Romeo und Julia, Dick und Doof, Messer und Gabel, Berg und Tal: Diese Reihe der Paarungen ließe sich endlos verlängern. Ob es sich dabei um harmonische Ergänzungen, willkommene Gegenstücke oder gar um Kontrahenten handelt, muss im Einzelfall entschieden werden – im Leben wie in der Kunst. Die Mitglieder des Kulturvereins Glonn widmen sich in diesem Jahr nämlich dem Thema „Paare“. Ein Motto, das die Ausstellung in der wunderschönen Klosterschule überwölbt, und dennoch der künstlerischen Verschiedenheit und einer dementsprechenden Vielfalt an Sichtweisen, Techniken und Gattungen genügend Raum lässt.
Das Ergebnis ist eine abwechslungsreiche Präsentation von Skulpturen und Bildern, mit teils überraschenden Paar-Interpretationen. Die Ausstellung findet auch diesmal parallel zum Dorffest nebenan statt, denn Menschen, die eigentlich schon auf dem Weg ins Bierzelt sind, noch zu einem kurzen Abstecher in die Welt der Kunst zu verführen: Das ist das Anliegen des Glonner Kulturvereins. Vor allem kreative Nachwuchstalente seien immer herzlich willkommen, heißt es auf dessen Homepage.
Insgesamt hat der Glonner Verein rund 240 Mitglieder, ihnen allen liegen die Kultur, Geschichte und Schönheit ihrer Heimat am Herzen. Und das äußert sich in verschiedenen Aktivitäten, im Betrieb eines Museums unter dem Dach der Klosterschule, im Aufstellen von Ruhebänken oder im gemeinsamen Besuch von Konzerten. Außerdem gibt es eben diejenigen Mitstreiter, die selbst aktive Künstlerinnen und Künstler sind. Auf der Homepage werden sie in kleinen Porträts vorgestellt, das Kapitel befindet sich noch im Aufbau. Live und vor allem in Farbe erleben kann man sie aber nun wieder bei der Mitgliederausstellung.
Mehr als 20 Kreative zeigen dort diesmal ihre Werke, trotzdem ist es den Ausstellungsmachern gelungen, die Wände angenehm luftig zu bestücken. Los geht es in der Kapelle mit kleinen, hübschen Gegensätzen wie „Engel und Teufel“ oder „Mann und Frau“ von Gerlinde Back, sowie zwei expressiv gestalteten „Instrumenten“ von Johanna Bell-Hartl. Rüdiger Thorwarth steuert wieder seine „Großkopferten im handlichen Format“ bei, diesmal freilich vor allem paarweise.
Von Elfi Jung-Strauß kann man zwei abstrakte Collagen in Blau bewundern, von Johannes Gottwald gibt es diesmal zwei kleine, verschlungene Holzarbeiten. Georg Empl wiederum hat zwei Fensterläden eingereicht. Warum? „Wir öffnen uns, wir schließen uns. Wir wenden uns zu. Wir bleiben ein Paar!“, schreibt er dazu. Manchmal kann es so einfach sein.
Hinter „Frida“ und „Kahla“ von Anni Widmann verbergen sich zwei dralle Blumen-Damen, Barbara Maniu zeigt „Nähe“ und „Ferne“: ein inniges nacktes Paar und große weiße Zugvögel. Ziemlich außergewöhnlich kommen dagegen die detailreichen Stickarbeiten von Gabi Craemer-Schaepe und eine mystisch bemalte Holztafel von Angelina Adams-Kolbeck zur „Energie von Seelenpartnern“ daher.
Im Südraum locken zwei „Granatäpfel“ von Elfi Jung-Strauss, eine mit ihrem Instrument gleichsam verschmolzene Geigerin von Heidi Niederlechner und die „Zuversicht“ von Angelika Oedingen: ein Porträt zweier Mädchen, die scheinbar ganz gelassen auf etwas warten. Außerdem hat Reinhard Riedel ein 16-teiliges Werk geschaffen, das vor allem tierisch-menschliche Paarungen zeigt.
Weiter geht es mit Anne Mainz und einer großformatigen Abstraktion: zwei Farbflächen in schwingender Resonanz. Colin Duncan wiederum zeigt drei gegenständliche Aquarelle, eine Brandung, ein toskanisches Dorf und einen Teich mit Gras. Konkretes gibt es auch von Karin Nahr: eine venezianische Szene, gemalt auf eine Kachel, und „ein seltsames Paar“, eine Kröte und eine Katze, jeweils als Linoldruck. Tierisch auch die beiden Arbeiten von Maria Theresa Schade, sie hat zwei bunte, fantasievolle Fische und ein Entenpaar auf Leinwand gebannt.
Überhaupt scheinen die Mitglieder des Kulturvereins ein Faible für Tiere zu haben: Helene Wedekind zeigt Schwäne, und Elisabeth Lehmann eine Schleiereule samt Mond sowie einen Eisbären. Abstrakte „Fantasien“ und zwei Bronzeskulpturen von Waltraud Utz ergänzen die Schau in diesem Raum.
Thematisch völlig bunt gemixt endet der Rundgang: Waltraud Fichter hat zweiteilige dynamische Segeltörn-Motive beigesteuert, Vasco Kintzel eine Modelleisenbahn in Kunst verwandelt. Daneben hängt eine altmodische Häkeldecke und gibt Rätsel auf. Helmut Kirchlechner hat mit Acryl und Bleistift die „Überfahrt“ eines menschlichen Paares gestaltet. Und Richard Salobir widmet sich dem tragischen „Zerbrochensein“ einer Partnerschaft: Er hat einen dicken Mann mit nacktem Oberkörper und Flasche in der Hand gemalt, dem das Leben entglitten zu sein scheint. Der emotionale Schmerz, die plötzliche Leere, vieles schwingt mit in diesem Bild. Romeo und Julia? Das kann halt leider nicht jeder haben.
Mitgliederausstellung des Glonner Kulturvereins in der Galerie Klosterschule, Klosterweg 7: Vernissage am Donnerstag, 25. Juli, ab 19 Uhr, weitere Öffnungszeiten: Freitag, Samstag, Sonntag und Montag jeweils von 14 bis 19 Uhr.