Glonn:Unfassbare Lücke

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Optimismus und Entschlossenheit: Vor einem Jahr spricht Christine Gerneth bei der Sendung "Jetzt red i" in Ebersberg über Kinderbetreuung. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Der Glonner Verein "Kijufa" arbeitet trotz großer Trauer im Sinne seiner verstorbenen Gründerin Christine Gerneth weiter

Von Anja Blum, Glonn

"Wir machen weiter - in ihrem Sinne." So fasst Jutta Gräf die Situation des Glonner Fördervereins für Kinder, Jugend und Familien, genannt "Kijufa", knapp drei Wochen nach dem Tod von Christine Gerneth zusammen. Noch immer sitzt der Schock tief, denn die Gründerin und Vorsitzende ist am 12. Mai nach kurzer, schwerer Krankheit gestorben - "für uns alle unfassbar und viel zu früh". So formuliert es der Kijufa-Vorstand auf der Homepage des Vereins. "Wir verlieren in ihr das Herzstück unseres Vereins, vor allem aber auch eine gute Freundin."

1996, also vor genau 20 Jahren, war Gerneth, selbst vierfache Mutter, maßgeblich an der Gründung des Vereins beteiligt, der vor allem das Angebot an Betreuung und Freizeitaktivitäten für Kinder in Glonn verbessern wollte. Bereits wenige Jahre später übernahm Kijufa die Trägerschaft für einen neuen Hort, dessen Leiterin die Sozialpädagogin Gerneth wurde. Kurz darauf kam noch ein Kindergarten hinzu, mittlerweile werden unter dem Dach des Vereins knapp 200 Kinder von 33 Mitarbeitern betreut. Daneben zeichnen die Ehrenamtlichen für etliche Initiativen verantwortlich: von der Babymassage über eine Spielgruppe, Ausflüge und Bastelnachmittage bis hin zu Schafkopfturnieren. Zuletzt setzte Kijufa das Projekt "Notinsel" um, das Geschäfte zu Anlaufstellen für Kinder macht.

Besonders tragisch ist, dass der Verein nun sein Jubiläum ohne "sein Herzstück" begehen muss. "Uns ist eigentlich allen nicht nach feiern zumute, aber Christine hätte sicher nicht gewollt, dass das Fest ausfällt", sagt Gräf. Also werde man das Jubiläum wie geplant am Samstag, 2. Juli, im Glonner Bürgersaal stattfinden lassen. Allerdings etwas anders als geplant, wohl mit einem gestrafftem Programm, sagt Gräf. Die Beratungen darüber seien aber noch nicht abgeschlossen. Die Geschäfte von Kijufa leiteten bislang Gerneth, Gräf und Claudia Siedler-Ruane. In dieser Konstellation habe man sehr eng und gut zusammengearbeitet - so dass Gräf nun zuversichtlich ist, den Verein trotz des herben Verlustes einigermaßen reibungslos weiterführen zu können. "Wir sind jedenfalls auf einem guten Weg." Geplant ist, das Team möglichst bald wieder zu komplettieren, und zwar aus den eigenen Reihen. "Es sind alle sehr gewillt, sich einzubringen." Das gelte auch für den Hort, dessen Leitung wohl bis Ende des Schuljahres kommissarisch von einer der Erzieherinnen übernommen wird. Darüber hinaus soll die Arbeit auf vielen Schultern verteilt werden. "Und ab Herbst wollen wir dann jemanden neu einstellen."

Noch schwieriger als die Neustrukturierung des Vereins ist freilich der menschliche Umgang mit dem Tod Gerneths, die gerade im Hort stets sehr präsent war. "Ihre Bürotür stand immer offen, sie hat alle Kinder gekannt", erzählt Gräf. Vor kurzem noch hätten die Schüler ihr "ein wunderschönes Buch zur Genesung gebastelt, das sie leider nicht mehr gesehen hat". Nun, nach den Ferien, gelte es, gemeinsam zu trauern, Abschied zu nehmen und das Geschehen so gut als möglich zu verarbeiten. "Wir werden die Kinder damit nicht alleine lassen", sagt Gräf. Das Team wiederum bekomme Unterstützung von Diakon Matthias Holzbauer, der als Feuerwehrseelsorger auf Krisenintervention spezialisiert ist. Im Hort sind mehrere Erinnerungsplätze eingerichtet, ein Kondolenzbuch liegt aus. Darin zu schmökern kann jedoch Nebenwirkungen haben: "Was die Kinder da reinschreiben, treibt einem schon die Tränen in die Augen", sagt Gräf. Darüber hinaus sei geplant, einen Baum zu pflanzen - "als lebendige Erinnerung".

© SZ vom 31.05.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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