Glonn:Bürger als Datensammler

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Mitglieder des Glonner Verkehrsvereins wollen die Gemeinde tatkräftig unterstützen

Von Antonia Heil, Glonn

Bis 2025 soll der Verkehr in Bayern um zwanzig Prozent ansteigen, so die Prognose des Innenministeriums. Und im Speckgürtel von München könnte die Zunahme noch wesentlich größer sein. Das befürchtet zumindest die "Interessengemeinschaft zur Reduzierung der Verkehrsbelastung in Glonn" (IG-RVG). Deswegen bietet der Verein der Gemeinde nun seine Unterstützung an: Er möchte, dass der gesamte Verkehr im Ort erfasst und ausgewertet wird - und die Mitglieder würden gerne dabei helfen. Ihre Vorschläge und Forderungen haben sie in mehreren Anträgen formuliert, die der Gemeinderat nächsten Dienstag behandeln wird.

Die IG möchte zusammen mit der Gemeinde sinnvolle Standorte für Verkehrsdisplays finden - und die Verantwortung für die Auswertung der Daten übernehmen, die die Geräte aufzeichnen. "Denn die Gemeinde hat offenbar nicht genügend Personal, um das selbst zu übernehmen", erklärt Sabine Decker vom Verein. Sie und ihre Mitstreiter wollen, dass für Glonn ein umfassendes Verkehrskonzept erstellt wird, auf dessen Grundlage dann entschieden wird, wie man die Verkehrs- und Lärmlage möglichst effektiv verbessern kann. Durch die Mithilfe soll dieser Prozess nun beschleunigt werden.

Bereits 2016 hat Glonn die Daten der Verkehrsdisplays auswerten lassen. Das allerdings, so Decker, sei nur unzureichend geschehen, auch, weil es im Rathaus niemanden gebe, der explizit für das Thema Verkehr zuständig sei. Daher bietet der Verein jetzt eben an, die Daten selbständig auszuwerten und auszulesen. Alle drei Monate sollen dann Treffen mit der Gemeinde stattfinden, um das Ergebnis zu besprechen. Außerdem geht es der IG-RVG darum, die kommunale Verkehrsüberwachung - vor allem an den Glonner Hauptverkehrsstraßen - auszuweiten. Die Standorte für die Geräte will der Verein mit der Gemeinde noch im September festlegen. Nach Ablauf eines Jahres soll dann wieder auf neuer Datengrundlage über die Standorte diskutiert werden.

Über die Ausweitung der Verkehrsüberwachung wollte die Gemeinde eigentlich erst später - auf Basis neuer Daten der elektronischen Zeigefinger - entscheiden. Nach Ansicht der IG-RVG ist diese Verzögerung aber überhaupt nicht notwendig, da man auf die Zahlen vom vergangenen Jahr zurückgreifen könne. Auch wenn man nur die Orte und Zeiten der Überwachungsgeräte optimieren würde, käme man vermutlich schon zu mehr Verkehrssicherheit, so die IG. Zum Beispiel seien in der Prof.-Lebsche-Straße in gut vier Stunden nur zwei Geschwindigkeitsüberschreitungen festzustellen gewesen. Angesichts dessen erscheint es den Antragstellern sinnvoller, Brennpunkte wie die Münchener Straße, die Zinnebergstraße oder die Rotter Straße zu überwachen, in denen es 2016 im Schnitt wesentlich mehr Tempoüberschreitungen gab. Auch für die Auswertung der Daten aus der Verkehrsüberwachung stellen sich die Vereinsmitglieder zur Verfügung.

Im Landratsamt ist ein Bürgerengagement in diesem Maße noch nicht bekannt. Gutachten von nichtöffentlichen Stellen seien ja auch generell nichtssagend, heißt es aus dem Sachgebiet für Öffentliche Sicherheit. Wenn die IG ihre Ergebnisse aber mit einem Gutachter abgleiche, wie es ihre Absicht ist, so könnten die Ergebnisse aber durchaus bereichernd für die Gemeinde sein.

© SZ vom 23.09.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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