Süddeutsche Zeitung

Glonn:Wissenswertes über Bethlehem

Glonner Kinder nehmen Hörspiel zur Weihnachtsgeschichte auf

Von Rita Baedeker, Glonn

"Hört gut zu!" Mit diesen Worten beginnt das Hörspiel zur Weihnachtsgeschichte, das Hortkinder der Kita Glonn aufgenommen haben. Und es lohnt sich, die Ohren aufzusperren, denn die Interpreten, alle im Alter etwa zwischen sechs und neun Jahren, erzählen, was sich wirklich zugetragen hat in der Heiligen Nacht im Stall zu Bethlehem. Das Schöne daran ist, wie sie das erzählen - mit verteilten Rollen natürlich; jedes Kind bekam beim Einsprechen die zur jeweiligen Rolle gehörende Krippenfigur in die Hand, damit es sich besser in die Figur hineinversetzen konnte. Sie erzählen, wie nur Kinder eine wichtige Begebenheit erzählen, ungekünstelt und unbefangen, mal in Hochdeutsch, mal in Bairisch. Dabei verstehen sie auch schon zu gestalten und ihre Stimme als dramaturgisches Mittel einzusetzen, achten auf Tempo und Betonung. Urheberin dieser zauberhaften Scheibe ist die Print-, TV- und Hörfunkautorin Birgit Obermaier.

Die Geschichte beginnt mit dem Gebot des Augustus, und der Hörer erfährt etwas über die Motive dieser Aktion: Rom braucht dringend Geld. "Der Kaiser will eure Märker, sonst ab in den Kerker." Wie man weiß, machen sich auch Maria und Josef aus Galiläa auf, um sich schätzen zu lassen. Doch unterwegs kündigt sich das Kind an, das Maria im Bauch trägt.

Szenenwechsel. Man hört Gläsergeklirr, knarzende Türen und Stimmen. Im "Gasthof zur freundlichen Wirtin" in Bethlehem geht es gerade hoch her. "Ist euch der große Stern am Himmel aufgefallen?", fragt einer. Die halbe Welt ist auf den Beinen. Nachdem alle Betten belegt sind, werden Maria und Josef vom Wirt in den Stall geschickt - heimlich, sein zeterndes Weib, das keine armen Schlucker aufnehmen will, darf es nicht merken. In diesem Stall wird Jesus geboren, der König der Welt. Ist schon eine seltsame Nacht. "Erst ein Pärchen ohne Knete, dann Hirten, die Engelsstimmen hören!"

Diese Nacht hat es aber auch wirklich in sich. Was sonst noch alles los ist rund um die Krippe, das verraten dem Hörer die Kinder in der zweiten Geschichte dieser CD: "Warum das Christkind lächeln musste!" Der Grund ist banaler und viel kleiner, als die entzückten Eltern denken. Da ist nämlich der Erzengel Gabriel, der sich gar nicht genug ärgern kann. "Das ganze Viehzeug muss raus aus dem Stall", schimpft er. Maria habe schließlich Schiss vor Mäusen und Spinnen. Nur Ochs und Esel dürfen bleiben; in dessen Ohr jedoch wohnt ein frecher Floh, der es wagt, den Retter der Welt "Hosenscheißer" zu nennen. Er rettet sich vor Gabriels Säuberungsaktion ins Ohr des Christkinds. Na ja, auch ein Gott ist kitzlig.

Jenny, die den Floh zur Begleitmusik einer Maultrommel spricht, kriegt es wunderbar hin, trotz der piepsigen, einem Floh angemessenen Stimmlage, verständlich zu sprechen. Auch alle anderen Kinder verkörpern ihre Rollen lebendig, kraftvoll und mit viel Empathie. So wirkt Maria (Marlene) sehr glaubhaft, als sie über ihre wehen Füße klagt, und die keifende Wirtin (Leni Sophie) hört sich genau so an, wie man sich einen Hausdrachen vorstellt. Katinka gibt den erbosten Erzengel, Rafael den vom Floh genervten Esel, um nur einige zu nennen.

Was die Welt bisher noch nicht wusste: Worüber die drei Weisen sprechen, bevor sie ihre "Forschungsreise" antreten. Bevor die Kamele gesattelt werden, diskutieren sie über passende Geschenke. Vielleicht Seife? Eine Möhre? Nein, da hat einer etwas falsch verstanden, gemeint ist doch die Myrrhe. Weihrauch? Damit mache der Pfarrer in der Kirche so viel Dampf, dass einem ganz schwindlig wird, wendet einer ein.

Die vielen unheiligen Details der Weihnachtsgeschichte, die wie aus dem Alltag gegriffen scheinen, machen den Charme dieser CD aus. Manches Kind entpuppte sich dabei als Naturtalent. Einen Kinderreim lernt man dabei auch noch: "Oh, oh, oh du armer Floh, hast sechs Beine und nen Holzpopo!" Wer also gut zuhört, erlebt eine wunderbare halbe Stunde, in der man viel zu lachen hat und auch ein wenig gerührt ist.

Die CD "Unsere Kinder erzählen die Weihnachtsgeschichte" wurde produziert von Birgit Obermaier, die Kosten wurden vom Förderverein KiJuFa übernommen. Die CD kostet zehn Euro, man bekommt sie im Hort unter der Telefonnummer (08093) 90 41 44, man kann sie auch in der Gemeindebücherei Glonn ausleihen.

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Quelle:
SZ vom 24.12.2016
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