Gewerbegebiet Parsdorf:Kamine können kommen

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Auf der BMW-Baustelle in Parsdorf geht es voran, schon in gut einem Jahr könnte der Betrieb beginnen. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Das geplante Batterie-Forschungszentrum von BMW im Parsdorfer Gewerbegebiet nimmt eine wichtige Hürde

Von Wieland Bögel, Vaterstetten

Bereits in etwas mehr als einem Jahr könnte das Batterie-Forschungszentrum in Parsdorf seinen Betrieb aufnehmen. Der Autobauer BMW plant im Gewerbegebiet an der Gruber Straße eine Prototyp-Anlage für die großtechnische Herstellung von Fahrzeug-Akkus. In Vaterstetten wurden nun zwei Beschlüsse gefasst, damit das Vorhaben umgesetzt werden kann.

Ursprünglich hatte BMW lediglich ein Logistikzentrum in Parsdorf bauen wollen, die Lage direkt an der A 94 ist dafür günstig. In der Gesamtbewertung des Gewerbegebietes galt der nördliche Teil mit dem Vorhaben des Autobauers daher zunächst auch eher als Beifang: Die großen Gewerbesteuereinnahmen erhofft sich die Gemeinde mit dem südlichen Teil. Dorthin wird bis Oktober kommenden Jahres der Maschinenbauer Krauss-Maffei seinen bisher in München-Allach gelegenen Hauptsitz verlegen. Um die 2000 Arbeitsplätze könnten dort entstehen, in dem Logistikzentrum wären es ursprünglich nur rund 200 gewesen, nun kommen noch einmal genausoviele Kollegen in der Batteriefabrik dazu.

Diese, so hatten es Vertreter des Autobauers vor gut einem Jahr im Gemeinderat vorgestellt, ist gewissermaßen das Bindeglied zwischen Labor und Massenproduktion. Ersteres betreibt BMW seit 2019 in seinem Münchner "Kompetenzzentrum Batteriezelle", dort werden neue Auto-Akkus erforscht und Prototypen hergestellt. Die Anlage in Parsdorf dagegen ist in sich ein Prototyp - und zwar für Batteriefabriken. In dem rund 14 000 Quadratmeter großen Werk will BMW testen, wie sich großtechnische Produktionsabläufe verbessern lassen können. Dafür nimmt der Autobauer ordentlich Geld in die Hand: Die Investitionssumme wird mit 110 Millionen Euro angegeben, rund 60 Millionen davon kommen als Fördermittel vom Bund und vom Freistaat. Laut dem Autobauer gehe es in Parsdorf neben der Erprobung neuer Produktionsmaschinen und -techniken darum "Know-how vom Rohstoff bis zum Recycling" aufzubauen.

Genau dieser Punkt hatte in der Vergangenheit einige kritische Reaktionen an dem Vorhaben ausgelöst. Denn zur Produktion von Akkus sind auch giftige und umweltschädliche Materialien nötig, weswegen derzeit auch ein Immissionsschutzrechtliches Genehmigungsverfahren beim Landratsamt Ebersberg läuft. Dazu war auch die Gemeinde Poing aufgerufen, eine Stellungnahme abzugeben - was der Bau- und Umweltausschuss Anfang des Monats auch tat. Zwar verzichtete man auf Widerspruch - allerdings nur aus formalen Gründen. Denn rein rechtlich kann die Gemeinde nicht dagegen vorgehen, solange keine Grenzwerte für Umwelt- oder Lärmbelastung überschritten sind. Glücklich sind die Poinger indes nicht mit dem neuen Nachbarn, fraktionsübergreifend gab es die Sorge, dass bei einem Betriebsunfall Giftstoffe freigesetzt und auch Poinger Wohngebiete erreichen könnten.

Was indes von den zuständigen Aufsichtsbehörden offenbar als sehr unwahrscheinlich eingeschätzt wird. Diese hatten dem Vaterstettener Bauamt mitgeteilt, dass die in Parsdorf geplante Anlage nicht als sogenannter Störfall-Betrieb gelte. Darunter fallen Produktionsstätten, in denen kritische Materialien in einer gewissen Menge gelagert oder verarbeitet werden - offenbar liegt diese in Parsdorf unterhalb der in der Störfallverordnung festgelegten Schwelle. An der Optik der Halle wird die etwa ein Drittel der Gesamtfläche einnehmende Batteriefabrik kaum etwas ändern, sie wird lediglich ein paar Meter Richtung Osten verlängert, um dort einen Stickstofftank unterzubringen. Der einzige sichtbare Unterschied zur reinen Logistikhalle werden die sieben bis zu 22 Meter hohen Kamine sein. Vier davon werden für die Abgase aus der Verbrennung von Erdgas für die Trocknungsanlagen gebraucht, die anderen drei für die Lüftung der Halle.

Im Gegensatz zu den Nachbarn in Poing und Feldkirchen - letztere haben Einwände wegen des geplanten Drei-Schicht-Betriebs in der Fabrik und dem damit einhergehenden Verkehr - hatten die Vaterstettener weder Einwände noch Diskussionsbedarf. Der Bauausschuss erteilte das Einvernehmen im Immissionsverfahren, der Gemeinderat stimmte dem geänderten Bebauungsplan zu. Damit kann BMW im Herbst mit dem Bau der Batteriefabrik beginnen, diese soll im dritten Quartal 2022 dann in Betrieb gehen.

© SZ vom 29.06.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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