Süddeutsche Zeitung

Geburtstagsfeier in Moosach:Rosen, Tanz und Musik für einen höchst lebendigen Methusalem

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Das Meta Theater in Moosach, seit 40 Jahren eine auch international viel beachtete Kulturinstitution, feiert trotz Corona ein inspirierendes Jubiläum

Von Anja Blum, Moosach

In einer Turnhalle Geburtstag zu feiern, ist zugegebener Maßen nicht sehr sexy. Doch Corona gibt den Ton an - und das Team vom Meta Theater in Moosach sein Bestes, um seinen Gästen trotzdem ein angenehmes Fest zu ermöglichen. Die Mehrzweckhalle ist am Samstag schön dekoriert, es gibt Tische, eine Bühne und sogar zwei hoch aufragende Blumengestecke. Da plötzlich beugt sich eine der riesigen Rosen über den Eintretenden - oh Schreck, eine florale Umarmung! Ach ja, man ist beim Meta Theater, wo so vieles anders daherkommt als gedacht. Alles gut.

Vor genau 40 Jahren hat sich der Architekt Axel Tangerding seinen Traum verwirklicht und im Künstlerdorf Moosach ein Haus gebaut, in dem er lebt und arbeitet, sprich: allen Kreativen Raum und Zeit fürs Experimentieren schenkt, für Proben, Workshops und Auftritte. Eine Bühne als Werkstatt, als Labor, so lautete von Anfang an das Konzept. Hinzu kommt, dass Theatermensch Tangerding eine große Leidenschaft hegt für interdisziplinären und interkulturellen Austausch, weswegen kann man im Meta Theater eben immer wieder ganz Neuem, Unerwartetem, Ungewohntem begegnen kann. Laufenden Rosenbüschen, zum Beispiel.

Klar, das eigentlich geplante, internationale Jubiläumsprogramm hatte Tangerding absagen müssen, doch ganz ohne Kultur kann so ein Meta-Jubiläum freilich nicht über die Bühne gehen. Zwei Ensembles, die dem Theater jeweils schon lange verbunden sind, waren eingeladen, sowie eine Tänzerin. Die Mitglieder des Stelzentheaters Zebra beglückten das Publikum zunächst mit ihren "Walking Roses", später traten sie als "Farbentänzer" auf, als leichtfüßig-leuchtende Priester des Regenbogens, die eine anmutige Choreografie zeigten. Die Band Embryo hinterlegte den Abend mit höchst kreativer Weltmusik, mit viel Klangmalerei und Improvisation. In ausdrucksstarke Bewegungen übersetzt wurden die mal treibenden, mal sphärischen Klänge von der Tänzerin Anna Orkolainen, einer Simultankünstlerin von traumwandlerischer Sicherheit. Später, nach dem offiziellen Teil, ließ DJane Kim den Abend musikalisch ausklingen.

Denn freilich kommt ein runder Geburtstag nicht ohne ein paar Reden aus. 40 Jahre - das sei für einen Menschen kein hohes Alter, doch ein solches freies Privattheater müsse man da schon als "Methusalem" bezeichnen, sagte die Grafingerin Gabi Sabo von der Agentur "Kulturbananen" - und zollte Axel Tangerding "höchste Anerkennung fürs Durchhalten".

Auch der Vorsitzende des Vereins hinter dem Theater, Wolfger Pöhlmann, war voll des Lobes für den Chef: Ohne diese charismatische Persönlichkeit sei der jahrzehntelange Erfolg der Bühne nicht denkbar. "Das Meta Theater hat auch international ein unheimliches Renommee - das ist wirklich einmalig." Das zeige auch die Tatsache, dass die neue Publikation "40 Jahre Meta Theater - Retrospektive und Vision", demnächst als Sonderbeilage des Magazins "Theater der Zeit" erscheint. Angelika Obermayr überbrachte als stellvertretende Landrätin einen Jubiläumszuschuss von 400 Euro und betonte, wie wichtig es sei, die Werte der Kulturrevolution von 1968 weiterzutragen - "gerade heute". Und auch Moosachs Bürgermeister Michael Eisenschmid ließ es sich nicht nehmen, obwohl er am Samstag ebenfalls seinen 40. Geburtstag zu begehen hatte, Glückwünsche zu überbringen - was das Publikum gleich mit einem Ständchen quittierte. Der gerührte Hausherr nutze die Gelegenheit für einen Appell: "Es lohnt sich immer, für die Freiheit zu kämpfen!"

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Quelle:
SZ vom 28.09.2020
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