Gewerbesteuer:Maschinenbauer könnte in Parsdorf 1000 Arbeitsplätze schaffen

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Das Münchner Unternehmen hat Interesse an einem Standort im neuen Gewerbegebiet - unter einer Vorraussetzung.

Von Wieland Bögel, Vaterstetten

Die Industrie hat viele Orte groß gemacht, Vaterstetten will durch Industrie zumindest etwas wohlhabender werden. Wie nun bekannt wurde, plant eine namhafte Maschinenbaufirma aus München einen Umzug nach Parsdorf. Mehr als 1000 Arbeitsplätze könnten dort entstehen. Der potenzielle Standort ist das neue Gewerbegebiet nördlich der A 94, in dem sich unter anderem auch der Autobauer BMW mit einem Logistikzentrum ansiedeln könnte.

Eine Möglichkeit, die bereits seit Ende vergangenen Jahres bekannt ist. Allerdings steht eine Entscheidung von BMW, ob die Firma wirklich einen Standort in Parsdorf anmieten will, noch aus. Laut dem Vaterstettener Wirtschaftsförderer Georg Kast sei diese aber bald zu erwarten. BMW habe gewartet, bis die Gemeinde den Bebauungsplan für das Logistikzentrum auf den Weg bringt. Nachdem dieser am Dienstag im Bauausschuss aufgestellt wurde, werde sich der Autobauer in den kommenden Wochen erklären, so Kast.

Das Logistikzentrum ist allerdings auch umstritten. Im Ausschuss gab es erneut Kritik von SPD, Grünen und der FBU. Die Fraktionen bemängelten vor allem, dass mit der Ausweisung eines Logistik-Sondergebietes Fakten geschaffen würden, bevor überhaupt klar sei, ob BMW am Ende dort einzieht - oder nur irgendeine Speditionsfirma, die dann wesentlich weniger Steuern zahlt als der Autobauer.

Maria Wirnitzer (SPD) verwies auf den vom Gemeinderat beschlossenen Kriterienkatalog für das Gewerbegebiet. Der schließt Logistik eigentlich aus - mit einer Ausnahme: dem nördlichen Teil. Auch Stefan Ruoff (Grüne) erklärte, seine Fraktion könne einem Logistikzentrum nicht zustimmen. Ein solches entstehe nach dem Bebauungsplan aber "auf jeden Fall", ob mit oder ohne BMW, so Wirnitzer, "wir haben trotzdem ein Logistik-Zentrum da oben". Oder vielleicht sogar zwei. Denn mit einer der Varianten, die im Ausschuss vorgestellt wurden, gäbe es zwei Gebäude im Norden.

Die Gemeinde verhandelt seit August mit dem Münchner Maschinenbauer

Die aber dann beide von BMW genutzt würden, versichert Kast. Das Unternehmen werde möglicherweise in zwei Schritten nach Parsdorf ziehen. Falls BMW wider Erwarten gar nicht käme, sei auch das Logistik-Zentrum hinfällig. Die Pläne seien genau auf die Bedürfnisse von BMW zugeschnitten. Bei einer Absage der Firma würde ein neuer Bebauungsplan für den nördlichen Teil des Areals erstellt werden.

Spannend war bisher, was auf den übrigen Flächen, immerhin mehr als 30 Hektar, passieren soll. Dass die Gemeinde dafür ganz spezielle Pläne hat, konnte man bereits bei den Beratungen über den Flächennutzungsplan im Februar vermuten. Denn nördlich der A 94 soll es nicht einfach ein Gewerbe-, sondern ein Industriegebiet geben. Offen war bislang, welche Industrien dort angesiedelt werden sollen und ob es bereits konkrete Interessenten gibt.

Nun aber wurde bekannt, dass die Gemeinde bereits seit August vorigen Jahres - also noch bevor die Pläne mit BMW publik wurden - mit einem großen Münchner Maschinenbauer verhandelt. Auch im Gemeinderat hat die Firma bereits vor Monaten ihre Pläne vorgestellt. Dies bestätigt der Wirtschaftsförderer. Den Namen des Interessenten könne man wegen der noch laufenden Verhandlungen zwar nicht nennen, andere Details aber schon. So sei die Firma auf der Suche nach größeren Produktionshallen. Genau diese sollen nun in Parsdorf entstehen. Dabei soll der südliche Teil des Gewerbegebietes von dem Maschinenbauer genutzt werden. Dort sind vier große Gebäude geplant.

Wie das Gewerbegebiet dann aussehen könnte, wurde nun im Ausschuss vorgestellt. Ganz im Norden entsteht das Logistikzentrum mit ein oder zwei Gebäuden, die von der Gruber Straße im Osten erschlossen werden. Im nordwestlichen Teil soll es ein Parkhaus an der Heimstettener Straße geben, ein zweites im Süden an der Gruber Straße. Zwischen dem Logistik- und dem Industriebereich wird eine Erschließungsstraße zur Heimstettener Straße verlaufen.

Sämtliche Gebäude werden 16 Meter hoch

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Aus dem Entwurf des Bebauungsplans lässt sich herauslesen, dass der Maschinenbauer offenbar einen Umzug in drei Schritten plant. So trägt das Gebäude unmittelbar südlich des Logistik-Zentrums die Bezeichnung "Phase 1", soll also als erstes entstehen, in "Phase 2" folgen dann die Gebäude im Süden und Südwesten und in "Phase 3" schließlich die vierte Halle direkt östlich der ersten.

Sämtliche Gebäude einschließlich zweier Parkgaragen werden 16 Meter hoch, Photovoltaik und Dachbegrünung soll es entgegen dem Kriterienkatalog nur sehr eingeschränkt geben. Das, so Bauamtsleiterin Brigitte Littke, habe neben Problemen mit der Statik vor allem mit der Belichtung zu tun. Diese soll teilweise über Dachfenster erfolgen, auf den dafür nicht benötigten Flächen seien aber trotzdem noch Solaranlagen und Bepflanzung möglich. Die Ausgleichsflächen werden auf dem Areal weiter südlich in Richtung der "Nordspange" zwischen Heimstettener und Gruber Straße entstehen, auf rund 24,5 Hektar sollen ein Amphibienbiotop, eine Streuobstwiese und ein Magerrasen angelegt werden.

Eine Hürde ist allerdings noch zu nehmen: Denn noch gehören die Flächen des künftigen Industriegebietes dem Staatsgut Grub. Die Gemeinde Vaterstetten und ihr Geschäftspartner, die VGP GmbH, welche die Entwicklung von Industrie- und Logistikimmobilien betreibt, haben Tauschflächen angeboten. Ob das Staatsgut auf den Deal eingehen darf, darüber muss der Haushaltsausschuss des Landtages befinden. Die Entscheidung fällt voraussichtlich noch vor der Sommerpause.

© SZ vom 17.05.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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