Glonner Grüne:Überschaubarer Tatendrang

Der Ortsverband beklagt, dass sich seine Kommune zu wenig für die Unterbringung von Flüchtlingen engagiert. Dies wollen die Grünen in der Gemeinderatssitzung an diesem Dienstag ändern

Von Anselm Schindler, Glonn

Jutta Gräf ist Hauptorganisatorin des örtlichen Helferkreises. Sie ist, was die Flüchtlingsfamilien in Glonn betrifft, wohl diejenige, die sich am besten auskennt. Im Moment ist es vor allem der mangelnde Wohnraum in Glonn, der ihr Sorgen bereitet. Und die mangelnden Optionen, neue Flüchtlinge unterzubringen. Gräf findet, dass die Gemeinde in der Sache "viel zu untätig ist". In der Gemeinderatssitzung an diesem Dienstag wollen die Grünen Druck aufbauen, damit sich genau das ändert.

Gräf wirkt etwas abgearbeitet, als sie bei der jüngsten Sitzung der Glonner Grünen eintrifft, es ist schon spät und einen Termin hat sie noch vor sich. Seit im vergangenen Jahr vier Flüchtlingsfamilien aus Pakistan, Afghanistan, Eritrea und Syrien nach Glonn kamen, ist Jutta Gräf im Helferkreis engagiert. Es gebe viel Unterstützung aus der Bevölkerung, sagt Gräf, nur von der Gemeinde komme wenig. Zu wenig finden die Glonner Grünen, vor allem was die Suche nach Immobilien und Notunterkünften für neu nach Glonn kommende Flüchtlinge betrifft. Und die werden kommen, "mit Sicherheit", so Jutta Gräf. "Glonn wird da nicht außen vor bleiben." Deshalb sei das Gebot der Stunde, Wohnungen und Grundstücke ausfindig zu machen.

Erst vergangenen Mittwoch wurden in Glonn neue Asylbewerber einquartiert, es handelt sich um zwölf Jugendliche, die vor allem aus Eritrea geflohen sind. Mit jedem neuen Zuzug wird die Frage nach Wohnraum in der Gemeinde drängender.

"Der Bürgermeister ist nicht gerade entscheidungsfreudig wenn es um Wohnraum geht", sagt Gräf mit Blick auf Josef Oswald (CSU), das Gemeindeoberhaupt der Marktgemeinde. "Es reicht nicht zu sagen, da und da geht es nicht. Dann muss man halt nach Alternativen suchen." Und die gibt es, da ist sich der Grüne Ortsverband sicher. Diskutiert wird in diesem Rahmen auch über das Gelände neben der evangelischen Kirche. "Da spricht nichts dagegen", findet auch Joachim Hellriegel, Sprecher des Grünen Ortsverbandes. Gerade für Container-Notunterkünfte müssten jetzt schon Möglichkeiten herausgearbeitet werden. Dass ein Grundstück Baugrund sei, das sei jedenfalls kein Gegenargument für die Aufstellung von Containern, argumentiert Fritz Gerneth vom Ortsverband. "Schließlich werden die Container da ja nicht ewig stehen und bauen kann man dann immer noch."

Während man über Notunterkünfte nachdenke, müsse parallel schon nach kompatiblem Wohnraum gesucht werden, appelliert Gerneth. "Schon vor den Flüchtlingen gab es zu wenig Wohnraum in der Gemeinde, und auch der soziale Wohnungsbau muss wieder verstärkt angepackt werden". Durch die Flüchtlinge verschärfe sich nun die Situation auf dem Wohnungsmarkt.

Und die Probleme verstärken sich gegenseitig: Wenn dem Asylantrag geflüchteter Menschen zugestimmt wird und sie aus den Asylbewerber-Aufnahmeeinrichtungen ausziehen dürfen - und auch müssen, finden sie wegen der heiklen Situation auf dem Wohnungsmarkt oft keinen preiswerten Wohnraum. Es bildet sich ein Rückstau, der dazu führt, dass in bayerischen Erstaufnahmeeinrichtungen rund 16 Prozent "Fehlbeleger" leben, also Menschen, die eigentlich aus den Einrichtungen ausziehen müssten, aber keine Wohnung finden. Das wiederum bringt die Gemeinden in Bedrängnis, die für die Unterbringung dieser Menschen verantwortlich sind. Dieser Verantwortung müsse man in Glonn auch jetzt schon gerecht werden, finden die Grünen. Dafür gelte es auch, privaten Leerstand ausfindig zu machen.

"Um die Unterbringung von Flüchtlingen hat sich inzwischen ein richtiger Wirtschaftszweig entwickelt", berichtet Jutta Gräf. Inzwischen gäbe es Bauherren, "die stellen für 900 000 Euro eine Unterkunft für 60 Leute hin". "Ich habe dem Bürgermeister auch ein solches Angebot gezeigt, aber er hat abgelehnt", berichtet Jutta Gräf ernüchtert. Am mangelnden Platz könne das aber nicht liegen, argumentieren die Grünen. "Zu sagen, es gäbe in Glonn keinen Baugrund, stimmt einfach nicht", schimpft Grünen-Mitglied Christine Gerneth. Die Gemeinde müsse nur konkret bei Eigentümern anfragen, ist sie überzeugt.

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