Geigerin aus Vaterstetten:Im Musikhimmel angekommen

Regina Graf, Geigerin aus Vaterstetten

Ein Traum für Tänzer, für die Musiker ein "Knochenjob": Regina Graf bei einem Auftritt mit dem "Salonorchester Karl Edelmann".

(Foto: Veranstalter)

Regina Graf spielt gekonnt auf den verschiedensten Hochzeiten

Von Anja Blum, Vaterstetten

Was haben eine Violine und ein Hund gemeinsam? Die Liebe von Regina Graf. "Wäre ich nicht Geigerin geworden, hätte ich sicher was mit Tieren gemacht", sagt die 58-jährige Vaterstettenerin und strahlt. Doch sie schaffte damals die Aufnahmeprüfung an der Musikhochschule in München auf Anhieb, mit gerade einmal 16 Jahren, da "war die Sache eigentlich klar". Der Traum von der Hundeflüsterin sollte erst sehr viel später noch einmal aufkommen, vor ein paar Jahren, als Graf nach einem Mozart-Requiem in einem eiskalten Kirchlein ihren linken Arm plötzlich nicht mehr bewegen konnte. Doch ein Osteopath wusste Rat - und so blieb die Geige die Nummer eins. Dicht gefolgt von Nanou und Cher, zwei Lagotto-Hunden. Erst gassigehen, dann üben, so startet die Vaterstettenerin meist in den Tag.

Regina Graf stammt aus einer Musikerfamilie: In ihrem Elternhaus wurde viel gesungen und musiziert, die Musikschule Vaterstetten nahm dort im Keller ihren Anfang, weil Mutter Karoline Graf Blockflötenunterricht gab, bevor der Vater, Max Graf, damals Leiter der Grundschule an der Wendelsteinstraße, die Einrichtung 1973 offiziell gründete. Kein Wunder also, dass alle fünf Geschwister Instrumente spielten, zusammen brachte man es auf eine stattliche Saitenmusi, die auch allerlei Preise absahnte. Waren die Eltern Graf noch Laien gewesen, wurden vier ihrer Kinder Profimusiker: Bassist Stefan war Mitglied der Münchner Philharmoniker, Elisabeth gründete eine private Musikschule, Maria ist Professorin für Harfe in Berlin und Regina Graf, die Jüngste, arbeitet freiberuflich als Violinistin.

Was die 58-Jährige von ihrem Beruf hält, macht schon der Name ihrer Homepage klar: "Geigenhimmel". Immer wieder spricht sie von Glück und von der "Gnade, auf diese Weise Musik machen zu dürfen". Denn Regina Graf - abgeschreckt von den Orchestererfahrungen des großen Bruders - ist es gelungen, sich ein sehr breit gefächertes Schaffen aufzubauen. "Heute würde ich mich das nicht mehr trauen, weil der Markt immer enger wird", sagt sie, "aber damals hat es funktioniert". Und das, obwohl Regina Graf im Studium wohl nicht zu den Allerfleißigsten zählte: "Ich habe keine acht Stunden am Tag geübt", gesteht sie und lächelt. Zugute kam ihr vielmehr ihre Vielseitigkeit, ihr so tiefes wie breites musikalisches Verständnis, einst von den Eltern in die Wiege gelegt.

In diesem Sinne spielt Regina Graf auf den verschiedensten Hochzeiten: von Klassik über Tanzabende bis hin zu Volksmusik. Am Freitag, 24. Januar, ist sie zum Beispiel Teil eines "Winterlichen Kirchenkonzerts" in Baldham, zusammen mit Irene und Franz Draxinger sowie Beatrice Menz-Hermann gestaltet die Geigerin da ein Programm von Händel über Piazzolla bis zu Bernhard Krol. Auch an der Zornedinger Reihe "Bach & more", die heuer ihr 20-jähriges Bestehen feiert, ist Graf beteiligt, als Musikerin und Mitorganisatorin von Kammermusik sowie großen Chor- und Orchesterkonzerten. "Es ist immer wieder toll, was Matthias Gerstner da auf die Beine stellt", schwärmt sie von diesem "Heimspiel", da sei sie sich auch nicht zu schade, in der Nachbarschaft Plakate aufzuhängen. Beim Gassigehen, natürlich. Schließlich ist die Geigerin begeistert von dem großen Interesse an Musik in ihrer Heimat: "Es gibt wirklich sehr, sehr viele Konzerte hier, aber die sind alle überwiegend voll. Das ist einfach toll."

Ein nicht minder festes Standbein ist für Regina Graf das Kammerorchester Bad Brückenau, ein Ensemble, das sie einst zusammen mit einigen Kollegen aus dem Landesjugendorchester heraus gegründet hat. Etwa 15 Programme erarbeitet dieses Orchester pro Jahr, gerne auch als Crossover-Projekte, sogar mit dem Kabarettisten Gerhard Polt oder dem Jazzpianisten Dave Brubeck stand das Kammerorchester schon auf der Bühne.

Aber auch in einem ganz anderen Fach vermag Regina Graf schon lange zu glänzen, als erste Geige im Salonorchester Karl Edelmann nämlich. "Da spielen wir auf Bällen, alles vom Zwiefachen über Swing und Tango bis zum Cha-Cha-Cha." Ein Traum für Tänzer also - aber ein "Knochenjob" für die Musiker. Erstens, weil so ein Ballabend schon mal bis halb zwei Uhr dauern kann, vor allem aber, weil das breite Repertoire den Instrumentalisten so einiges abverlangt. "Bei einem Wiener Walzer oder einem Csárdás darf ich keine Sekunde lang unkonzentriert sein, da muss ich immer wissen, wo's langgeht", sagt Graf. Doch genau das seien auch die Momente des höchsten Glücksgefühls, wenn man spüre, dass die anderen Musiker im besten Sinne bei einem seien, man etwas gemeinsam zum Klingen bringe - "das setzt unglaublich viel positive Energie frei".

Trotz dieser Erfahrung habe sie einst Zweifel gehabt, erzählt Graf heute, ob sie der prägenden Rolle im Salonorchester gewachsen sein würde, doch der Chef hatte offensichtlich Vertrauen in sie. Kein Wunder, denn Karl Edelmann hat Regina Grafs Qualitäten schon zuvor kennengelernt, und zwar in seiner Spielmusik, einem sechsköpfigen Volksmusikensemble. Hier nämlich zeigt sich das fruchtbare Erbe der Familie Graf vermutlich besonders, jenes Gespür für die echte bayerische Tradition, die Liebe zu den alten Weisen. Regina Graf, die Geigerin, kann jedenfalls derart von einem Dreig'sang schwärmen, dass es eine Wonne ist. Eine Musikantin, wie sie im Buche steht.

"Winterliches Kirchenkonzert" am Freitag, 24. Januar, um 19 Uhr in Maria Königin Baldham, der Eintritt ist frei.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: