Glonn:Schwestern in Not

Glonn: Dass Kinder in Zinneberg gut aufgehoben sind, bezweifelt wohl niemand. So mancher stößt sich allerdings an den Kosten für die Gemeinde.

Dass Kinder in Zinneberg gut aufgehoben sind, bezweifelt wohl niemand. So mancher stößt sich allerdings an den Kosten für die Gemeinde.

(Foto: Peter Hinz-Rosin)

Zinneberger Krippe fehlen 60 000 Euro, Glonn springt ein

Von Anja Blum, Glonn

Zu einer lebhaften Diskussion im Glonner Gemeinderat hat nun einmal mehr das Thema Kinderbetreuung geführt. Genauer gesagt: ein Defizit von knapp 60 000 Euro, das die Kinderkrippe auf Schloss Zinneberg im vergangenen Jahr verzeichnet hat. In seiner jüngsten Sitzung hatte das Gremium darüber zu entscheiden, ob die Gemeinde hier einspringt. Dabei wurden auch kritische Stimmen laut, die jedoch entkräftet werden konnten - sodass der Gemeinderat die Finanzspritze für die Einrichtung am Ende einstimmig befürwortete.

Betrieben wird die Zinneberger Krippe von den Schwestern vom Guten Hirten beziehungsweise deren breit aufgestellter Kinder- und Jugendhilfeeinrichtung. Doch dieser sei das Defizit nicht anzulasten, sagte Bürgermeister Josef Oswald (CSU), denn es entspringe keiner Misswirtschaft, sondern den unvermeidbaren Risiken der Kinderbetreuung. Sprich: "dem praktisch unkalkulierbaren Anmeldeverhalten der Eltern".

Im Fall der Zinneberger Einrichtung scheint sich dieses besonders drastisch niedergeschlagen zu haben: Bereits Anfang des Jahres 2015 beschloss der Gemeinderat wegen einer langen Warteliste, die Krippe - in Glonn die einzige ihrer Art - erheblich auszubauen: Statt zwei Gruppen á zwölf Kindern sollten dort künftig vier Gruppen untergebracht werden, also insgesamt 48 Plätze. Doch die Bauarbeiten verzögerten sich, sodass im Herbst desselben Jahres erneut viele Absagen verschickt werden mussten. Anfang des nächsten Jahres lagen wieder 40 Anmeldungen vor - doch im Herbst waren es dann nur noch 20 Kinder, die die Einrichtung tatsächlich besuchten, weil viele Eltern es sich anders überlegt hatten. Das aber bedeutete ein erhebliches Minus bei staatlicher Förderung und Elternbeiträgen.

"Nachdem zwischendrin schon abzusehen war, dass zum September keine vier Gruppen nötigt sein würden, hat man bereits geplantem Personal abgesagt", berichtete der Bürgermeister aus der Einrichtung. Trotzdem habe man mit mehr Kindern gerechnet und sei deswegen mit drei Gruppen in das Jahr gestartet, die nicht voll belegt waren. "Das war aber auch nötig, um den weiteren Betrieb sicherzustellen", sagte Oswald. Die Zahl der betreuten Kinder sei schon im Dezember auf 30 gestiegen und werde bis Mai voraussichtlich bei 39 liegen. Deswegen sei 2017 auch mit einer Kostendeckung zu rechnen. Von Herbst an sei der Betrieb mit vier Gruppen geplant.

Die anschließende Diskussion drehte sich um die Verpflichtung der Gemeinde, genügend Plätze vorzuhalten, einerseits - sowie um den Rechtsanspruch und das unkalkulierbare Anmeldeverhalten der Eltern andererseits. Vor allem Fritz Gerneth (Grüne) übte hier Kritik - ein Krippenplatz sei schließlich "keine Selbstverständlichkeit" - und zeigte sich verärgert über das Defizit. Auch die Kostensteigerung bei der Erweiterung des Gebäudes kam dabei erneut zur Sprache.

Rathauschef Oswald indes machte klar, dass die Zusammenarbeit mit den Zinneberger Schwestern sehr gut und für die Gemeinde auch finanziell von Vorteil sei, und erntete damit viel Zustimmung. Für die Eltern in die Bresche sprang besonders SPD-Gemeinderat Martin Podehl: Mütter und Väter suchten eben stets die beste Lösung für ihre Familie - und das sei auch verständlich.

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