Glonn:Ein Jazzabend voller Emotionen

Glonn: Heinz Dauhrer an der Trompete und Bruno Renzi am E-Piano verzaubern das Publikum in Glonn mit virtuoser Musik, aber auch mit witzigen Ansagen.

Heinz Dauhrer an der Trompete und Bruno Renzi am E-Piano verzaubern das Publikum in Glonn mit virtuoser Musik, aber auch mit witzigen Ansagen.

(Foto: Peter Hinz-Rosin)

Heinz Dauhrer und Bruno Renzi überzeugen das Publikum der Schrottgalerie

Von Peter Kees, Glonn

Selten, dass ein Konzert nicht pünktlich beginnt. In der Regel geht es hierzulande eher akkurat zu. Wer zu spät kommt, schleicht sich schnell in den Saal. Doch in der voll besetzen Schrottgalerie musste das Publikum kürzlich beim bairisch-italienischen Konzert von Heinz Dauhrer und Bruno Renzi auf einen der beiden Akteure warten. Was soll's; das Publikum jedenfalls nahm es gelassen. Seelenruhig und bester Stimmung setzte sich ein wenig zu spät Dauhrer neben seinen Partner am Klavier und ein wundervoller musikalischer Abend begann.

Jazz stand auf dem Programm. Jazz mit Trompete und Piano. Jazz mit bairischen und italienischen Farben. Renzi am E-Piano schien mit seinem Instrument verwachsen. Sein Spiel war aufregend, kühn, voller Farben, Feuer, waghalsiger Improvisationen, Virtuosität und voll von großer Musikalität. Dauhrer an der Trompete kam ihm gleich. Mit sanften, weichen und warmen Tönen spielte er, dämpfte bald sein Instrument und entlockte der Trompete jenen so herrlich nasalen Klang. Oder er ließ sein Instrument in schwindelerregenden Höhen erstrahlen. Da haben sich zwei gefunden, die wahrlich Musik miteinander machen. Schnell sah man mitwippende Köpfe im Publikum. Ja, es groovte. Und das den ganzen Abend über.

Die bairischen und italienischen Farben, unter deren Motto das Konzert stand, wurden vor allem durch die Herkunft des Bayern und des Italieners deutlich. Denn die Musik war international geprägt. Auch wenn mal ein Song von Paolo Conte gespielt wurde, der sich bald aus seinem Original löste und in eine großartige Jazzimprovisation überging. Und einer als "urbairisch" angekündigten Ballade fehlte das Bayerische, weil es in den feurigen Improvisationen verloren ging. Doch auf den Zuruf aus dem Publikum hin zitierte der Trompeter mal eben den Hofbräuhaus-Song und zeigte, dass ihm das Bayerische also doch im Blut liegt. Das zeigten darüber hinaus auch Dauhrers Anmoderationen, mit denen er das Publikum unterhielt.

Und auch musikalisch zeigten sich die beiden Musiker sehr vielseitig und beeindruckten ihre Zuhörer nicht allein mit ihren Instrumenten. Denn Heinz Dauhrer und Bruno Renzi offenbarten sich auch als hervorragende Gesangsinterpreten. Dort sang der Pianist italienische Lieder, da waren Songs mit bairischen oder englischen Texten vom Trompeter zu hören.

Natürlich wurde das Publikum auch von Meistersongs wie einem Titel von Duke Ellington oder einem Stück von Louis Armstrong mitgerissen sowie von verschiedenen Schlagern. Ob jener Gassenhauer "Bei mir bist du scheen", der Schmachtfetzen "Nessun Dorma" aus Puccinis Turandot, "Dein ist mein ganzes Herz" aus Franz Lehárs "Land des Lächelns" oder "Always Look on the Bright Side of Life" von Monty Python: Zum Mitsingen war einiges dabei. Spontan baten sie sogar eine Sängerin aus dem Publikum auf die Bühne, die beeindruckend "Somewhere" aus Leonard Bernsteins "West Side Story" sang. Dass die Darbietung wegen eines fehlenden Salbei-Bonbons erst auf den zweiten Anlauf glückte, tat dem Gesang keinen Abbruch. Denn nach der Unterbrechung präsentierte die Sängerin eine samtweiche Stimme.

Die heimelige Atmosphäre in der Schrottgalerie - immer wieder wurden Holzscheite in den alten Ofen geschoben, damit das Feuer nicht ausging -, macht Veranstaltungen dieser Art immer wieder zu einer Art Wohnzimmerkonzert, zu einem besonderen Ereignis. Nicht nur, weil live gespielt wird, sondern auch wegen einiger besinnlicher Momente, wie beispielsweise bei einer Ballade, die der eben verstorbenen Natalie Cole gewidmete war. Und auch, da man nahe an den Musikern saß - und diese den Kontakt mit ihrem Publikum geradezu suchten: Zwischen ihren Zugaben haben sie gar Witze erzählt. Selbst beim Musizieren ereilte den Trompeter der Schalk seines Partners, der am Piano aberwitzig von einer Tonart zur anderen modulierte.

Wunderbaren Jazz ganz ohne Bass und Schlagzeug haben Heinz Dauhrer und Bruno Renzi da in Glonn geboten. So wünschte sich das Publikum, dass der Abend nicht zu Ende gehen möge und klatschte rhythmisch mit.

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