Glonn:Prächtiges Tutti mit neuer Orgel

Kirchenchor Glonn

Glücksgriff: Um dem opulenten Werk in Glonn überhaupt Gehör verleihen zu können, schreibt Kirchenmusiker Thomas Pfeiffer ein reduziertes Arrangement.

(Foto: Privat)

Der Glonner Kirchenchor von Sankt Johann Baptist meistert die Herausforderung der "Cäcilienmesse" von Charles Gounod mit Bravour

Die Glonner Pfarrkirche war bis auf den letzten Platz gefüllt, sogar auf Empore und Chor standen die Zuhörer in mehreren Reihen, um das Kirchenkonzert des Kirchenchors von Sankt Johann Baptist zu erleben. Und ein Erlebnis war es tatsächlich, was Chor, Solisten und Instrumentalisten unter der profunden Leitung von Thomas Pfeiffer zu bieten hatten.

Als Hauptwerk des Abends stand die "Cäcilienmesse" von Charles Gounod auf dem auch sonst rein romantischen Programm. Wie Pfarrer Siegfried Schöpf in seiner Begrüßung erklärte, hatte an diesem Tag in Glonn der glückliche Zufall zugeschlagen - oder hatte vielleicht gar Gott seine Finger im Spiel? Jedenfalls passte es perfekt: Erst am Morgen, während des Sonntagsgottesdienstes, war die neue, lange ersehnte Orgel der Kirche eingeweiht worden, und Messmusik zu Ehren der heiligen Cäcilia, der Schutzheiligen der Kirchenmusik, in einem Raum mit einer neuen Orgel - welchen schöneren Anlass könnte es geben?

Auch am Abend konnten sich die Zuhörer von Klangqualität und -volumen des neuen Instruments überzeugen: Als Einleitung für das Konzert brachten Thomas Pfeiffer und sein Schüler Jakob Skudlik zwei Sätze von Gustav Merkels Orgelsonate d-moll, op. 30 zu Gehör. Besonders in der virtuosen Schlussfuge des dritten Satzes (Allegro con fuoco) ließen sie die Orgel im prächtigsten Tutti ertönen, wie dies nur beim Spiel von zwei gleichzeitig gekonnt agierenden Organisten zu erleben ist.

Die Cäcilienmesse oder, mit vollem Namen, "Messe solennelle en l'honneur de Sainte-Cécile", wurde 1855 von Gounod als ausgesprochen opulentes Werk komponiert und erfordert eigentlich einen großen Chor und üppiges Orchester - beides eine Herausforderung für Glonner Verhältnisse. Pfeiffer aber gelang es, aus der Not eine Tugend zu machen: Für das Projekt "Cäcilienmesse" warb er weitere Sänger an, die, zusammen mit den Stammsängern, die Messe in wenigen, konzentrierten Proben einstudierten. Um den Aufwand, auch finanziell, indes in vertretbarem Rahmen zu halten, schrieb der Kirchenmusiker außerdem ein neues Arrangement mit stark reduzierter Besetzung: neben Orgel und Klavier lediglich Pauke, und, dem hochromantischen Charakter des Werkes geschuldet, eine Harfe - im Original sah Gounod derer sechs vor.

Diese Instrumentierung, vor allem der Kontrast zwischen dem perkussiven Charakter des Klaviers und den länger tragenden Orgelklängen, erwies sich als Glücksgriff für den relativ kleinen Raum der Glonner Kirche, verlangte aber den Instrumentalisten einiges ab. Martina Hussmann am Klavier, Konrad Liebscher an der Orgel, aber auch Irmgard Gorzawski (Harfe) und nicht zuletzt Sepp Biesenberger (Pauken) meisterten diese Aufgabe mit Bravour, ebenso wie - gewohnt brillant, rein und zart agierend - die Sängersolisten des Abends: Priska Eser (Sopran), Andreas Hirtreiter (Tenor) und Martin Danes (Bass). Präsent und homogen gestaltete auch der Chor. Im Sanctus beispielsweise steigerte sich die Sängerschar, vom anfangs geforderten dreifachen Pianissimo kommend, langsam bis zum dreifachen Fortissimo - ein Lobpreis in allen Schattierungen zwischen inniger Andacht und triumphalem Ausruf, der, als i-Tüpfelchen, von der Empore herunter gekrönt wurde durch den Einsatz der neuen Orgel (statt der sonst üblichen Ferntrompeten).

Eine höchst stimmungsvolle instrumentale Ergänzung zum gesungenen Lobpreis bildete auch die zwischen Credo und Sanctus eingeschobene, getragene Harfenkomposition "Aria in classic style" des amerikanischen Komponisten Marcel Grandjany in einer Fassung für Harfe und Orgel.

Von der Uraufführung der Cäcilienmesse berichtete der damals ebenfalls anwesende Komponist Camille Saint-Saëns: "Die Aufführung rief eine Art Benommenheit hervor. Diese Einfachheit, diese Größe, setzte die Leute sehr in Erstaunen." In Glonn entlud sich die Begeisterung des Publikums immer wieder in spontanem Applaus zwischen den einzelnen Teilen des Messordinariums; und am Ende belohnte tosender, lang anhaltender Beifall, gepaart mit, in diesem Fall sicher verdienten, Ovationen die Akteure.

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