„Doppelbilder und Schrott.“ So ist die neue Ausstellung in der Galerie Klosterschule überschrieben. Was das wohl bedeuten soll? Zunächst einmal muss man wissen, dass sich für diese Schau, die an den beiden kommenden Wochenenden zu sehen ist, ein kreatives Quartett zusammengefunden hat: Sie wurde bestückt von Karin Nahr, Gabi Cramer-Schaepe, Helmut Scholz und Sven Friedel. Zu bewundern gibt es Malerei, Fotografie und Skulpturen aus, nun ja, Schrott.
Letztere schmücken gleich den ersten Raum der Klosterschule, die wunderschöne Kapelle. Sven Friedel – bekannt als der „Schrotter von Glonn“ – veredelt Metallabfälle, indem er sie mit Holz oder Stein kombiniert und in bizarre Figuren verwandelt. Es ist ein heiteres Kabinett, das den Besucher hier begrüßt. Vom freundlichen „Waldschrat“, einer Wurzel mit zwei silbrigen Äuglein, über den glotzenden „Steigbügelfrosch“ bis hin zum ausdruckslosen „Herrn Niemand“ reichen Friedels herrliche Fundstück-Schöpfungen. Manches aber ist auch eher düster, ein „Kopfloser Akt“ zum Beispiel oder ein eiserner „Schmetterling, der auf dem Maul eines Ungeheuers tanzt“.

In jedem Fall aber sind die Werke dieses Schrottwandlers allesamt Unikate. Deswegen hat Friedel im Titel der Schau eine eigene Rubrik erhalten. Die anderen drei Ausstellenden nämlich haben sich den „Doppelbildern“ verschrieben. Die Initiative dazu kam von Gabriele Cramer-Schaepe und Karin Nahr. Als die zwei Malerinnen, die sich vom Kulturverein Glonn her kennen, feststellten, dass sie beide häufig Motive aus der Gemeinde und Umgebung bearbeiten, kam ihnen die Idee einer Gegenüberstellung: eine Landschaft, zwei Interpretationen.
„Wenn wir dann ein neues Motiv gefunden haben, haben wir uns Fotos davon geschickt und das beide umgesetzt“, erklärt Cramer-Schaepe das Vorgehen. Passend zum Jubiläum der Gemeinde kann man nun also Gemälde verschiedener Glonner Winkel zu verschiedenen Jahreszeiten bestaunen. Die Allee bei der Schießstätte etwa, den sommerlichen Blick auf Mattenhofen oder die Waslmühle im Winter. Jeweils mal gemalt von Cramer-Schaepe und mal von Nahr.


„Wir verstehen uns aber überhaupt nicht als Konkurrentinnen“, sagt Nahr, im Gegenteil: Diese Doppelbilder seien ein sehr spannendes, anregendes Projekt, das ihnen viel Spaß bereitet habe, erzählen die Malerinnen. Außerdem arbeite man in Technik und Stil ja sehr unterschiedlich. Cramer-Schaepe malt meist in Acryl und eher naiv. Ihre Darstellungen sind flächig, statisch, bunt. Nahr hingegen bevorzugt Aquarellfarben und nutzt diese für verspielte, filigrane, dynamische Darstellungen.
Aber auch so manche einzelne Motive der beiden Malerinnen können die Gäste entdecken. Cramer-Schaepe etwa hat ihren Traum vom Marktplatz in Szene gesetzt, als „kleinen Seitenhieb“ in Richtung Rathaus: als Park mit Bäumen, Beeten, Bänken, Brunnen und vielem mehr. „Seit Jahren wird über die Umgestaltung dieses Areals geredet, aber es ist nie etwas passiert“, so die Malerin. Nahr wiederum zeigt ein paar grafische Arbeiten, etwa kolorierte Zeichnungen und mit Tusche hingeworfene Akte.


Für die Idee der „Doppelbilder“ konnte außerdem Helmut Scholz gewonnen werden, ein Kirchseeoner, der laut Selbstauskunft seit 50 Jahren der Fotografie verfallen ist. In Zeiten der analogen Kamera seien Doppelbilder noch des Teufels gewesen, sagt er: „Wenn man bemerkte, dass der Film mal wieder nicht weitertransportiert worden war – und Tante Hilde einem aus dem Sonnenuntergang heraus zuwinkte.“ Nur sehr selten sei aus diesem technischen Versagen etwas Bemerkenswertes entstanden, erinnert sich Scholz. Nun aber, seit der „digitalen Sofortbilderei“, sei es mit diesen zufälligen Doppelbelichtungen ja nun vorbei.
Die Werke, die Scholz nun zeigt, sind allesamt digital fotografiert – jedoch ohne im Nachhinein mittels Photoshop Doppelbilder zu generieren. Die Nachbearbeitung habe sich auf analoge Techniken wie Kontraststeuerung, Weißabgleich oder Farbintensität beschränkt, sagt der Kirchseeoner. Trotzdem sind ihm wunderbare Paarungen gelungen. Vor allem die Natur hat Scholz jeweils leicht variierende Motive geliefert: ein knorriger Stamm mit mehreren Astlöchern wie Augen, eine Mohnblüte, mal verknittert, mal frisch und feucht, goldene Blätter im Wasser, Algenreste auf Sand. Ja, bei diesen Doppelbildern regiert nicht mehr der Zufall, sondern ein geschultes Auge.
„Doppelbilder und Schrott“: Ausstellung in der Galerie Klosterschule Glonn, Klosterweg 7, geöffnet an den beiden Wochenenden vom 30. November und 1. Dezember sowie vom 7./8. Dezember, samstags jeweils 13 bis 17 Uhr und sonntags 10.30 bis 17 Uhr.