Zu viele Steine auf der Fahrbahn können das Radfahren bekanntlich ziemlich erschweren. Solche Steine hat die Marktgemeinde Glonn nun – zumindest im übertragenen Sinne – auch dem Landkreis Ebersberg in den Weg gelegt, und zwar bei der Planung einer testweisen Fahrradstraße auf der Verbindungsstrecke nach Moosach. Mit großer Mehrheit hatte der Kreis-Umweltausschuss Anfang November vergangenen Jahres beschlossen, auf der dortigen Staatsstraße einen bayernweit einmaligen Pilotversuch zu wagen und außerorts einen mehrere Kilometer langen Abschnitt auszuweisen, auf dem Radler Vorrang gegenüber dem motorisierten Verkehr haben. Dagegen stimmte damals unter anderem der Glonner Bürgermeister Josef Oswald (CSU), dessen Gemeinderat jüngst das Votum seines Rathauschefs bekräftigte. Mit deutlicher Mehrheit lehnte das Gremium im Dezember die Einrichtung einer Fahrradstraße ab. Wie geht es also jetzt mit dem Projekt weiter?
Erst einmal ganz normal, wie aus dem Landratsamt zu erfahren ist. Der Beschluss des Glonner Gemeinderats habe rechtlich zunächst keinen Einfluss auf die Planung des Landkreises, heißt es auf Nachfrage der SZ. Dennoch spiegle das Votum ein örtliches Stimmungs- und Meinungsbild wider, das der Landkreis in seine weiteren Überlegungen mit einbeziehen wolle. In Glonn führte neben Bedenken über eine mögliche Zunahme des Verkehrs im Ortskern vor allem die Angst vor Unfällen zur Ablehnung der Fahrradstraße. Wie aus dem Protokoll zur Sitzung zu entnehmen ist, befürchteten die Gemeinderäte eine „Scheinsicherheit der Radfahrer“, weil sich diese – anders als auf einem herkömmlichen Fahrradweg – die Strecke ja nach wie vor mit dem motorisierten Verkehr teilen müssten. Nur eine strikte Trennung von Autos und Radfahrern könne tatsächliche Sicherheit garantieren, so das Gremium, das in dem Zusammenhang erneut den alten Bahndamm als Ausweichroute ins Spiel brachte.

Verkehr im Landkreis Ebersberg:Fast freie Fahrt
Der bayernweite Pilotversuch einer außerörtlichen Fahrradstraße zwischen Moosach und Glonn nimmt eine wichtige Hürde: Das Straßenbauamt stimmt einem Tausch von Kreis- und Staatsstraße zu. In trockenen Tüchern ist das Projekt damit aber noch nicht.
Die 1971 stillgelegte Bahnstrecke von Grafing nach Glonn hat sich jedoch nach Ansicht vieler Umweltschützer inzwischen zu einem einzigartigen Biotop entwickelt, das seit fast 30 Jahren einen entsprechenden Schutzstatus genießt. Entsprechenden Plänen des Landkreises, die Strecke offiziell für den Fahrradverkehr freizugeben, erteilte das Bayerische Umweltministerium deshalb unlängst eine Absage. Auch aus diesem Grund haben die Kreispolitiker ihren Fokus auf die Staatsstraße 2351 verlagert. Weil diese – wie der Name bereits andeutet – aber dem Freistaat Bayern gehört, müsste der Landkreis zunächst einen Tauschhandel gegen die derzeitige EBE13, die von Grafing über Bruck nach Glonn verläuft, in die Wege leite, um die Strecke tatsächlich als Fahrradstraße ausweisen zu können. Zumindest das Straßenbauamt Rosenheim hat aber bereits in Aussicht gestellt, dass es eine solche Umwidmung mittragen würde.
Obwohl der Glonner Gemeinderat die Einrichtung einer Fahrradstraße ablehnte, begrüßte das Gremium dennoch die Bestrebungen des Landkreises, das Angebot an Fahrradwegen auszuweiten. Und auch das Pilotprojekt auf der jetzigen Staatsstraße fand seine Fürsprecher, wie im Sitzungsprotokoll zu lesen ist. Die Fahrradstraße könne einen Beitrag zur CO₂-Einsparung leisten, weil sich dadurch der Autoverkehr verringere, heißt es. Neben der Förderung des Fahrradverkehrs im Allgemeinen sei die Fahrradstraße zudem ein weiterer Baustein für die Verkehrswende, sagen die Befürworter. Und auch andernorts sieht man das Projekt deutlich unkritischer als es die Mehrheit im Glonner Gemeinderat tut. Das Schwestergremium in der Nachbargemeinde Moosach etwa hat sich bereits für einen Pilotversuch ausgesprochen.
Erst nach der Testphase soll eine Entscheidung über die Fahrradstraße getroffen werden
Darauf verweist nun auch das Landratsamt in seiner Stellungnahme: „Interessanterweise ist das Stimmungsbild in der ebenfalls betroffenen Nachbargemeinde Moosach gegenteilig. Nachdem es quasi ,unentschieden’ steht, soll das Projekt weiterverfolgt werden“, schreibt die Kreisbehörde auf SZ-Anfrage. Im Landratsamt verweist man auch darauf, dass zunächst ohnehin nur ein zeitlich begrenzter Testbetrieb geplant sei. Nach dessen Ende wolle man das Projekt bewerten – und erst dann eine abschließende Entscheidung darüber treffen, ob die Strecke zwischen Glonn und Moosach dauerhaft zur Fahrradstraße werden soll.