Glonn:Mit Strich und Strick

"Ins Licht gerückt": Die Grafinger Künstlerin Erika Prabst zeigt in der Glonner Klosterschule die Strahlkraft von Hell-Dunkel-Kontrasten - in drei unterschiedlichen Techniken

Von Jessica Morof, Glonn

Weiße Flächen auf lilabraunem Grund; strahlende Tupfen vor kräftigdunklen Silhouetten: Die Faszination gegensätzlicher Farbkombinationen spielt in der Malerei eine besondere Rolle, und in Erika Prabsts Ausstellung werden Hell-Dunkel-Kontraste geradezu "Ins Licht gerückt". Unter diesem Titel stellt die Künstlerin von diesem Donnerstag an in der Klosterschule in Glonn aus. Etwa zwei Jahre lang hat sich die Grafingerin mit dem Thema Licht befasst; vor allem mit weißen Formen vor dunklen Hintergründen. Entstanden ist eine Ausstellung aus knapp 70 Werken in drei verschiedenen Techniken: Acryl, Hinterglasmalerei und Strickbilder.

Immer wieder habe sie die Rückmeldung bekommen, dass in ihren Bildern das Licht einen ganz besonderen Effekt habe, erzählt Prabst. Also habe sie beschlossen, diesem Aspekt ganz genau auf den Grund zu gehen. "In der Helligkeit fühle ich mich einfach wohl", erklärt sie. Vor allem bei den Acrylbildern sticht das sofort ins Auge. Hier hat sich Prabst sowohl floralen Motiven als auch Abstraktem gewidmet.

Im Eingangsbereich fällt ein Bild mit farbigem Zentrum in lila und grünen Tönen auf. Rundherum schweifen große Flächen in hellen, blassrosa Schwüngen aus und grenzen sich durch ihre Strahlkraft vom graublauen Hintergrund ab. Düster auf der einen Seite; freundlich strahlend auf der anderen. Die hellen Flächen, obwohl nicht an Formen festzumachen, ziehen den Blick immer wieder auf sich und regen zu Interpretationen an.

"Ich bleibe bei der Form hängen, die mich besonders fasziniert", erklärt Prabst ihr Vorgehen. Von den Pflanzen und Blüten ihrer Acrylwerke bleibt so oft nur eine sehr abstrahierte Idee, da sie sich von einzelnen Aspekten leiten lässt. Dafür nutzt sie Fotos und zoomt teilweise so nah an bestimmte Ausschnitte heran, dass die eigentliche Pflanze gar nicht mehr zu erkennen ist. Die Motive bleiben dabei immer Ansatzpunkte, keine Vorlagen, die es abzubilden gilt.

Hell und Dunkel spielen auch bei den Hinterglasmalereien eine große Rolle - auch wenn hier nicht das Weiß vorherrschend ist, sondern strahlende Töne sich von dunklen Farben absetzen. Eine Herausforderung war laut Prabst vor allem die ihr unbekannte Technik: Seitenverkehrt und von vorne nach hinten musste die Künstlerin ihre Werke auf das Glas bringen.

"Da war ich einfach gespannt, was herauskommt", erinnert sich Prabst. Viele Linien und dunkle Konturen zeugen von ihren ersten Motivideen, während ihre jüngsten Werke - eine Sammlung von zwölf kleineren Gemälden - viel offener und losgelöster daherkommen und ganz von den Farben leben. "Es war immer wieder eine Überraschung", sagt Prabst über die Entstehung der Werke.

Dass die Künstlerin solche Herausforderungen liebt, zeigt sich in der ganzen Ausstellung. Doch insbesondere fünf Stücke zeugen von Prabsts Kreativität und ihrer Neigung, Neues auszuprobieren: die Strickporträts. Zum ersten Mal gereizt hat sie diese Kunstform, als sie ein Selbstporträt anfertigen wollte. Was lag da näher, als sich bei der Technik für ihre andere große Leidenschaft, das Stricken, zu entscheiden? Um diese Kunstform nun weiter aufzureifen, entschied sich Prabst für vier weitere Porträts; Motive waren die Nobelpreisträger Barack Obama, Kofi Annan, Nelson Mandela und Aung San Suu Kyi.

Beige, Grau, Schwarz und Rot sind die Tonwerte, die Prabst für die Darstellung von Barack Obama ausgewählt hat. Die hellen Töne der belichteten Gesichtshälfte stehen in krassem Kontrast zu der dem Licht abgewandten roten Stirn-, Augen- und Wangenpartie. Schwarz blicken die Augen des Porträts auf den Betrachter hinab. Erstaunlich, wie es Prabst mit gerade einmal vier oder fünf Tonwerten gelingt, die Gesichtszüge so deutlich wiederzugeben. Freihand hat sie die Bilder gestrickt; nur mit einer schwarz-weißen Bildvorlage. Wie viele Maschen in welcher Farbe zu stricken waren, konnte Prabst lediglich abschätzen. Ob die Proportionen stimmten, zeigte sich erst, als bereits viele Reihen fertig waren.

"Das war spannend wie ein Krimi für mich", sagt die Künstlerin und lacht. "Mein Wunsch wäre, ein ganz großes Porträt zu stricken." Das einzige Hindernis: Die Breite des Porträts ist durch die Nadel begrenzt und Nähte kommen für Erika Prabst nicht infrage. Doch wer weiß? Vielleicht bringt ihr Erfindungsgeist bald noch eine zündende Idee - und noch größere Strickwerke für die nächste Ausstellung.

Ausstellung von Erika Prabst in der Glonner Klosterschule, Vernissage ist an diesem Donnerstag, 17. März, um 18.30 Uhr. Zu sehen bis Sonntag, 20. März, geöffnet freitags und samstags von 14 bis 18 Uhr und sonntags von 11 bis 18 Uhr.

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