipp Stauber Quartetts, bestehend aus Stauber an der Gitarre, Henning Sieverts, Kontrabass, Bastian Jütte, Schlagzeug und Till Martin, Tenorsaxofon. Und es wurde ein Ereignis der besonderen Art, welches den Auftakt der Konzertsaison in Gut Sonnenhausen bildete. Denn es war Jazz als Kammermusik und Gespräch unter vier Freunden, die in dieselbe Richtung der unaufdringlichen Nichtüberredung argumentierten.

Natürlich zog Till Martin mit der Bestimmtheit und Kraft seines Tons und seinem sprachlich improvisatorischen Ideenreichtum das Gespräch immer wieder an sich, darin nicht unähnlich der Rolle, die Marcel Reich-Ranicki als Wortführer seines legendären Literarischen Quartetts inne hatte. Dennoch entstand zwischen den Vieren eine Art zärtlicher Zuwendung, besonders spürbar in dem melodischen intonationssicheren Bassspiel von Sieverts. Bezeichnend für diese Stimmung auch die Performance des Drummers Jütte, der über weite Strecken des Abends sein Instrument nur mit Schlagbesen betätigte, dessen flüsterndes Wischgeräusch gleichwohl die rhythmische Struktur der Stücke erfahrbar machte. Gegen Ende des Konzerts durfte er allerdings auch zeigen, was sein Instrument, ein klassisches Gretschschlagzeug, unter so kundigen Händen und mit Schlegeln betätigt an rhythmischen Klangmöglichkeiten birgt.

Philipp Stauber zeigte sich bei der Vorstellung der CD "Sugar" als nachdenklicher "Sensibilissimus" und Meister des zärtlichen Tons, stilistisch, wenn auch ohne Abhängigkeit, beeinflusst von seinen Kollegen Wes Montgomery und George Benson, so vor allem in der Eigenkomposition "Moritz" - Porträt seines Lieblingskaters - ein Up-tempo Stück, welches die Vier zu einem temperamentvollen Porträt dieser Miezekatze inspirierte. Ansonsten bestand das Programm aus Evergreens wie "Loverman" (gutes Sieverts-Solo), Charly Parkers "Confirmation" mit einem spannenden Dialog zwischen gestrichenem Bass und Drums, Van Heusens "Here's That Rainy Day", eine wunderschöne Liebesballade, in welcher Stauber mit einem seiner besten eindringlichsten Soli begeisterte. Und wie zur Erholung von lyrischer Zurückhaltung das Stück "Sugar" von Stanley Turrentine, in welchem die Combo soulig-funkig dem Affen ordentlich Zucker gab. Alles in Allem ein Konzert der Sonderklasse von vier beredten Musikern, deren Gespräch man gerne noch länger gelauscht hätte.

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Quelle:
SZ vom 16.10.2015
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