Süddeutsche Zeitung

Gartentipps aus Vaterstetten:Auf dem Weg zum kleinen Paradies

Der Autor Wolfram Franke gestaltet seit einem Vierteljahrhundert seinen eigenen Kreativgarten. In seinem neuen Buch gibt er nun seine Erfahrungen weiter

Von Annika Kessel, Vaterstetten

Immer mehr Menschen sehnen sich gerade momentan nach Ruhe und Erholung - vorzugsweise draußen an der Luft und in erreichbarer Nähe. Den perfekten Ort hierfür bietet idealerweise der eigene Garten. Der langjährige Journalist, Gärtner und Autor Wolfram Franke leitet in seinem neuen Buch "Mein Garten fürs Leben" sowohl den eingefleischten Hobbygärtner als auch den neugierigen Laien an, den "Weg zum naturnahen Traumgarten" zu begehen.

Der 71-jährige gebürtige Brandenburger floh 1960 aus der DDR in die Bundesrepublik und begann sieben Jahre später seine Gärtnerlehre. Später war er 20 Jahre lang Chefredakteur bei Kraut&Rüben und sieben weitere Jahre Herausgeber der Zeitschrift. Nach dem Umzug nach Vaterstetten, während seiner Tätigkeit als Chefredakteur, bekam er von Georg Reitsberger ein Grundstück zur Verfügung gestellt und so die Gelegenheit, den Garten nach seinen Vorstellungen und Erfahrungen zu gestalten.

Anregungen für seinen Kreativgarten hat sich Franke bei unzähligen Gesprächen mit Gärtnerprofis und Besuchen bei erfahrenen Laien geholt. Viele eigene Ideen kamen ihm selbst bei der Gartenarbeit. Seit einem Vierteljahrhundert arbeitet er inzwischen gemeinsam mit seiner Frau an seiner grünen Oase, die nicht nur im Landkreis eine Besonderheit ist.

Sein Buch ist darum auch weit mehr als eine Anleitung zum erfolgreichen Gemüseanbau. Vielmehr ist es eine Einführung in seine Welt des Gärtnerns; die gesammelte Erfahrung eines Lebens, das dem Garten gewidmet war und ist.

Das erste Kapitel wendet sich den "Erdarbeiten" zu, also der Rohplanung des Gartens, das Konzept einer ersten Einteilung - wichtig sei etwa ein effektiver Windschutz, beispielsweise durch Permakultur, um die Erde vor Austrocknung zu schützen. Danach geht es weiter mit Bauwerken. Hier betont Franke, der Schlüssel zu einem erfolgreichen ökologischen Garten liege unter anderem in der möglichst geringen Bodenversiegelung. Darum sollten Häuser oder ähnliches möglichst klein gehalten werden. Er selbst habe zudem viele Altmaterialien wiederverwendet, das verringere auch Kosten. Diese Grundidee ließe sich im Umgang mit den Pflanzen fortführen: eine Weide stellt bei ihm das "Klettergerüst" für eine Rose dar. Bevor er sich dem vermeintlich "eigentlichen Thema" - also den Pflanzen des Gartens - widmet, schreibt er noch über Boden und Düngung - selbstverständlich alles ganz natürlich.

Und dann beginnt der Teil über Gehölze, Gemüse, Stauden und Kräuter. Auch für Gartenarbeitsneulinge verständlich beschreibt der Profi das Anlegen verschiedener Beete, unter anderem Hügel- und Hochbeete, und das Anpflanzen unterschiedlichster Gemüsesorten, Obstbäume, Sträucher und Kräuter. Immer erklärt er dabei, wie in seinem oder im eigenen Garten alles zusammenhängt und aufeinander abgestimmt ist - gemäß der humboldtschen Vernetzung der gesamten Natur. Auch eine von Wolfram Franke besonders gern angepflanzte Tomatensorte ist nach dem Forscher benannt: die Humboldtii Tomate. Detailliert führt er den Leser ein in das eigene Anzüchten, also den Weg vom Samenkorn bis zur Ernte, dieser und anderer Tomatensorten. "Die älteste Form der Pflanzenzucht der Welt" ist das dem Autor zufolge. Gleichzeitig gewöhne sich so die Pflanze an die Gegebenheiten des eigenen Gartens.

Aber Frankes Buch gibt auch Anweisungen zum Erbauen eines eigenen Badeteichs. Den eigenen - ein lang gehegter Traum des Gärtners - hat er von Hand ausgehoben. Trotz der geringen Größe eignet er sich hervorragend zur Abkühlung nach intensiven Arbeitsstunden im Garten und ist nur durch die Wasserpflanzen komplett selbstreinigend, ganz ohne Chlor oder andere Chemikalien.

Was der Leser somit bekommt, ist ein kreativer Input in Kombination mit fachlich fundiertem Wissen zum Kreieren eines Ortes mit ganz eigener Atmosphäre. Wobei man fast den Eindruck gewinnt, der Garten selbst schaffe kontinuierlich neue Ideen die der Gärtner lediglich verwirklicht.

Franke beschreibt seinen Garten als "geschützten Raum", ein eigenes, selbst geschaffenes Biotop, in dem alles fein aufeinander abgestimmt ist. Schlussendlich gehe mit dem gärtnerischen auch ein ökologischer Erfolg einher: Amseln nisten in der Hecke, Igel sind regelmäßige Besucher, ebenso wie Frösche und Molche. Dafür wird auch beschrieben, wie mit weniger erwünschten Gästen, beispielsweise Schnecken, umweltfreundlich umgehen kann. Was entsteht, ist eine Welt für sich. Wolfram Frankes Buch lädt ein, diese Welt zu entdecken und zu verstehen und all das auf völlig natürliche Weise.

Wer sich darauf einlassen möchte und sich entweder als leidenschaftlicher Hobbygärtner oder völliger Neuling weiterbilden möchte, ist gut beraten, einen Blick in Frankes "Mein Garten fürs Leben" zu werfen. Wer den Garten des Meisters persönlich besichtigen möchte, muss sich bis zum 31. August gedulden, dann öffnet er für die Besucher des Gartenbauvereins seine Tore - sofern es die Corona-Bestimmungen dann zulassen.

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Quelle:
SZ vom 25.05.2020
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