Gastronomie in EbersbergSeehaus erleidet Schiffbruch

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Nach dem Baldhamer Restaurant Albatros schließt in Ebersberg mit dem Seehaus nun auch das zweite außergewöhnliche Lokal.

Anja Blum

Der Landkreis scheint kein gutes Pflaster zu sein für etwas anspruchsvollere, außergewöhnliche Lokale: Nachdem erst im Juli das spektakuläre Baldhamer "Albatros" eine Bruchlandung erlitten hat, hat nun auch das Ebersberger "Seehaus", das direkt am Klostersee im Bauhausstil errichtet wurde, seine Pforten geschlossen. "Es ist ja bekannt, dass Ebersberg eine gastronomische Wüste ist", sagt Seehaus-Chef Peter Ingwersen, doch auf ein wenig Erfolg gehofft habe man eben trotzdem. Vergebens, wie sich nun zeigt.

Das "Ebersberger Seehaus" am Klostersee sollte zur Wiederbelebung des Naherholungsgebiets beitragen. Der Versuch ist nun gescheitert.
Das "Ebersberger Seehaus" am Klostersee sollte zur Wiederbelebung des Naherholungsgebiets beitragen. Der Versuch ist nun gescheitert. (Foto: EBE)

Zwei Gründe für das Scheitern seines gastronomischen Projekts macht Ingwersen aus. Der erste sei die "Kostenstruktur" des Restaurants am Klostersee, das der Koch vor knapp zweieinhalb Jahren eröffnet hat: Die Pacht in Höhe von 4500 Euro, die der Eigentümer, CSU-Stadtrat Georg Schuder verlange, sei schlicht nicht zu erwirtschaften. "Man bräuchte einen monatlichen Umsatz von mindestens 45.000 Euro - aber wo soll's herkommen?", fragt Ingwersen.

Denn, und damit kommt er zum zweiten Problem, die Ebersberger nähmen generell die gastronomischen Angebote in ihrer Stadt kaum wahr. "Ich weiß nicht warum, aber in Grafing ist viel mehr los", meint Ingwersen, vor allem die Ebersberger Jugend orientiere sich sehr stark nach München. Das Seehaus zum Beispiel habe sich nur bei gutem Wetter rentiert. Das schöne Ambiente, die besondere Lage am Klostersee hätten nur bei Sonnenschein viele Gäste angelockt. "Aber das reicht eben nicht."

Hinzu kommt, dass der See immer wieder wegen schlechter Werte gesperrt werden muss, es kaum Touristen gibt und das Restaurant für den Mittagstisch zu weit weg liegt vom Zentrum. Zwei Gänge für 6,90 Euro gab es mittags, ansonsten setzte man auf ein "kulinarisches Mischprogramm": von teuren Fleischgerichten über Schnitzel bis hin zum Wurstsalat.

"Die Großen fressen die Kleinen"

"Es ist sehr schade, dass wir schließen müssen, aber wir wollen einfach nicht mehr", sagt der Koch, der sich nun erst einmal um seine Familie kümmern will. Besonders enttäuscht ist er von Stadtrat Schuder, der mit dem Bauprojekt ursprünglich zur Wiederbelebung des traditionellen Naherholungsgebietes rund um den Klostersee beitragen wollte. Doch Schuder ist laut Ingwersen nicht bereit, seine Pachtforderungen in irgendeiner Weise einzuschränken.

"Klar, er bekommt von der Brauerei ja trotz des Leerstands sein Geld", sagt der Ex-Restaurantchef, für den die ganze Sache unter das Kapitel "die Großen fressen die Kleinen" fällt. Schuder selbst wollte zu der Angelegenheit gegenüber der SZ keine Auskunft geben.

Nun sucht die Brauerei Aying für das Seehaus einen neuen Pächter. "Die Aussichten sind gut, es gibt ein paar Interessenten aus der Umgebung", sagt Verkaufsleiter Josef Eberl. Das Scheitern der Familie Ingwersen sei bedauerlich, aber man habe die Hoffnung keineswegs aufgegeben: "Wir wollen diesen Standort am See, und die Höhe einer Pacht muss man ja immer in Relation zum Umsatz sehen. Das ist schon zu schaffen."

© SZ vom 03.09.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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