So richtig begeistert war niemand im Gemeinderat, als die Leiterin des kommunalen Jugendreferats Jacqueline Schmidt die Botschaft in der jüngsten Sitzung verkündete: Der gebundene Ganztag an der Anni-Pickert-Schule wird von Herbst 2021 an für die siebten und höheren Klassen abgeschafft. An der Situation ändern konnte trotzdem niemand etwas und das liegt am Grund für die Abschaffung: Es kommen zu wenige Kinder nach, dadurch kann die bisherige Dreizügigkeit mit einer M-Zweig-Klasse, einer Regelklasse und einer gebundenen Ganztagsklasse von der siebten Jahrgangsstufe an nicht mehr aufrechterhalten werden - die Klassen werden zusammengelegt. Da die Abgabe des M-Zweigs abgelehnt wird sowie das Zusammenschließen einer Regelklasse und einer gebundenen Ganztagsklasse rechtlich verboten ist, bleibt also nur die Abschaffung des gebundenen Ganztags.
Aber eine gute Nachricht gibt es auch: Stattdessen wird ein offenes Ganztagsangebot zur Nachmittagsbetreuung eingeführt - und das können dann auch Schülerinnen und Schüler aus dem M-Zweig von den fünften Klassen an sowie alle übrigen der fünften bis neunten Klassen in Anspruch nehmen. Klar wurde während der Sitzung auch: Für die fünften und sechsten Klassen soll es weiterhin einen gebundene Ganztag geben. Da im kommenden Schuljahr jedoch nur eine fünfte Klasse gebildet werden kann, klappt das für diese Jahrgangsstufe schon einmal nicht. In den sechsten Klassen des neuen Schuljahres konnte der gebundene Ganztag erhalten bleiben.
Laut Förderrichtlinie für offene Ganztagsangebote ist ein abgestimmter Antrag mit einem pädagogischen Rahmenkonzept des Kooperationspartners Voraussetzung, damit ein offener Ganztag eingeführt werden kann. Für Poing lag die Ausarbeitung eines solchen Konzepts in der Hand von Kinderland Plus. Zunächst wurden zwei Varianten erarbeitet. Die erste beinhaltet die Mindestanforderungen, welche die Förderrichtlinien der Regierung von Oberbayern vorgeben. Die zweite Variante enthält darüber hinaus ein zusätzliches pädagogisches Angebot, das dem gebundenen Ganztag ähnelt. Dementsprechend teurer gestaltet sich jedoch dieses umfassendere Angebot - die Gemeinde müsste mehr bezuschussen.
Trotzdem waren sich alle Beteiligten einig, den offenen Ganztag mit einem zusätzlichen pädagogischen Angebot einzuführen. Neben dem kommunalen Pflichtanteil von 6487 Euro pro Gruppe kommen somit noch 8500 Euro pro Gruppe oben drauf.
Franziska Langlechner (CSU) drückte das Bedauern ihrer Fraktion darüber aus, das gebundene Ganztagsangebot nicht weiter aufrechterhalten zu können. Aber das vorgeschlagene Konzept für den offenen Ganztag böte eine sehr gute Alternative, "machen wir das beste draus". Dem stimmte Bärbel Kellendorfer-Schmid (SPD) zu, enttäuscht sei sie trotzdem. "Ich bin nicht ganz so optimistisch, dass wir die gebundenen Ganztagsklassen wieder einführen." Das nämlich ist der ausdrückliche Wunsch von Schule und Gemeinde, sobald es die Schülerzahlen wieder erlauben. Bis das der Fall sein wird, kann es aber noch dauern: Laut Fortschreibung der Einwohnerprognose, die erst kürzlich dem Gremium präsentiert wurde, kann wohl erst ab dem Schuljahr 2028/2029 mit einem erneuten Anstieg der Schülerzahlen an den Mittelschulen gerechnet werden. Dann nämlich werden die aktuellen Wohnbaugebiete W7 "Lerchenwinkel" und W8 voraussichtlich abgeschlossen sein.
Auch die Nachbargemeinde Markt Schwaben sattelt an der Grafen-von-Sempt-Mittelschule von kommendem Schuljahr 2021/2022 an auf eine Zweizügigkeit der Klassen um. Wie in Poing sind davon in der Regel nur die Schülerinnen und Schüler von der siebten Jahrgangsstufe an betroffen.