Umfrage:Glonns Jugendliche wollen die "Eispreisbremse"

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Ein Bikepark wie es ihn beispielsweise in Kirchseeon gibt, steht weit oben auf der Wunschliste der Glonner Jugendlichen. Die Gemeinde sucht bereits nach einem geeigneten Grundstück, bisher allerdings ohne Erfolg. (Foto: Christian Endt)

Eine Umfrage der Gemeinde Glonn ergibt: Die jungen Leute im Ort wünschen sich ein neues Konzept für den Jugendtreff, einen Bikepark - und so manch andere Innovation.

Von Christian Bauer, Glonn

Die meisten Jugendlichen leben gern in Glonn - sehen aber Verbesserungsbedarf, was das Freizeitangebot betrifft. Darauf lässt jedenfalls das Ergebnis einer Befragung schließen, die die Gemeinde im Sommer 2018 initiiert und nun ausgewertet hat. An 602 Jugendliche im Alter zwischen zwölf und 21 Jahren waren die Fragebögen ausgegeben worden. 176 junge Menschen waren bereit, mit ihren Antworten zu einer Verbesserung des Gemeindelebens beizutragen.

Sehr erfreut ist der Glonner Bürgermeister Josef Oswald (CSU) darüber, dass mehr als 80 Prozent der Teilnehmer angaben, gerne in Glonn zu leben, fast 50 Prozent sogar sehr gerne. Etwa 82 Prozent der Befragten leben bei beiden Eltern. Kinder alleinerziehender Eltern wohnen laut dieser Umfrage in zwei von drei Fällen bei der Mutter.

In allen befragten Altersklassen sind die meisten Teilnehmer der Umfrage Schüler. Von diesen bilden Gymnasiasten mit 35 Prozent den größten Anteil, gefolgt von Real- (23 Prozent) und Mittelschülern (18 Prozent). Einige Befragte im Alter von 18 bis 21 Jahren sind aber auch in einem Studium, einer Ausbildung, oder gehen bereits arbeiten.

Die Mehrheit - etwa 71 Prozent - findet den Umfang der zur Verfügung stehenden Freizeit ausreichend, weitere zwölf Prozent klagen sogar über zu viel Freizeit. Verbracht wird diese hauptsächlich mit Sport, Musikhören, Gebrauch des Internets, Treffen von Freunden oder Außenaktivitäten. Aber auch Shopping, Kinobesuche, Fernsehen und Alleinsein spielen nicht unerhebliche Rollen.

Digitale und reale Freizeitgestaltung nehmen demnach ähnlich hohe Stellenwerte ein. Musizieren, Malen und derartige künstlerische Aktivitäten haben dagegen kaum eine Bedeutung. Je älter die Teilnehmer sind, desto häufiger werden auch Feste und Partys genannt. Auffallend ist, dass einige Freizeitbeschäftigungen, wie Freunde treffen oder Lesen, im Alter von 14 bis 17 Jahren ihren Tiefpunkt erreichen, später jedoch wieder an Relevanz gewinnen.

Konstant nehmen hingegen Schwimmbadbesuche und das Kümmern um Haustiere ab. Fast 70 Prozent der Teilnehmer engagieren sich in Vereinen, vor allem im Sport, in denen 17 Prozent auch leitende Tätigkeiten übernehmen.

Der Jugendtreff hingegen ist quer durch alle Altersklassen unbeliebt: Mehr als zwei Drittel haben noch nie von ihm gehört, und nicht einmal sechs Prozent besuchen ihn ab und an. Als Grund wird angeführt, dass die Räumlichkeiten wie auch der Mangel an Aktionsangeboten nicht ansprechend wirken. Man wünscht sich eine gemütlichere Atmosphäre, eine Bar, mehr Partys, und ganz besonders mehr Workshops - beispielsweise in den Bereichen Kunst, Sport, Kochen und Basteln.

Beim Wohnort im Ganzen sähe man ebenfalls gerne mehr Freizeitangebote: Häufig genannt werden (Beach-)Volleyballplätze, Disco und Kino. Am Wichtigsten wäre den Jugendlichen aber ein Bikepark oder eine BMX-Bahn.

Die Suche nach einem Grundstück für Letzteres gestaltet sich Oswald zufolge aufgrund von Baurecht und Lärmschutz schwierig. Für einen möglichen Standort habe er bereits eine Absage erhalten, berichtet der Bürgermeister. Um Möglichkeiten zum Klettern/Bouldern und Volleyballspielen zu schaffen, sei man ebenfalls in Gesprächen. Außerdem plane man, den Roten Platz, wie der Sportplatz neben der Schule genannt wird, wieder zu öffnen, sobald man jemanden gefunden habe, der bei Dämmerung abschließt.

Was Workshops und eine scheinbar dringend notwendige Verbesserung des Jugendtreffs angehen, führe man Gespräche mit den Ortsvereinen und mit dem Vorstand des Jugendtreffs. Zudem gebe es beim ASV Glonn Überlegungen, bei genügend Interesse eine von zwei Umfrage-Teilnehmerinnen gewünschte Mädchen-Fußballmannschaft einzuführen.

Ansonsten hält man sich mit Versprechen zurück. Basketballkörbe, Tischtennisplatten, Sitzmöglichkeiten und Cafés, die ebenfalls auf der Wunschliste stehen, gebe es bereits an öffentlichen Orten. Für eine Disco oder ein größeres Schwimmbad fehle es an Geld und Platz. Für ein Kino würde sich wohl kein Betreiber finden lassen. Ein Parkourgelände wird es ebenfalls nicht geben. Bei diesem Sport gehe es eher darum, Gelegenheiten zu nutzen, so die Einschätzung der Gemeinde.

Beim Ausbau der MMV-Anbindung und der Radwege verweist die Gemeinde auf Projekte des Landkreises. Oswald sieht allerdings keine realistischen Chancen, in den nächsten Jahren an das Anbindungsniveau einer S-Bahn-Gemeinde aufzuschließen. Bei der Forderung nach bezahlbarem Wohnraum für junge Menschen, mehr Läden - etwa für Kleidung, Fastfood oder Möbelhaus - könne und dürfe die Gemeinde nicht eingreifen, zumal man nur einen begrenzten Nutzen sähe.

Und auch für eine "Eispreisbremse", wie sie Jugendliche gerne hätten, wird sich die Gemeinde nicht unbedingt einsetzen. Auch ein spezielles Freizeitangebot in den Dörfern und Weilern sei nicht realisierbar, so das Urteil der Kommunalpolitiker.

© SZ vom 08.02.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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