Geplantes Gewerbegebiete:Brucker in der Bredouille

Grafing schließt Grundstücksverhandlungen für "Schammach II" ab und bringt damit die Nachbargemeinde in Zugzwang.

Von Thorsten Rienth

Das letzte fehlende Puzzleteil zur Erweiterung des Grafinger Gewerbegebiets bei Schammach ist der noch offene Grundstückskauf gewesen. Mitte der Woche konnte Bürgermeisterin Angelika Obermayr (Grüne) nun mitteilen: "Die Verhandlungen sind abgeschlossen, es kann weitergehen." Die Nachricht aus dem Grafinger Rathaus könnte die Gemeinde Bruck in die Bredouille bringen: Sie plant nur wenige hundert Meter nördlich bei Taglaching ein eigenes Gewerbegebiet.

Zahlreiche Brucker fordern, auf ein Taglachinger Gewerbegebiet zu verzichten und sich stattdessen der Erweiterung in Schammach anzuschließen. Dies hatte der Brucker Gemeinderat aber ausgeschlossen. Grundsätzlich würde man ja gerne, "leider sind aber allein die zeitlichen Vorgaben der Nachbargemeinde mit den Vorstellungen der Gemeinde Bruck für eine gemeinsame Umsetzung nicht in Einklang zu bringen", hieß es beispielsweise in einem einstimmigen Beschluss des Gremiums Anfang Juli. Zöge sich die Ausweisung in die Länge, riskiere Bruck, dass Interessenten auf andere Gewerbegebiete in der Region auswichen.

Geplantes Gewerbegebiete: Vom Stadl bis zur Baumkante plant die Gemeinde Bruck das umstrittene Gewerbegebiet Taglaching.

Vom Stadl bis zur Baumkante plant die Gemeinde Bruck das umstrittene Gewerbegebiet Taglaching.

(Foto: Photographie Peter Hinz-Rosin)

Auslöser für die Haltung ist offenbar die Brucker Ansicht, Grafing liege auf der Planungsachse mehrere Jahre hinter Bruck. Zumindest aus Grafinger Sicht ist dem nicht so. "Ich schätze, wir reden aktuell etwa von einem halben Jahr, das wir hintendran sind", sagte der Grafinger Bauamtsleiter Josef Niedermaier der SZ.

Die Einschätzung spielt den Gegnern des Taglachinger Areals in die Hände. Mit ihr steigt nämlich der Druck auf Brucks Bürgermeister Josef Schwäbl (CSU), die Kooperation mit Grafing noch einmal ernsthaft zu prüfen. Die Kritiker um Manfred Gaibinger, die bei Taglaching eine Verschandelung der Landschaft durch ein neues Gewerbegebiet fürchten, fordern genau dies. Josef Schwäbl dagegen geht davon aus, der Forderung längst nachgekommen zu sein. Vor dem Hintergrund des gerade laufenden Genehmigungsverfahrens um das Taglachinger Areal ist diese Ernsthaftigkeit zentral. Sie ist sogar Grundlage für einen positiven Bescheid aus dem Landratsamt. Im Umkehrschluss heißt das: Sollte sich herausstellen, dass der Anschluss womöglich gar nicht so viel Umstände gemacht hätte, könnte die Genehmigung für das Gewerbegebiet Taglaching in Gefahr sein.

Geplantes Gewerbegebiete: Nahe dem Betonwerk Demmel plant die Gemeinde Bruck das umstrittene Gewerbegebiet Taglaching.

Nahe dem Betonwerk Demmel plant die Gemeinde Bruck das umstrittene Gewerbegebiet Taglaching.

(Foto: Hinz-Rosin)

Den Anschluss an Grafing empfehlen jedenfalls nicht nur die Taglachinger Kritiker. Auch die Regierung von Oberbayern verweist beispielsweise darauf. Sie bescheinigt einem gemeinsamen Gewerbegebiet der Gemeinden Bruck und Grafing gar "Vorbildcharakter" für eine effektive und nachhaltige Nutzung von Grund und Boden. Sogar Fördermittel seien denkbar. Was sagt Grafing dazu? Ihre Stadt sei für eine Kooperation nach wie vor offen, betont Angelika Obermayr.

Das Szenario sieht folgendermaßen aus: Weil die Südseite von "Schammach II" an der Gemeindegrenze zwischen Bruck und Grafing endet, könnte sich die Grenze in Zukunft theoretisch mitten durchs Gewerbegebiet ziehen. Nördlich der Linie wäre der Grafinger, südlich davon der Brucker Teil. "Für den müsste man lediglich die Haupterschließungsstraße etwas verlängern", erklärte Bauamtsleiter Niedermaier. Für Bruck brächte ein Schwenk allerdings eine große Unbekannte mit sich. Die Frage, welchen Preis seine Gemeinde für den Quadratmeter in "Schammach II" bezahlen müsste, ist laut Schwäbl zentral. Vermutlich sei der deutlich höher als die Summe, die Bruck für die Fläche in Taglaching ausgegeben hatte.

Die Grafinger Erweiterung jedenfalls ist verglichen mit den Taglachinger Plänen eher unspektakulär. "Das ist ein denkbar einfaches Planungskonzept, das das bisherige Gebiet praktisch fortsetzt", umriss es Bauamtsleiter Niedermaier. Unterschiedlich große Gewerbeflächen würden auf insgesamt gut acht Hektar Fläche Hallen mit einer Länge von mindestens 115 Metern erlauben. Noch im Sommer könnte der Aufstellungsbeschluss für die Bauleitplanung erfolgen.

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