Kunstgenuss in Glonn:Bilder statt Blues

Die Glonner Schrottgalerie unterbricht ihre Zwangspause als Musikbühne mit einer Ausstellung. Zu bewundern gibt es Werke von Monika Arndt, Yvonne Reber und Hanno Größl.

Von Anja Blum

In der Schrottgalerie Friedel ist nun "Kunstöffnungs-Zeit"! Am Freitag und am Samstag, 11./12. Dezember, kann dort eine Ausstellung bewundert werden - denn dies ist die einzige Möglichkeit, "zum Jahresende noch etwas Leben in die Bude zu bringen", wie Organisator Hanno Größl es ausdrückt. Zu sehen gibt es Malerei von Yvonne Reber und Monika Arndt sowie Skulpturen und Objekte des Bildhauers Größl.

Kunstgenuss in Glonn: Die Glonner Schrottgalerie zeigt unter anderem Skulpturen von Hanno Größl.

Die Glonner Schrottgalerie zeigt unter anderem Skulpturen von Hanno Größl.

(Foto: Christian Endt)

Normalerweise liegt der Schwerpunkt der Glonner Bühne ja auf Konzerten, vorzugsweise handgemachten Blues kann man dort genießen. Die bildende Kunst, die den urigen Raum stets belebt, ist dabei ein zusätzliches Zuckerl, das visuelle Inspiration und kreative Atmosphäre schafft. Nur ab und an wird der Musikreigen unterbrochen von einer Vernissage. Wegen der Corona-Pandemie aber sind die Bühnen allesamt geschlossen, daher stehen nun in Glonn die Kunstwerke im Vordergrund.

"Ich bin in der Zeitung über Anzeigen von Münchner Galerien gestolpert, da kam mir die Idee", erklärt Größl, denn gewerblich betriebene Ausstellungsräume gelten - im Gegensatz zu Museen - als Einzelhandel. Insofern darf auch die Schrottgalerie öffnen, wenn sie eine Verkaufsausstellung anbietet, aber nur zu den üblichen Ladenzeiten. Außerdem gelten die allgemeinen Hygieneregeln für Geschäfte: Maskenpflicht, Abstand, maximal zehn Kunden gleichzeitig. "Aber ich denke, das lässt sich wunderbar steuern", zeigt sich Größl optimistisch. Die Schau solle jedenfalls eine Inspiration sein, Familie und Freunde mit einem künstlerischen Weihnachtsgeschenk zu überraschen - und damit natürlich auch die Kunst in der Krise zu unterstützen.

Kunstgenuss in Glonn: Um öffnen zu dürfen, wird die Glonner Schrottgalerie nun zum Ausstellungsraum.

Um öffnen zu dürfen, wird die Glonner Schrottgalerie nun zum Ausstellungsraum.

(Foto: Christian Endt)

"Stein trifft Leinwand, Papier und Farbe" haben die Macher ihre Ausstellung betitel, und das trifft es sehr gut, denn die Schau ist ein frecher Mix an Materialien, Stilen, Techniken. Ein kreatives Sammelsurium, das der Schrottgalerie als Ort der Begegnung bestens zu Gesicht steht. Auch die Art der Präsentation unterstreicht dies: Jeder Flecken wird genutzt, manches Bild lehnt einfach an der Wand, überall im Raum stehen Skulpturen oder Holzblöcke mit Objekten darauf. "Das alles soll ruhig Werkstattcharakter haben", sagt Größl und lächelt. Er weiß eben, was das Publikum erwartet von der Schrottgalerie.

Auch die beteiligten Künstlerinnen und Künstler sind in Glonn längst keine Unbekannten mehr: Hanno Größl und Yvonne Reber gehören ohnehin zum Team der Schrottgalerie, Monika Arndt aus Kleinhöhenrain ist eine "enge Freundin" und hat schon mehrmals in diesen Räumen ausgestellt. Zuletzt war sie indirekt, mit einer Retrospektive auf das Werk ihres Vaters, des Münchner Malers Werner Frach, präsent. Diesmal zeigt Arndt eine neue Serie von Holzlithografien, Mokulito nennt sich diese spannende, aus Japan stammende Drucktechnik, mit der sowohl grobe, als auch feine Strukturen geschaffen werden können. Arndts Motive sind hier Gräser, Blätter, Blüten und Frauen: Kunstvolle Geflechte aus Funkien, Schachtelhalmen, Lilien oder anderen Pflanzen stehen entweder für sich, oder umrahmen, dem Jugendstil ähnlich, schöne Gesichter. Teils hat die Künstlerin, die als Tiefdruck-Retuscheurin aus dem grafischen Gewerbe kommt, ihre Lithografien in Schwarz-Weiß belassen, teils aber auch aquarelliert, die dominierenden Farben sind dann ein sattes Grün und dunkles Rot. Viele miteinander korrespondierende Arbeiten präsentiert Arndt paarweise im Rahmen.

Kunstgenuss in Glonn: Im neuen Ausstellungsraum gibt es auch Malerei von Yvonne Reber zu sehen.

Im neuen Ausstellungsraum gibt es auch Malerei von Yvonne Reber zu sehen.

(Foto: Christian Endt)

Auch Yvonne Reber, im Brotberuf Grundschullehrerin, ist mit einer ganz neuen, aufregenden Serie vertreten. Diese Bilder changieren zwischen Malerei und Grafik: Hinter vielen transparenten, pastelligen Farbschichten scheinen hier Kohleskizzen durch, teils entsteht durch eingearbeitetes Material wie Faden oder Papier eine zusätzlich in die Tiefe wirkende Struktur. Rebers Motive sind dabei mal mehr, mal weniger in Auflösung begriffen: junge Menschen, meist in Bewegung, fallend, laufend, liegend, mit dynamischen Strichen festgehalten. Schwungvoll kommen aber auch die großformatigen Abstraktionen daher, die die Malerin ebenfalls zeigt: kontrastreiche, vielschichtige innere Landschaften, die das Auge zum Verweilen und Suchen einladen.

"Ohne Asche kein Phönix": Diesem in der Kulturszene viel zitierten Schlachtruf der Kabarettistin Christina Eixenberger hat sich Hanno Größl gewidmet - "denn das macht einfach klar, worum es gerade geht". Doch nicht nur um Kritik an politischen Entscheidungen geht es dem Bildhauer, sondern auch um die "Hoffnung auf Auferstehung, nächstes Jahr". Diese soll seine neueste Arbeit symbolisieren: ein wunderbar anrührender menschlicher Phönix, geschaffen aus einem simplen Ast. Unten hat ein Feuer seine schwarzen Spuren hinterlassen, oben sind viele Kerben in den Leib der Figur geschlagen, die Arme reckt sie steil nach oben, gen Himmel. Eine Zypresse sei das, deren grobe Rinde sich gut abbrennen ließe, erklärt der Künstler, für die Bearbeitung habe er eine Bandsäge verwendet, keine Schnitzmesser. "Ich mag es, wenn man sich schon durch die Wahl des Werkzeugs selbst limitiert." Klar, im Vordergrund steht nicht das Handwerk, sondern die Aussage - und die ist bei diesem Phönix stark. Auch ansonsten ist die Glonner Galerie dicht bestückt mit Werken Größls, die Schau zeigt seine große Wandelbarkeit zwischen Stein, Metall und Holz. Von diversen Stelen über schalenartige Objekte bis hin zu Arbeiten, die aus abstrakten Lithografien und obendrein dem dazugehörigen Druckstock bestehen. "Deswegen gibt es davon nur immer eine Auflage", sagt der Künstler.

Kunstgenuss in Glonn: Holzdrucke von Monika Arndt sind ebenso ausgestellt.

Holzdrucke von Monika Arndt sind ebenso ausgestellt.

(Foto: Christian Endt)

Die Devise sollte also lauten: kommen, schauen, zuschlagen. Sonst wird das womöglich nichts mit der Auferstehung. "Momentan wissen wir überhaupt nicht, wie es weitergeht", sagt Größl über den Konzertbetrieb in der Schrottgalerie, "deswegen können wir auch gar nichts planen."

Ausstellung von Yvonne Reber, Monika Arndt und Hanno Größl in der Glonner Schrottgalerie, Freitag, 11. Dezember, von 18 bis 20 Uhr und Samstag, 12. Dezember, von 13 bis 20 Uhr.

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