Süddeutsche Zeitung

Schnelleres Internet:Stillstand statt Highspeed beim Zornedinger Breitbandausbau

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Welche Erfahrungen andere Gemeinden im Landkreis Ebersberg mit der Firma "Deutsche Glasfaser" gemacht haben.

Von Viktoria Spinrad, Landkreis Ebersberg

Es ist ein Dreivierteljahr her, als der damalige Regionalchef der Deutschen Glasfaser (DG) optimistisch verkündete: "Wenn alles gut läuft, können die ersten Zornedinger schon in acht Wochen über die Glasfasern surfen." Gut gelaufen ist seitdem weniger. Der Ausbau in Zorneding ist massiv in Verzug, momentan geht sogar gar nichts.

Wie die DG angekündigt hat, wird ein anderer Subunternehmer demnächst die Schaufeln in die Hand nehmen. "Leider war die Firma völlig unzuverlässig", sagt Peter Reisinger, der neue Regionalleiter. Der Subunternehmer habe sich an keine der Absprachen gehalten, weder zu der Zahl der Bautrupps, noch zu den vereinbarten Bauzeitenplänen. Demnächst wird eine bayerische Firma die Glasfasern weiter durch Zorneding verlegen.

Aber nicht nur durch Zorneding, sondern auch in anderen Gemeinden im Landkreis Ebersberg sollen die Menschen demnächst schneller surfen. Was Fragen aufwirft: Wie ist die dortige Situation? Ist das Zornedinger Chaos symptomatisch für das kleine, aber schnell gewachsene Unternehmen mit holländischen Wurzeln? Oder vielmehr Beispiel für zu optimistische Planungsfehlschlüsse?

Berichte aus anderen Gemeinden legen vor zumindest eines nahe: Man scheint aus den Zornedinger Schwierigkeiten gelernt zu haben. Zum Beispiel in Oberpframmern. Der Bürgermeister der einzigen weiteren Gemeinde im Landkreis, in der der Ausbau bereits läuft, sagt kämpferisch: "Wir haben uns nach der Zornedinger Geschichte bewaffnet." Andreas Lutz (CSU) hat sich einen externen Diplom-Ingenieur ins Haus geholt, der den Arbeitern genau auf die Finger schauen soll. Scheinbar mit Erfolg: Man sei nur eineinhalb Wochen in Verzug.

Probleme mit Absprachen bei Hausbesuchen

Zwar habe es wie in Zorneding Probleme mit Absprachen bei den Hausbesuchen gegen. Insgesamt aber zeige sich die DG "sehr bemüht, dass es hier besser läuft." Deutlich mehr Verzug gibt es in Glonn. Weil die DG erst keine Baufirma bekommen habe, werde der Ausbau mindestens ein halbes Jahr später losgehen, erklärt Josef Oswald (CSU). Zur Verzögerung beigetragen habe aber auch, dass man lange auf den Förderbescheid gewartet habe. "Wir sind neugierig gespannt, wie lang es jetzt dauert", sagt Gemeinderat Joachim Hellriegel (Grüne).

Optimistische Töne sind aus Egmating zu vernehmen. Die Planungen sind abgeschlossen, in zwei Wochen ist der Spatenstich. "Bei uns läuft es sehr gut", resümiert Ernst Eberherr (CSU). Bisher seien alle Zusagen eingehalten worden. Negative Überraschungen habe es keine gegeben, im Gegenteil: "Wenn man die Kosten und Einnahmen der DG gegenüberstellt, dann wird die Firma ihre Kunden lange halten müssen, bis das Geld wieder drin ist", so Eberherr. Positiv schaut man auch in Moosach auf die anstehende Verlegung: Vor kurzem wurde die Verteilerstation gesetzt, im letzten Quartal soll dann Moosach dran sein. "Bisher war alles schlüssig, ich habe kein schlechtes Gefühl", sagt Eugen Gillhuber (CSU).

Hatte man in Zorneding also schlichtweg Pech? "Unsere Herausforderungen sind typische Probleme beim Bau", sagt André Younes, der Leiter des technischen Bauamtes. Er betont, dass die Gemeinde Zorneding nicht Auftraggeber, sondern Profiteur des eigenwirtschaftlichen Ausbaus ist: "Wir können nur Druck machen." Dass sich auch die anderen Gemeinden in Zeiten des Baubooms und mangelnder Tiefbauunternehmen auf Engpässe einstellen sollten, legt auch die Einschätzung von Eberherr nahe. Die DG als relativ neues Unternehmen besitze eben nicht "die Abgebrühtheit erfahrener Unternehmen", ihr fehlten noch die Ortskenntnisse.

"Wenn die Telekom etwas macht, kräht kein Hahn danach"

Zumal er selber im Bau tätig sei und wisse, "was zur Zeit abgeht". Die Firmen stünden sehr unter Druck. Deshalb plädiert er für Verständnis - zumal man als beauftragende Firma immer wenig Einfluss auf Subunternehmer habe. Und mit der DG als neue Firma ein besonderes Augenmerk lege. "Wenn die Telekom etwas macht, kräht kein Hahn danach", so Eberherr. Auch Lutz sieht hier eine generelle Herausforderung: "Straßenausbau ist kompliziert, da sind alle Beteiligten gefordert." Und Oswald bemerkt: "Die Erfahrungsberichte anderer Gemeinden hängen sehr von der Baufirma ab."

Bauboom hin oder her - ist der Verweis auf die Subunternehmer nicht eine Ausrede der DG? Bauamtsleiter Younes zögert. "Für den kommunalen Bereich mache ich es auf die wirtschaftlichste Art, nicht die günstigste", sagt er schließlich. Regionalleiter Reisinger wiederum verweist darauf, dass es nicht an der DG liege, die Aufträge zu vergeben, sondern am Generalunternehmer. Und so zeigen die Bürgermeister im Landkreis demonstrative Gelassenheit.

"Ob wir einen Tag früher oder später Glasfaser haben werden, ist doch wurscht", sagt Eberherr. Auch Oswald sagt: "Wenn dafür sauber gebaut wird, habe ich lieber etwas später Glasfaser." Alle betonen: Den Ausbau zu 100 Prozent, auch in abgelegenen Ortsteilen, den gebe es eben nur mit der DG. Ob Lutz glücklich sei, dass Oberpframmern nicht die erste Gemeinde im Landkreis war? "Auf jeden Fall. So konnten wir uns wappnen." Denn das Zornedinger Beispiel habe gezeigt: Pilotprojekte haben eben nicht nur Vorteile.

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SZ vom 15.06.2018
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