Kunst im Landkreis:Eine Familie - drei Blickwinkel

Kunst im Landkreis: Dieser "Eismaler" war am Ammersee aktiv. Ganz ohne Photoshop.

Dieser "Eismaler" war am Ammersee aktiv. Ganz ohne Photoshop.

(Foto: Andreas Mally-Geißbauer/oh)

Die Schrottgalerie in Glonn startet mit einer sehenswerten Ausstellung in ein hochmusikalisches Winterprogramm: Lena Mally, Thomas Mally und Andreas Mally-Geißbauer zeigen Fotografie und Malerei.

Von Anja Blum, Glonn

Wie unterschiedlich kreative Ergebnisse sein können, selbst wenn drei miteinander verwandte Menschen ihren Blick auf die Welt in Bilder fassen, das beweist nun eine Ausstellung in der Glonner Schrottgalerie. "Drei-Raum - Gefühle, Geradlinigkeiten, Reflexionen" ist sie überschrieben, zu sehen gibt es Fotografie und Malerei aus drei verschiedenen Blickwinkeln. Es stellen aus: Thomas Mally aus Kolbermoor, seine gerade mal 16-jährige Tochter Lena Mally sowie Schwager Andreas Mally-Geißbauer, der am Ammersee lebt. Die Vernissage findet statt am Donnerstag, 12. Januar, um 19 Uhr.

"Wir kennen uns schon seit der Schule, da waren wir zusammen im Kunstleistungskurs", sagt Thomas Mally und wirft dabei einen Blick auf den Schrottgaleristen Hanno Größl. Somit wäre bereits die Frage geklärt, wie die Mallys zu einer Ausstellung in der Glonner Musikbühne kamen. Zumindest fast. Denn den Ausschlag habe letztlich seine Tochter Lena gegeben, erklärt Mally weiter. "Es war ihre Idee!"

Kunst im Landkreis: Familienausstellung: Andreas Mally-Geißbauer, Lena Mally und Thomas Mally (v.l.n.r) zeigen in der Glonner Schrottgalerie Fotografie und Malerei.

Familienausstellung: Andreas Mally-Geißbauer, Lena Mally und Thomas Mally (v.l.n.r) zeigen in der Glonner Schrottgalerie Fotografie und Malerei.

(Foto: Peter Hinz-Rosin)

Für die 16-Jährige ist es das erste Mal, dass sie ihre Arbeiten jenseits der Schule präsentiert - und man muss sagen: Lena Mally geht diesen Schritt in die Öffentlichkeit vollkommen zurecht. Nicht nur, dass sie das malerische Handwerk bereits erstaunlich gut beherrscht, auch ihre Bildsprache ist wirklich außergewöhnlich weit entwickelt. Trotzdem bleibt die 16-Jährige bescheiden: "Immer am Lernen, noch kein Künstler" steht dick und fett auf einer Kurzvita, die neben ihren Bildern hängt. Vielmehr versuche sie "zu verstehen, wie das Alles funktioniert".

Seine Tochter sei einfach ein kreatives Allroundtalent, sagt der Vater stolz. Sie spielt Klavier, fotografiert und malt, quasi mit allem, was ihr zwischen die Finger kommt, etwa Ölkreiden, Tusche oder Acryl. Kein Wunder also, dass Lena Mally sich für die Gestaltungs-FOS in Rosenheim entschieden hat. "Das hat sich alles einfach immer so weiterentwickelt", sagt die junge, vielversprechende Künstlerin.

Kunst im Landkreis: "Abbildung von zweien": Lena Mally zeigt Schwäne mal ganz anders.

"Abbildung von zweien": Lena Mally zeigt Schwäne mal ganz anders.

(Foto: Peter Hinz-Rosin)

Viele der Bilder von Lena Mally zeigen Tiere - doch wer nun an possierliche Fellnasen denkt, geht fehl. Die Kompositionen der 16-Jährigen sind nämlich alles andere als heiter, vielmehr bevorzugt sie düstere Motive und eine ebensolche Gestaltung. Schwarz, Grau und Weiß dominieren ihre Werke. "Das spricht mich einfach an, das ist gar keine bewusste Wahl", versucht sie ihre außergewöhnlich morbide Kunst zu erklären. Ein niedlicher Hase sitzt hinter einem Drahtgeflecht, zwei Schwäne schwimmen auf dunklem, pastos aufgetragenem Wasser.

Auch einen Totenkopf hat Lena Mally gemalt, sowie zwei stark abstrahierte Landschaften. Das persönlichste Bild aber dürfte "Drei Freunde" sein, denn es zeigt im Zentrum den Hund der 16-Jährigen. Zumindest seinen Kopf, Zähne fletschend, und scheinbar in einem dunklen Strudel versinkend. "Ich wollte meinen Hund porträtieren, er hat dafür sogar Modell gesessen - und der Rest hat sich dann einfach so ergeben, ohne Nachdenken."

Kunst im Landkreis: Außergewöhnlich düster ist auch dieses Bild, mit dem Lena Mally ihren Hund porträtiert hat.

Außergewöhnlich düster ist auch dieses Bild, mit dem Lena Mally ihren Hund porträtiert hat.

(Foto: Peter Hinz-Rosin)

Lange an komplizierten Konzepten zu feilen, ist auch Thomas Mallys Sache nicht. Lenas Vater nämlich hat sich dem kontrollierten Schnappschuss verschrieben, sprich: der Fotografie per Handy. "Das hab ich immer in der Hosentasche, und wenn ich ein Motiv sehe, dann ist das Telefon schnell gezückt." "Urban Lines" nennt der 52-Jährige seine Fotoserien, die ganz spontan in verschiedenen deutschen Städten entstehen. Der Kolbermoorer nämlich ist beruflich viel unterwegs, er sorgt als Visual Merchandiser für ansprechende Ladenflächen in Deutschlands Shoppingzentren.

Großes Gespür für Optik prägt denn auch seine fotografische Arbeit: Mally zeigt in der Schrottgalerie vornehmlich Architektur, genauer gesagt: Hausfassaden, Fenster, Balkone, Wände, Brücken - die er jedoch stark abstrahiert. Vor einem Himmel als monochrome Fläche entwickelt sich so ein spannendes geometrisches Spiel. Mally jedenfalls scheint große Freude zu haben an ungewöhnlichen Perspektiven, scharfen Kanten und Reihungen. Doch gänzlich unkritisch sollen diese Arbeiten nicht verstanden werden: Indem er die Geradlinigkeit unseres urbanen Lebensraums aufzeige, wolle er daran erinnern, wieder mehr Natur zuzulassen.

Kunst im Landkreis: Nicht mehr als ein altes Handy braucht Thomas Mally für seine "Urban Lines".

Nicht mehr als ein altes Handy braucht Thomas Mally für seine "Urban Lines".

(Foto: Thomas Mally/oh)
Kunst im Landkreis: Egal, welches Motiv: Dieser Fotograf liebt das gute alte Polaroid-Design.

Egal, welches Motiv: Dieser Fotograf liebt das gute alte Polaroid-Design.

(Foto: Thomas Mally/oh)

Dargeboten werden Thomas Mallys bemerkenswerte Stadtansichten mal in Farbe, mal schwarz-weiß, aber immer im gleichen Format, einem vergleichsweise kleinen Quadrat mit weißem Rahmen drumherum. "Sind wir nicht alle Kinder der Polaroidkamera?", fragt Mally und grinst. "Mich jedenfalls macht diese Ästhetik einfach an." Und die Möglichkeiten einer Handykamera seien schier unerschöpflich - man könne damit jede Stimmung widerspiegeln, auch ganz ohne Bildbearbeitung.

Auf eine solche verzichtet auch Schwager Andreas Mally-Geißbauer. "Ich bin kein Photoshopper", sagt er und lacht, "auch wenn das die Leute oft nicht glauben wollen." Und tatsächlich ist es mehr als beeindruckend, welche vielfältigen Kompositionen der Fotograf aus Utting der Natur entlockt. "Es ist ja alles schon da, ich muss es nur aufnehmen", sagt er bescheiden. Auch er hat seine Kamera immer dabei, wenn er unterwegs ist.

Kunst im Landkreis: Hier zeigt Andreas Mally-Geißbauer die schöne Seite eines Eisregens.

Hier zeigt Andreas Mally-Geißbauer die schöne Seite eines Eisregens.

(Foto: Andreas Mally-Geißbauer/oh)

Kreativ sei er eigentlich schon immer gewesen, erzählt Mally-Geißbauer, bereits als Kind habe er mit Buntstiften abstrakte, expressive Farbenspiele gemalt. "Aber das hat damals niemand gelten lassen." Also probierte er sich später im Schauspielfach, ließ das aber einer gesicherten Existenz zuliebe dann wieder bleiben. Heute verdient er sein Geld als "Bio-Masseur", der ausschließlich mit den Händen arbeite, nicht mit irgendwelchen Hilfsmitteln.

Kunst im Landkreis: Ein Schelm, wer Schmutziges dabei denkt...

Ein Schelm, wer Schmutziges dabei denkt...

(Foto: Andreas Mally-Geißbauer/oh)

Als Mally-Geißbauer dann irgendwann die digitale Fotografie für sich entdeckte und eine bewegte Wasserfläche vor die Linse bekam, erlebte er ein Déjà-vu: "Die Aufnahme hat mich total an meine Kinderbilder erinnert!" Dementsprechend große war die Faszination, so dass sich der 59-Jährige nun ganz dem Wasser verschrieben hat: Es ist für ihn "Lebenselixier und Künstler zugleich". Egal, ob flüssig, tropfend oder gefroren, Mally-Geißbauer sieht die Schönheit dieses Elements, seiner Wellen, seiner Kristalle.

Dazu gibt es Bildtitel, die es in sich haben, die humorvoll sind, aber auch mal provokativ. Eine Schwimmerin im See heißt "Giftkräutertee - weil der Mensch das Allerschädlichste ist", eine Gletscherspalte im Stubaital betitelte der Künstler mit "Cold Porn". Besonders gerne aber sei er im oberen Isartal unterwegs, erzählt Mally-Geißbauer, etwa am Sylvensteinsee, wo er mal das Gegenteil von Wasser fand, nämlich ausgetrockneten Lehmboden. "Renaturierung" hat er diese Aufnahme genannt.

Kunst im Landkreis: Ein Mangel an Wasser gehöre doch irgendwie auch zu seinem Thema, sagt der Fotograf aus Utting.

Ein Mangel an Wasser gehöre doch irgendwie auch zu seinem Thema, sagt der Fotograf aus Utting.

(Foto: Andreas Mally-Geißbauer/oh)

Musikalisch legt die Schrottgalerie übrigens am Freitag, 13. Januar, 19.30 Uhr mit Zepop4 los - ein facettenreiches Programm von leisem Jazz-Pop bis zu treibendem Latin und Soul. Am Samstag, 14. Januar, 19.30 Uhr gehört die Bühne dann Grasset4. Das Quartett um Adiaha Bürkmiller spielt eine wunderbare Mischung aus Folk, Americana, Country und Blue Grass.

Vernissage in der Schrottgalerie Glonn am Donnerstag, 12. Januar, um 19 Uhr, es gibt frisches Brot und Wein. Reservierung per Mail an reservierung@schrottgalerie.de erbeten.

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