Gelting:Wie die Kuh zum Schnitzel wird

BN Ortsgruppe Pliening auf dem Biohof Wachinger

Im Wachinger-Stall in Gelting begutachten Ben, Neo und Mira, wie Landwirtschaft funktioniert und wie die Tiere gehalten werden.

(Foto: Valerie Schönian)

Der Bund Naturschutz Pliening besucht mit Familien einen biologischen und einen konventionellen Bauernhof, um sich über die Tierhaltung in der Landwirtschaft zu informieren. Nicht nur die Kinder sind begeistert

Von Valerie Schönian, Gelting

Die Kühe essen einfach weiter. Sie schnappen ihr Heu mit der Zunge, schlucken herunter und beginnen wieder von vorn. Egal, wie lange Neo, Ben und Mira sie anstarren. Die drei Geschwister - fünf, acht und drei Jahre alt - stehen interessiert vor den Tieren und beobachten, wie die Mahlzeit in den riesigen Mäulern verschwindet. Dabei sind die Kühe so viel Aufmerksamkeit gar nicht gewohnt. Mit den drei Geschwistern wanderten etwa 30 weitere Besucher durch die Ställe der Rinder. Sie wollten sich informieren, was die Tiere essen, wie viel Platz sie haben und wie sie weiterverarbeitet werden.

Der Bund Naturschutz (BN) Pliening hat zum Rundgang auf den Biobauernhof der Familie Wachinger in Gelting eingeladen, wo die Kühe nicht in einem konventionellen Stall leben. "Die Leute sollen sehen, wie der natürliche Kreislauf eigentlich funktioniert", begründete Franz Höcherl, Vorsitzender der BN-Ortsgruppe Pliening, die Führung. Das heißt: Es wird alles weggelassen, was von außen kommt. Das Futter beispielsweise wird nicht in China eingekauft, sondern auf dem Hof selbst produziert. Dass das klappt, konnten die Besucher selbst sehen.

Im Jahr 2005 bekam der Hof das Bio-Zertifikat von Naturland, einem Verband für ökologischen Landbau mit Sitz in Gräfelfing, verliehen. Und vor einem Jahr haben Johannes Wachinger und seine Frau Katharina den Geltinger Hof übernommen, wo sie nun mit ihren beiden Kindern leben. Der Bauer selbst erklärte den Besuchern, was das Bio-Siegel bedeutet: keine Pestizide, keine Spritzmittel, kein Kunstdünger. Und seine Frau ergänzte: "Die Tiere stehen mehr im Mittelpunkt."

Sie selbst ist in einer Familie aufgewachsen, die einen konventionellen Betrieb führte, wollte aber schon immer einen Biobauernhof haben: "Biohaltung ist nachhaltiger und die Lebensmittel sind am Ende gesünder", begründet die Bäuerin diesen Wunsch. Trotzdem verurteile sie den konventionellen Betrieb nicht: "Landwirt ist Landwirt." Ja, sie trügen Verantwortung. "Aber die Bauern können nichts anbauen, was sie nicht verkaufen können. Die Verbraucher haben es in der Hand."

Nach dem Geltinger Biobauernhof besuchten die Teilnehmer außerdem die konventionelle Rinderaufzucht und den Milchwirtschaftsbetrieb der Familie Röckenschuss in Ottersberg. Auch diese Seite müsse man kennen, erklärte Höcherl - ohne sie verteufeln zu wollen. "Der konventionelle Betrieb existiert eben auch." Trotzdem sei dem Bund Naturschutz ein Hof wie jener der Familie Wachinger lieber.

Der Hof in Ottersberg ist zwar konventionell, aber hochmodern aufgezogen. Er ist hell, gut belüftet und die Tiere haben fast so viel Platz wie auf dem Geltinger Hof. Theoretisch könnte auch dieser Bauernhof nach biologischen Maßstäben umgebaut werden. Der aktuelle Unterschied besteht beispielsweise darin, dass die Tiere nicht nur mit Futter aus dem eigenen Ertrag gefüttert werden.

Während der Führung durch die Bauernhöfe stellten die Besucher viele Fragen. Auch Angelika Fünfgeld aus Pliening, die sich vor allem für den Unterschied zwischen biologisch und konventionell interessierte. Sie selbst achte auf das Bio-Siegel, doch die Besichtigung des konventionellen Hofs überraschte sie: "Ich habe noch nie einen so schönen Stall gesehen." Fünfgeld hat etwas dazugelernt. Und genau das war das erklärte Ziel von Franz Höcherl. Er wollte, dass die Konsumenten etwas mitnehmen. "Nur vor Ort kann man etwas lernen." Vor allem war ihm wichtig, dass auch Kinder die Tierhaltung kennenlernen. Neo, Ben und Mira jedenfalls hat es gefallen, sagten sie im Nachhinein. Am meisten bei den Kälbchen.

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