Glonn:Erfüllt vom Vertrauen in Gott

Der 26-jährige Bernard Mallmann hat Theologie studiert und wird in diesem Jahr zum Priester geweiht.

Anja Blum

Bernard Mallmann ist beseelt. Beseelt vom Glauben an Gott und von einem tiefen Vertrauen in ihn. So sehr, dass er ihm sein Leben verschrieben hat. Der Glonner hat sich - als einer von mittlerweile sehr wenigen deutschen Männern - für das Priestertum entschieden, für ein Leben im Dienste der Kirche und im Zölibat. Seit kurzem ist der 26-Jährige Diakon, im Oktober wird er zum Priester geweiht. "Ich lebe einfach in der Zuversicht, dass der Heilige Geist mich leitet", so oder so ähnlich formuliert es Mallmann immer wieder, wenn man ihn nach seiner Motivation fragt.

Gewonnen hat er diese Überzeugung nicht von heute auf morgen, in einem besonderen Erweckungsmoment, sondern im Lauf seines bisherigen Lebens, das, so sieht zumindest er es, erfüllt war von "schönen Fügungen" und "unerwarteten Geschenken". Aufgewachsen in Glonn, der Vater Arzt und Gemeinderat, die Mutter Krankenschwester, erlebt Mallmann den katholischen Glauben von Anfang an als etwas Selbstverständliches. Die Familie ist der Pfarrei sehr verbunden, das Leben ist bestimmt vom Rhythmus und den Festen des Kirchenjahrs, alle drei Kinder ministrieren. "Das war etwas sehr Schönes", erinnert sich Mallmann, "denn als Kind hat man irgendwie ein Gefühl für das Richtige": Bereits damals habe er intuitiv das wahrgenommen, was er später im Theologiestudium auf wissenschaftliche Weise gelernt habe. Seine Gymnasialzeit verbrachte der Glonner dann in Regensburg - auf dem Internat der Domspatzen. "Auch ein Geschenk", sagt er rückblickend. Die vielen Konzerte auf der ganzen Welt, die musikalisch-liturgischen Feste im Dom, all das sei sehr beeindruckend gewesen: "eine Freude, die man nicht beschreiben kann, und die mich auf meinen Weg geführt hat".

Konkret für das Priestertum entschieden habe er sich in der Oberstufe, erzählt Mallmann, am Ende eines langen Prozesses. Man wäge eben immer wieder ab, mal eher rational, mal eher emotional, und erlebe dabei die unterschiedlichsten Momente. Doch schließlich habe er Ja gesagt - nach vielen befruchtenden Begegnungen und Gesprächen mit Gott und Mensch. Dabei sei seine Wahl jedoch keine Entscheidung gegen eine Familie gewesen, betont der 26-Jährige, er habe lediglich eine andere Form der Familie gewählt: "Wir als Pfarrer müssen auch für unsere Schäfchen da sein - ganz wie ein Vater." Das Zölibat solle dabei helfen, mit ungeteiltem Herzen für Christus und die Kirche zu leben. Und im Endeffekt seien Priestertum und Familiengründung kein Gegensatz, so der Glonner, sondern nur zwei Lebensformen, die ein Zeichen seien für ein und dasselbe Prinzip: die Liebe Gottes zu den Menschen. "Das sind die Zeugnisse, die unsere Welt braucht", ist Mallmann überzeugt.

Doch wieso tun es ihm so wenig andere junge Männer gleich? "Ich denke, es fehlt oft an der nötigen Stille, um den Ruf Gottes mit dem Herzen überhaupt hören zu können", sagt der angehende Priester. Hinzu komme, dass wahrscheinlich viele Angst hätten vor Verzicht und Entbehrungen. Es fehle ihnen schlicht an der Zuversicht, dass dieser Weg ebenfalls zu Fülle und Glück führe - so wie er selbst das eben empfinde. Außerdem, so der Glonner, mangle es vielerorts an Vorbildern, nicht nur an Geistlichen, sondern generell an Menschen, die entflammt sind im Glauben.

Bernard Mallmann selbst ist so einer. 2006 beginnt er sein Theologiestudium in Regensburg, nach dem Vordiplom wird er vom Bischof für die restliche Studienzeit nach Rom gesandt: "eine wunderbare Fügung", denn bewerben kann man sich dafür nicht. Drei Jahre verbringt der Glonner an einem von Jesuiten geführten Collegium in Rom, einer Stadt, die ihn fasziniert. "Rom war kulturell prägend für ganz Europa und ist das Zentrum der Weltkirche", schwärmt Mallmann.150 Studenten aus allen Kontinenten seien dort in seinem Jahrgang an der Universität aufeinandergetroffen - das erweitere den Horizont ungemein. Sehr genossen habe er auch die Nähe zum Vatikan, die Möglichkeit, einfach mal mit einem Eis über den Petersplatz zu schlendern oder eine liturgische Feier des Heiligen Vaters zu besuchen. "Man lernt so viel für sich selbst und das Leben - das ist Theologie plus", sagt Mallmann über seine Zeit in Rom.

Im Sommer 2011 ist sie zu Ende - und eine neue Phase beginnt: Im sogenannten Pastoralkurs wird Mallmann derzeit auf die Praxis vorbereitet, und zwar durch die Mitarbeit in einer Pfarrei in Neustadt an der Donau. Ein Jahr wird das dauern, danach folgen die Priesterweihe und ein Aufbaustudium - beides wieder in Rom. Wohin es den Glonner danach verschlagen wird, ist noch völlig ungewiss, und er selbst will auch auf keinen Fall mit Spekulationen oder Wünschen vorgreifen. "Ich gehe, wohin mich der Heilige Geist führt", sagt er schlicht. Das unterscheide Pfarrer eben von anderen Berufsgruppen: Man stelle sich voll und ganz in den Dienst der Kirche - und die eigenen Vorlieben hintenan. Vorstellen könne er sich indes schon vieles, sagt Mallmann, gerade auch die Arbeit in der Pfarrei bereite ihm viel Freude. "Es ist sehr schön zu sehen, wie die Menschen auf der Suche sind nach Gott, und schon wenn man ihnen ein klein wenig dabei helfen kann, erlebt man eine unglaubliche Dankbarkeit", berichtet der Priesteranwärter.

Allerdings sei es durchaus eine Herausforderung, den Menschen theologische Sachverhalte so näher zu bringen, dass sie "etwas für ihr Leben 'rausziehen können" - gerade auch in der Schule. "Bei meiner dritten Klasse überlege ich schon oft, wie ich Glaubensinhalte sach- und zugleich kindgerecht darstellen kann", erzählt Mallmann. Das Thema Weihnachten zum Beispiel: Hier habe er erst einmal versucht, den Weg zu bereiten, also den Kindern klarzumachen, dass Maria zunächst mit ihrem Herzen Ja sagen musste zu Gott - "und das wir das auch tun müssen, wenn wir Weihnachten verstehen wollen". Das Geheimnis von Gott im kleinen Kind nämlich könne man nur mit dem Herzen wirklich begreifen, nicht mit dem Verstand.

Überhaupt sei eine wichtige Erkenntnis seines Theologiestudiums gewesen, dass man Gott nicht erklären könne. "Ich hatte das Gefühl, fünf Jahre lang nur an der Oberfläche gekratzt zu haben, denn die Fragen sind nicht weniger, sondern mehr geworden", gesteht Mallmann. Auflösen lasse sich dies nur in der Gewissheit, dass Wissenschaft und Spiritualität, also das theologische Denken und das geistliche Leben, keine getrennten Welten seien, sondern sich gegenseitig befruchteten. "Der Glaube ist ein echter Lebensweg, ein Gut, um das man tagtäglich wieder ringen muss", sagt Mallmann. Auch er selbst sei nach wie vor ein Suchender, stets bemüht, seine Freundschaft mit Christus zu vertiefen.

Hört man den 26-Jährigen so reden, kann man sich eines Eindrucks nicht erwehren: Dieser junge Mann ist ein Priester durch und durch - auch wenn ihm die offizielle Weihe noch fehlt. Voller Liebe zu Gott und den Menschen, klug, selbstbewusst und zugleich demütig - sollte irgendwann eine Pfarrei Bernard Mallmann zum geistlichen Vater bekommen, kann sie sich glücklich schätzen. "Wir dürfen Vertrauen haben: Gott lässt sich von finden", lautet seine tröstliche Botschaft, "zum Beispiel auch in diesem kleinen Kind in der Krippe".

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: