Geplantes Gewerbegebiet in Taglaching:Investor springt ab

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Noch ist der Blick über die Wiesen in Taglaching unverbaut. Doch ein Gewerbegebiet ist geplant. (Foto: Christian Endt)

"Es braucht bei uns einfach viel zu lange": Bruck verliert das interessierte Unternehmen für das geplante Gewerbegebiet. Hintergrund sind die Bürgerproteste.

Von Thorsten Rienth, Taglaching

Ursprünglich wollte die Ickinger Spanntechnikfirma "Zero Clamp" ihren Standort ins neue Taglachinger Gewerbegebiet verlegen. Doch nun hat das Unternehmen überraschend seinen Rückzug von diesen Plänen bekanntgegeben. Proteste, Bürgerentscheid, Genehmigungsprozedere und eine mögliche Klage - "es braucht bei uns einfach viel zu lange", musste Brucks Bürgermeister Josef Schwäbl (CSU) jetzt dem Gemeinderat berichten. Auf die grundsätzlichen Gewerbegebietspläne habe die Nachricht allerdings keine Auswirkungen, sagte er. Finanziell werde Bruck den Absprung aber wohl zu spüren bekommen.

Wer auf die Internetseite der Zero Clamp Gmbh klickt, liest von "Premiumprodukten und "wegweisenden neuen Konzepten". Der Messekalender ist eine Liste internationaler Metropolen. Istanbul, Chicago, Peking, Seoul. Spannvorrichtungen werden gebraucht, wo Gegenstände in eine Maschine gespannt und bearbeitet werden - also inzwischen fast überall auf der Welt.

Der Geschäftsführer des Unternehmens, der Pienzenauer Klaus Hofmann, entwickelt und produziert sie gemeinsam mit inzwischen etwa 40 Kollegen. "Das ist ein High-Tech-Unternehmen, um das selbst größere Städte buhlen würden", sagt Bürgermeister Schwäbl. Es ist vor allem Hofmanns Heimatverbundenheit, warum er sein Unternehmen gern nach Taglaching verlagert und dort vergrößert hätte.

Nun kommt alles anders. "Er hat eine Verantwortung für seine Leute." Schwäbl zeigt deshalb "absolutes" Verständnis für Hofmanns Planungsstopp. "Er kann es sich schlicht nicht leisten zu warten, bis irgendwann einmal Klarheit herrscht, ob das Gewerbegebiet nun kommt, oder nicht." Planungssicherheit sei für einen Unternehmer essenziell. "Und in Bruckmühl kann er noch heuer mit dem Bau starten."

Eine seriöse Prognose für einen möglichen Baubeginn in Taglaching lässt sich hingegen kaum stellen. Zwar läuft das Genehmigungsprozedere seit dem Bürgerentscheid pro Gewerbegebiet vor etwa einem halben Jahr wieder weiter. Gegen einen positiven Bescheid sollen die Klagen der Taglachinger Gegner aber bereits in den Schubladen liegen. Niemand weiß, was das auf der Zeitachse bedeutet.

Bei allem Verständnis für den Brucker Unternehmer - die Enttäuschung ist beim Bürgermeister nicht zu überhören. "Die Firma vom Klaus wäre für uns optimal gewesen." Nicht nur, weil Hofmann aus der Gemeinde kommt und sein Unternehmen wohl jedes Jahr einen sechsstelligen Betrag an Gewerbesteuer überwiesen hätte. "Das ist ein produzierendes Unternehmen, bei dem kaum Verkehr anfällt." Was die Emissionen angeht, wäre die Halle in Taglaching also relativ verträglich gewesen. "Was jetzt an seiner Stelle kommt, wissen wir natürlich nicht", sagt Schwäbl.

Dass die Gemeinde das Gewerbegebiet, sollte es denn schlussendlich genehmigt werden, nicht füllen kann, fürchtet der Bürgermeister jedenfalls nicht. Interessenten gäbe es inzwischen genug, versichert er.

© SZ vom 10.07.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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