Glonn:Eltern fordern mehr Hortplätze

Glonn: Die Glonner Klosterschule ist ein ehrwürdiges, ortsbildprägendes Gebäude. Für den Hortbetrieb ist es allerdings nicht ideal geeignet.

Die Glonner Klosterschule ist ein ehrwürdiges, ortsbildprägendes Gebäude. Für den Hortbetrieb ist es allerdings nicht ideal geeignet.

(Foto: Peter Hinz-Rosin)

In der Glonner Bürgerversammlung wird Bürgermeister Oswald Konzeptlosigkeit bei der Kinderbetreuung vorgeworfen

Von Anja Blum, Glonn

Jede Menge Aufregung hat bei der Bürgerversammlung am Donnerstagabend in Glonn geherrscht, und zwar bei einem alt bekannten Thema: die Kinderbetreuung. Der neue Bürgermeister Josef Oswald (CSU) musste sich etliche kritische Fragen anhören, in denen es im Grunde stets um den gleichen Vorwurf ging. Nämlich, dass die Marktgemeinde bei der Kinderbetreuung seit Jahren dem steigenden Bedarf hinterherrenne, ohne dabei ein klares, langfristiges Konzept zu haben. "Man ist doch jedes Jahr nur damit beschäftigt, dieses Provisorium noch weiter auszureizen", sagte eine Vertreterin der zahlreich erschienen Elternschaft mit Blick auf den Hort. Dort nämlich wird es, so viel steht schon fest, im Herbst zu einem erheblichen Engpass kommen.

"Es gibt deutlich mehr Anmeldungen, als Plätze frei werden", sagt Hortleiterin Christine Gerneth auf Nachfrage der SZ. Endgültige Zahlen habe sie allerdings noch nicht, weil eine Bedarfsabfrage, die an die Eltern der älteren Kinder - der Hort beherbergt Schüler bis zur achten Klasse- verschickt wurde, noch nicht abgeschlossen sei. Bis spätestens nächsten Dienstag allerdings sollte Klarheit herrschen, dann nämlich steht die Auslastung des Horts auf der Tagesordnung der nicht-öffentlichen Gemeinderatssitzung.

Brisant ist das Thema auch deshalb, weil die Klosterschule, in der große Teile des Horts untergebracht sind, dringend sanierungsbedürftig ist: Das seit kurzem unter Denkmalschutz stehende Gebäude erfüllt zahlreiche Brandschutzauflagen nicht. Insofern ist ungewiss, ob der Hort hier überhaupt eine Zukunft hat. Bereits vor einem Jahr hat die Gemeinde ein Sanierungskonzept in Auftrag gegeben, anhand dessen eine wegweisende Entscheidung gefällt werden soll. "Aber wir haben noch kein Ergebnis", musste Oswald bei der Bürgerversammlung eingestehen. Ebenfalls unklar sei, ob die erst kürzlich beschlossene Erweiterung der Krippe auf Schloss Zinneberg um zwei Gruppen bis September abgeschlossen sein werde. Die Frage nach einer möglichen Übergangslösung ließ Oswald unbeantwortet.

Dafür führte er immer wieder die eingeschränkten finanziellen Mittel der Gemeinde ins Feld. "Wir können eben nicht zaubern und müssen sorgfältig Prioritäten setzen", sagte er. Eine Aussage, die gleich einen kritischen Hinweis auf jene 100 000 Euro nach sich zog, die die Marktgemeinde für die Pflasterung des Parkplatzes hinter der Schule ausgeben wird. Den Frust der Eltern und Erzieherinnen, die ebenfalls zahlreich erschienen waren, konnte der Bürgermeister mit dem Verweis auf die klamme Kasse jedenfalls kaum lindern. "Bei uns herrschen Existenzängste", sagte eine Mutter, und ein Vater pflichtete ihr bei: Es gehe hier nicht um die berufliche Selbstverwirklichung von Frauen, sondern um das Schicksal ganzer Familien. "Wenn wir keinen Hortplatz bekommen, müssen wir vielleicht unser neues Haus hier wieder verkaufen."

Oswald aber verteidigte den Kurs der Gemeinde: Der Trend gehe nach oben, das sei unbestritten, trotzdem sei eine verlässliche Planung nicht möglich. "Andere Gemeinden betreiben hier einen großen finanziellen Aufwand, teils sogar mit externen Fachleuten - und bekommen es auch nicht besser hin." Insofern lasse es sich eben nicht vermeiden, stets kurzfristig auf mehr Bedarf zu reagieren. In der aktuellen Situation versprach er, möglichst bald das Gespräch mit der Schulleitung zu suchen, um über zusätzliche Räume für den Hort und die Möglichkeiten einer offenen Ganztagsschule zu sprechen.

Vor der Diskussion hatte der neue Bürgermeister eine Stunde lang die Gemeinde präsentiert - fundiert, umfassend und doch straff. Alles in allem also: eine lebendige, gelungene Premiere.

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