Gemeinderat Vaterstetten:Lifting für die Ortsmitte

Altes Rathaus Parsdorf

Die auf dem Bild linke Hälfte des alten Parsdorfer Rathauses aus dem Jahr 1926 soll saniert, der Anbau aus den 1950ern neu gebaut werden.

(Foto: Peter Hinz-Rosin)

Das ehemalige Rathaus in Parsdorf soll im kommenden Jahr saniert und teilweise neu gebaut werden. Insgesamt sollen die sechs Wohnungen 2,2 Millionen Euro kosten, fast die Hälfte ist Fördergeld - trotzdem ist das einigen Gemeinderäten zu teuer

Von Wieland Bögel, Vaterstetten

Ein Stück Vaterstettener Ortsgeschichte bekommt seine ursprüngliche Aufgabe zurück. Das 1926 als Wohnhaus errichtete spätere Rathaus der Gemeinde Parsdorf wird vom kommenden Jahr an saniert und teilweise neu gebaut. Geplant ist, das Haus, in dem schon viele Nutzungen untergebracht waren, wieder zu einem Wohngebäude zu machen. Nun hat der Gemeinderat zugestimmt.

Begonnen hatte die Geschichte des Hauses bereits 1918, als am Südrand von Parsdorf ein Getreidespeicher gebaut wurde. Acht Jahre später wurde er durch ein Wohnhaus ergänzt. Darin waren unter anderem der Parsdorfer Polizeiposten, die Schule, ein Kindergarten, eine Arztpraxis und eben die Gemeindeverwaltung untergebracht, weshalb das Gebäude auch ein halbes Jahrhundert nach deren Umzug nach Vaterstetten immer noch altes Rathaus genannt wird. In seiner jüngeren Geschichte waren Teile davon dann wieder ein Wohnhaus, der Zustand war für eine weitere Nutzung allerdings immer weniger geeignet.

Weshalb es vor drei Jahren Überlegungen gab, das Gebäude abzureißen und an dessen Stelle ein modernes Wohnhaus zu errichten. Der Gemeinderat hatte dem auch schon zugestimmt, Hintergrund war damals, dass man sich für einen Neubau mehr Fördergeld erwartete, als für die Sanierung. Ein Jahr später wurde der Abriss dann abgesagt, da man eine Möglichkeit gefunden hatte, auch für eine Sanierung üppige Fördermittel zu kassieren und die Vorgaben für einen Neubau eine Rekonstruktion des alten Gebäudes unmöglich gemacht hätten.

Wobei ein bisschen Abriss gibt es trotzdem, denn der ehemalige Getreidespeicher, der in den 1950er Jahren einem hölzernen Neubau gewichen ist, soll nun erneut ersetzt werden. Wie Planer Dietrich Fink nun im Gemeinderat erläuterte, werde man den der Straße zugewandten Teil von 1926 mit dem markanten Rundbalkon erhalten und ertüchtigen, sowohl was die aktuellen Ansprüche an Wohnräume wie auch an den Brandschutz betrifft. Der hintere Teil werde dagegen abgerissen und im Stil des Stadels von 1918 wieder aufgebaut. Diese bekommt eine mit Holzlatten verkleidete Fassade, sowie zwei Dachgauben, wie sie früher für Wirtschaftsgebäude auf dem Land üblich gewesen seien.

Dabei soll das Grundstück auch besser ausgenutzt werden, derzeit gibt es nur einen Keller unter dem Haus von 1926, der Anbau im Westen soll nun auch einen bekommen. Im Inneren wird es nach der Sanierung sechs Wohnungen geben, zwei davon werden im zweiten Stock sowohl im Alt- wie im Neubau entstehen. Dazu soll das bei einem früheren Umbau abgeflachte Dach wieder ein Stück angehoben werden, womit es in etwa so aussieht wie 1926.

Kosten soll der Um- und Neubau etwa 2,2 Millionen Euro, so Ralf Schloemilch von Bauamt. Diese Summe werde bis 2024 fällig, der mit 1,5 Millionen größte Teil bereits im kommenden Jahr. Insgesamt sei mit 950 000 Euro Fördergeld zu rechnen, so die Verwaltung, die Höhe ergibt sich daraus, dass nicht nur der Bau selbst, sondern auch das Grundstück gefördert wird, obwohl es sich bereits im Besitz der Gemeinde befindet.

Diskussionsbedarf gab es im Gemeinderat über die technische Ausstattung des neuen alten Rathauses. Felix Edelmann (Grüne) beantragte, die von den Planern als unwirtschaftlich verworfene Photovoltaikanlage trotzdem zu bauen oder wenigstens eine Solarthermieanlage. Was laut Schloemilch aber mindestens 10 000 Euro kosten würde, umgekehrt aber eine sehr geringe Einsparung bedeute. Geplant ist, das Haus mit einer Pelletsheizung zu versehen, mit Solarthermie würde man hier etwa Heizmaterial im Wert von 300 Euro im Jahr sparen. Gegen eine PV-Anlage spräche die Verschattung des Daches durch umliegende Bäume und die große Gaube auf der Südseite.

Dass man diese kleiner bauen könnte, wie David Göhler (Grüne) angeregt hatte, ändere wenig an der Verschattung durch die Bäume, bedeute aber sehr viel weniger Licht für die Dachwohnung. Auch Josef Mittermeier (SPD), sonst immer ein Befürworter regenerativer Energienutzung, sprach sich gegen eine Solaranlage aus, "das Dach ist sehr schlecht geeignet, da würde ich die Finger davon lassen". Das sah die Mehrheit im Gremium ebenfalls so, gegen die Stimmen der Grünen wurde beschlossen, keine Solaranlage auf das Dach zu bauen.

Manfred Vodermair (CSU) stellte die Frage, ob man das Wohnhaus nicht an die Heizung der benachbarten Feuerwehr anschließen könnte. Dies sei nicht der Fall, so Bürgermeister und Parsdorfer Feuerwehrkommandant Leonhard Spitzauer (CSU), die Heizung sei genau so dimensioniert, dass es fürs Feuerwehrhaus reiche. Aber vielleicht könne man dann die Heizung im Neubau etwas größer auslegen, dass sie bei einem Austausch der Anlage in der Feuerwehr diese ersetzen könne. Oder man verbinde beide Heizungen zu einer gemeinsamen Anlage. Spitzauer versprach, diese Fragen prüfen zu lassen.

Grundsätzliche Kritik an dem Vorhaben kam von den Gemeinderäten Klaus Willenberg (FDP) und Stefan Huber (CSU), beide bemängelten, die ihrer Meinung nach zu hohen Kosten. Mehr als zwei Millionen für etwa 500 Quadratmeter Wohnfläche auszugeben "das ist schon ein überdimensionaler Wert", so Willenberg. Neben den Kosten kritisierte Huber auch die Architektur. Statt die Holzstadel-Optik früherer Jahre wiederherzustellen, "sollte es so aussehen, wie jetzt".

Bei vier Gegenstimmen wurde die Sanierung letztlich beschlossen, die Gemeinde will demnächst den entsprechenden Bauantrag einreichen. Wie Bürgermeister Spitzauer auf Nachfrage erklärte, gehe er davon aus, dass "nach der Frostperiode", also im kommenden Frühling mit dem Um- und Neubau begonnen werden könne.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: