Glonn:Ein Dorf gegen die Welt

Rundfahrt zum Mühlentag Mühle Glonn Moosach AEG

Was, wie die Erzeugung von Strom durch Wasserkraft an einer Glonner Mühle, regional ist, war Thema eines Infoabends des Energie-Arbeitskreises.

(Foto: privat)

Engagierte Bürger diskutieren in Glonn darüber, wie sie Wirtschaft und Regionalität besser kombinieren können

Von Anselm Schindler, Glonn

"Wir sind wie das Gallierdorf bei Asterix und Obelix", scherzte ein Mann aus Glonn in Bezug auf seine Heimatgemeinde. Das Bild, das er zeichnete, sollte am Mittwochabend noch öfter auftauchen - wenn auch in anderer Form: Dorfgemeinschaft versus entfremdete, globalisierte Welt. Im Saal des Caritas-Marienheimes hatte sich am Mittwochabend eine illustre Truppe versammelt, das Who-is-Who der Vereinsvorstände, der lokal und regional Engagierten sowie Unternehmer aus der kleinen Gemeinde. Es ging um die Verknüpfung von Wirtschaft, regionalem Engagement und Ökologie: "Regional.Konkret.Handeln" lautete das Motto, unter dem Gemeinderätin Renate Glaser (SPD) stellvertretend für den Aktionskreis Energiewende Glonn 2020 (AEG) eingeladen hatte.

Was ist überhaupt regional? Diese Frage zog sich wie ein roter Faden durch die Impulsreferate an diesem Abend. Was Atomstrom betreffe, sei bereits das Atomkraftwerk in Landshut regional, antwortete Hans Gröbmayer, der, auch in seiner Funktion als Energiemanager des Landkreises, selten fehlt, wenn es um Regionalität und Ökologie geht. Aber: Seit der Energiewende werde Stromversorgung auch wieder dezentral gedacht, regional ist in diesem Zusammenhang mehr das Windkraftwerk am Waldrand oder der Solarstrom vom Dach des Nachbarn. Und auch wenn es um Lebensmittel ginge, sei "regional" ein sehr dehnbarer Begriff, wie Referent Ludwig Karg von der Beratungsfirma Baum für Regionalmanagement erklärte: Regionalität wird bei Wein - wo Südtirol schon als nah gilt - anders bewertet, als bei Eiern. Schon wegen der verschiedenen Definitionen von Regionalität sei es schwierig, regionale Produkte sinnvoll zu kennzeichnen, gab der Regionalmanager zu bedenken. Doch Lösungsansätze gibt es auch im Landkreis längst: Über Zusammenschlüsse wie "Unser Land" organisieren sich Landwirte, Bäckereien und Metzger, um ihre regionalen Produkte in Supermärkten anzubieten.

Neben Lebensmitteln gibt es noch viele andere Bereiche, in denen Regionalität im Landkreis - und gerade in Glonn, auf dem Vormarsch ist. Da wäre beispielsweise der Glonntaler, eine regionale Währung, die man in der Gemeinde gegen Euro eintauschen kann. Eingekauft werden kann damit in diversen teilnehmenden Geschäften in der Gemeinde Glonn. Die Regionalwährung soll dafür sorgen, dass die Wertschöpfung auch in der Gemeinde bleibt.

Dieses Ziel versuchte auch Klaus Kopp vom Verein "Bürger vermögen viel", in die Tat umzusetzen. Vor einiger Zeit hat der Verein im Landkreis Ebersberg die Bürgerkarte eingeführt. Wer sie besitzt kann damit in Geschäften im Landkreis einkaufen - zumindest in denen, die die Karte akzeptieren. Auf Seiten des Verkäufers wird der eingenommene Betrag dann in Bürgertaler verrechnet, diese können dann weiter verwendet oder aber in Euro umgetauscht werden. In diesem Fall wird eine Gebühr von 3,5 Prozent fällig, das so gesammelte Geld fließt in Vereine. Welche Vereine profitieren sollen, darüber bestimmen die Besitzer der Karte. "Die Bürgerkarte sorgt dafür, dass das Geld in der Region zirkuliert und nicht in die Finanzwirtschaft verschwindet", erklärte Klaus Kopp, Vorstand von "Bürger vermögen viel". Stolz zeigte er seine Karte, blickte erwartungsvoll in die Runde, "wer hat denn hier schon eine Karte?", fragte er in die Runde, viele der Gäste zücken ihrerseits die Karte.

Doch genau wie der Glonntaler schwächelt die Bürgerkarte, was ihre Verbreitung betrifft. "Viele kennen das gar nicht", erklärte Luise Braun, Vorsitzende der regionalen Lebensmittelvermarktung Ebersberger Land. "Da ist noch viel Aufklärungsarbeit notwendig."

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