Kultur im Landkreis:Triller, Tango, Tuba

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"Kupfadache" aus dem Chiemgau singt und spielt jene Geschichten, die das Leben schreibt. Das Quintett ist am Freitag, 21. Oktober, in der Glonner Schrottgalerie zu Gast. (Foto: Veranstalter)

Im Herbst sind nicht nur die Blätter bunt, sondern auch die Wochenenden in der Schrottgalerie. Die kleine Glonner Bühne bietet Musik diverser Genres und sogar Literarisches.

Von Anja Blum, Glonn

Wer glaubt, die Schrottgalerie könne nur Blues, der irrt. Zwar ist dieser Stil das Markenzeichen der Glonner Bühne - doch ihr aktuelles Herbstprogramm bietet Musik diverser Genres und sogar Literarisches. Zwölf Veranstaltungen stehen bis Ende November noch auf dem Programm, das Hanno Größl trotz aller pandemischen und wirtschaftlichen Unwägbarkeiten aufgelegt hat. Der Eintritt ist wie immer frei, doch im Hut für die Musiker sollte es rascheln, nicht klimpern, wie der Programmdirektor zu sagen pflegt. Außerdem freut sich das Team der Schrottgalerie in der kälteren Jahreszeit über jede Holzspende für den Ofen, ganz nach dem Motto: "a Hoizscheidl für die Kultur!"

"Herzblutsound aus dem Chiemgau" ist geboten am Freitag, 21. Oktober, mit Kupfadache. Das Quintett liegt treffsicher zwischen allen Stilrichtungen, zwischen Volksmusik, Pop, Folk und Singer-/Songwriter. Bairische Texte mit Tiefgang treffen hier auf kraftvolle Stimmen, Gitarre, Klavier, Bass und Flügelhorn tragen Songs mit eigenwilligen, aber eingängigen Melodien, ganz ohne Staub im Janker. Feinste Juwelen des akustischen Blues wiederum präsentiert Rainer Brunn am Samstag, 22. Oktober, eine spannende Zeitreise durch 70 Jahre Musikgeschichte. In der Ankündigung heißt es: "Rainer Brunn hat in 25 Jahren Bühnenpräsenz einen druckvoll-groovigen Gitarrenstil entwickelt und weiß mit seiner ausdrucksstarken Stimme immer wieder aufs Neue zu begeistern."

Volksmusik mal anders präsentiert "Maxjoseph". (Foto: Veranstalter/oh)

Crossover geht es weiter am Freitag, 28. Oktober, mit Maxjoseph: Die vier jungen Musiker verwirklichen ihre ganz eigene Vorstellungen, indem sie an Tuba, Gitarre und zwei Steirischen neue Klangfarben entdecken, Volksmusik mit Jazzharmonien verbinden, Klassisches mit pulsierenden Rhythmen beleben und Vertrautes mit Fremdem vermischen. Mit zeitlosen "Songs of Love & Peace" singen und spielen Gitarrist Ricardo Volkert und seine Freunde am Samstag, 29. Oktober, an gegen atomare Aufrüstung, Naziparolen, Zionismus und Populismus. Man darf sich freuen auf Klassiker von Bob Dylan, Leonard Cohen, Pete Seeger, Crosby Stills Nash & Young, Cat Stevens und anderen.

Das Trio "Lippentriller" hat sich ganz dem Horn und seinen vielen Verwandten verschrieben. (Foto: Veranstalter)

Eines der innovativsten jungen Ensembles in Bayern ist am Samstag, 5. November, in Glonn zu Gast: das Trio Lippentriller. In ihrem neuen Programm vereinen die drei Hornisten Konzert und Ausstellung, denn Lukas Rüdisser hat zwölf Bilder seines Kollegen Christoph Lutz vertont, sodass Zuhörer, Betrachter, Musiker, Maler und Komponist in einen Dialog treten können. Mit dabei sind wieder viele verschiedenste Hörner, allen voran das Alphorn und das Waldhorn, aber auch Kornett, Flügelhorn und Wagnertube.

Evelyn Huber kommt ins Tölzer Gasthaus. (Foto: privat/oh)

"Kopfkino vom Feinsten" wiederum verspricht Evelyn Huber mit ihrem Solo am Freitag, 11. November, zu bieten. Die Ausnahmeharfenistin ist ein besonderes Klangerlebnis: hingebungsvoll-feurig ebenso wie atmosphärisch-meditativ, inspiriert von Tango, Jazz, Impressionismus und lateinamerikanischem Lebensgefühl entwickelt sie einen einzigartigen Musikstil, vereint Charme, Spielfreude und technische Perfektion.

Um Völkerbegegnung geht es am Samstag, 12. November, wenn das Mittelmeer Orchestra in der Schrottgalerie spielt. Zehn Musiker aus vier Nationen lassen gemeinsam einen Klang entstehen, der durch die verschiedenen Kulturen von Griechenland über die Türkei bis nach Mazedonien führt, umrahmt von türkischer und deutscher Lyrik, die sich mit Texten der Roma zu einem bunten Teppich weben. Austausch zwischen den Kulturen ist auch Anliegen von Tante Friedl, einem bayerisch-amerikanischen Duo aus Berlin. Kraftvoll, kritisch, politisch und ironisch setzen sich Magdalena Kriss aus Bayern und Dan Wall aus New York State am Sonntag, 13. November, sowohl mit ihren eigenen Songs, als auch mit traditioneller Volksmusik aus Europa und Nordamerika auseinander. "Mit Banjo, Akkordeon und zwei starken Stimmen schaffen sie einen ehrlichen, energetischen Sound", heißt es in der Ankündigung.

Magdalena Kriss aus Bayern und Dan Wall aus New York State sind gemeinsam "Tante Friedl". (Foto: Veranstalter)

Literarisch wird es am Freitag, 18. November, dann nämlich stellt Simon Viktor aus Aßling seinen Debütroman vor: "Durch die Welt ein Riss" ist das schonungslose Porträt eines Dorfs und beleuchtet auf eindrucksvolle Weise ein nahezu vergessenes Kapitel deutscher Geschichte: das bis heute schwerste Eisenbahnunglück nach dem Krieg. Am Abend des 16. Juli 1945 bleibt nahe Aßling ein Zug liegen. Die 1200 Soldaten an Bord haben den Horror des Krieges überlebt, endlich dürfen sie nach Hause. Doch nicht alle werden ihr Ziel erreichen... Ein junges Quartett, das sich der Blues-, Roots- und Stringband-Musik verschrieben hat kann man am Samstag, 19. November, erleben: The See See Riders. Zu hören gibt es da längst vergessene Lieder neu arrangiert sowie eigene Stücke, und zwar in einer heute selten gewordenen Besetzung aus Resonatorgitarren, Violine und Kontrabass. "Isarsound meets Nashville" heißt es am Freitag, 25. November, mit der Feido Band. Das Programm des Trios umfasst Cover sowie eigenes Material aus den Genres Bluegrass, Folk, Americana und bairischer Mundart.

Pia Kolb und Angela Hundsdorfer inszenieren "Lausdirndlgeschichten" nach Lena Christ (Foto: Veranstalter)

Ebenfalls sehr bayerisch wird es zum Abschluss der Saison am Samstag, 26. November, denn da stehen "Lausdirndlgeschichten" nach Lena Christ auf dem Programm. Die "Grande Dame der bairischen Literatur" setzte ihrer Kindheit im idyllischen Glonn ein anarchisches, bittersüßes und liebevoll-gewitztes Denkmal: Pfarrer, Lehrer und die Baronesse haben es schwer mit der wilden Leni, die alles auf den Kopf stellt - notfalls mit Juckpulver. Ja, "furchtbar schee" ist das Lausdirndl-Leben auf dem Dorf bei den Großeltern. Doch da taucht plötzlich die Mutter auf... "Ein Abend für alle, die mal Kind waren, oder es immer noch sind", frech, bunt und rasant von Pia Kolb und Angela Hundsdorfer in Szene gesetzt.

Einlass in die Schrottgalerie ist jeweils um 19 Uhr, die Vorstellungen beginnen um etwa 19.30 Uhr. Eine Anmeldung per Mail an reservierung@schrottgalerie.de wird dringend empfohlen. Alle weiteren Infos gibt's unter www.schrottgalerie.de.

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