Mitten in Ebersberg:Von Quinoa und anderen Punks

Mitten in Ebersberg: Der Hit auf jeder Party: Feldsalat.

Der Hit auf jeder Party: Feldsalat.

(Foto: McPHOTO/O. Diez via www.imago-images.de/imago images/blickwinkel)

War früher eine Party erst mit Bier und Zigaretten eine Party, sind heute Granatapfelkerne die wahren Feiergaranten.

Glosse von Franziska Langhammer, Ebersberg

Ok, ein paar Jährchen ist die eigene, ganz frühe Jugend vielleicht schon vorbei. Damals war die Welt noch eine, in der man schockieren konnte mit bunten Haaren und aufgeschnittenen Jeans. Ein bisschen zumindest. "Punk's not dead", stand auf die Wände der Schulklos geschmiert, und "Anarchie und Alkohol - ich saufe viel und fühl mich wohl". Die Wochenenden bestanden oft darin, sich mit Freunden ein paar Bierchen zu gönnen, die ersten Lan-Partys waren am Start. Es wurde geraucht, es wurde herumgefläzt, zu Chips gab es Schokolade und umgekehrt.

Dass die eigene, ganz frühe Jugend jedoch nicht ewig währt, merkt man spätestens, wenn wirkliche Jugendliche einen plötzlich mit "Sie" ansprechen. Oder wenn Babykarten verschickt werden mit der stolzen Aufschrift "Punk's now dad". Dass nun aber wirklich eine neue Generation nachgerückt ist, zeigt ein ganz normaler Einkauf in einem Supermarkt in Ebersberg. Es ist Samstag, früher Abend, lange hat der Laden nicht mehr geöffnet. Schnell wird noch Obst für die Kinder in den Einkaufswagen gepackt, da drückt sich eine Gruppe junger Männer in Richtung Gemüse-Auslage vorbei. Sie unterhalten sich über den bevorstehenden Abend, den sie mit weiteren Freunden verbringen werden. Doch statt der Frage nach alkoholischen Getränken und Cocktail-Neuheiten stellt sich eine ganz andere. "Kann man Salat eigentlich im Thermomix machen?", fragt nämlich einer von ihnen. Intensiv wird dieser Vorschlag diskutiert, schließlich entscheidet man sich für Feldsalat mit Quinoa und Granatapfelkernen. Der ist nämlich eine wahre Vitaminbombe und geht auch ohne Thermomix.

Thermomix, war das nicht diese eine Alleskönner-Küchenmaschine für diejenigen, die voll angekommen sind im Spießertum? Auch das scheint nicht mehr up-to-date. Etwas kleinlaut legt man ein paar Selleriestangen in den eigenen Einkaufswagen und schiebt sich schnell zur Kasse. Schnappt sich schuldbewusst ein Rezeptbuch für vegane Gerichte. Und lässt unauffällig Schoko-Eier für die Kinder aufs Kassenband rollen. Darüber werden sich die Kleinen bestimmt freuen. Es mag sich ja viel geändert haben - zum Glück aber nicht alles.

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