Fußball:Markt Schwabener Vereine gründen Spielgemeinschaft

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Die BSG Markt Schwaben, der FC Falke und die SpVgg Markt Schwabener Au machen künftig gemeinsame Sache. (Foto: dpa)

Die BSG Markt Schwaben, der FC Falke und die SpVgg Markt Schwabener Au schließen sich zusammen. Damit versucht man den Spielermangel am Ort abzufangen.

Von Jörg Lehne, Markt Schwaben

"Ich muss vorwegnehmen, das ist keine Fusion", sagt Stephan Kraus von der BSG Markt-Schwaben wenn er vom Zusammenschluss dreier örtlicher Fußballvereine zur Spielgemeinschaft spricht. "Rechtlich und emotional ist das was ganz anderes", so Kraus. Bei einer Spielgemeinschaft behalten die Vereine, die sich zusammenschließen - in der Regel sind es zwei -, ihre Identität und ihre Mitglieder. Aus einer Fusion entsteht ein neuer Verein. Die alten existieren nicht mehr und der Fan-Schal, der über der Tür hängt, ist plötzlich nur noch ein Relikt.

Angestoßen wurde die Idee durch die BSG Markt Schwaben. Der Grund hierfür, wie bei den meisten Zusammenschlüssen dieser Art, sei der chronische Spielermangel gewesen, sagt Kraus. Die vergangenen Saisons habe man nicht spielen können, ohne immer wieder auf Spieler der alten Mannschaft zurückzugreifen. Vergangenes Jahr habe man sich daher an den örtlichen Rivalen FC Falke mit dem Vorschlag gewandt, eine Spielgemeinschaft zu bilden.

Besonders bei dem Vorhaben ist, dass mit der Spielvereinigung Markt Schwabener Au noch ein dritter Verein einbezogen werden soll, jedoch einer ohne eigenen Herrenbereich. Die SpVgg sei ursprünglich gemeinsam vom FC und der BSG ins Leben gerufen worden, wie Wolfgang Kirmaier, erster Vorstand des FC Falke erklärt. Man habe die Konkurrenz zwischen den Jugendmannschaften des FC und der BSG aus der Welt schaffen wollen. Sigi Huber, Vorstand der SpVgg, erinnert sich noch daran, dass Streitereien zwischen der Jugend beider Mannschaften damals bis auf die Schulhöfe getragen worden seien. Durch den neuen Verein sollten sich die Jugendlichen nicht länger nur mit ihrer Mannschaft sondern auch mit dem Ort identifizieren.

Die praktische Ausgliederung der alten Jugendmannschaften hatte jedoch weitreichende Folgen für die jungen Spieler, denn die A-Jugendlichen konnten damit nicht länger im Herrenbereich aushelfen. Als Teil einer Spielgemeinschaft wäre das wieder möglich, so Huber. Der Beitritt der SpVgg sei daher ein klarer Schritt nach vorne.

Die nötige Zustimmung des Bayerischen Fußballverbandes (BFV) liegt bereits vor, wie Kreisspielleiter Frank Ludewig mitteilt. Mit der Spielgemeinschaft kann es jetzt also losgehen. In Zukunft läuft die erste Mannschaft in der Kreisklasse auf. Damit beerbt die Spielgemeinschaft den FC Falke als federführenden Verein um sein Spielrecht. Neue Trikots gebe es jedoch nicht, sagt Kraus. Die Mannschaft solle in den alten Farben auflaufen, nur würden ein paar BSGler in den FC-Hemden stecken und umgekehrt.

Man möchte meinen, dass solche Änderungen nicht jedem schmecken. Die Löwen von 1860 München plötzlich im Bayerntrikot oder die Mannschaft des Hamburger SV in St.-Pauli-Braun? Schwer vorstellbar. Auch die beiden Mannschaften aus Markt Schwaben blicken auf eine jahrzehntealte Vereinsgeschichte und eine stetig gewachsene Rivalität zurück. Böses Blut gebe es jedoch keines, so Kraus. Seitdem der BFV grünes Licht gegeben hat, haben sich die Spieler bereits für ein erstes offenes Training getroffen. In erster Linie, um die durch die lange Sportabstinenz versteiften Glieder wieder warmzuspielen, wie Kraus sagt: "Die wenigsten werden sich in der Zwischenzeit getroffen haben." Sicherlich diente dieses Training jedoch auch als eine Art Kennenlernrunde. Jedenfalls für einige. "Die meisten kennen sich zumindest vom sehen", so Kraus. Alle glücklich also?

Frank Ludewig vom BFV betrachtet Spielgemeinschaften mit Vorsicht. Pragmatische Lösungen für den Fußball begrüße er grundsätzlich, doch bestehe bei Spielgemeinschaften die Gefahr, dass zusammengeführt wird, was nicht zusammengehört. Wenn sich die Kräfte bündeln, wie in Markt Schwaben, dann sei das aber was Gutes: "Ich finde es toll, dass alle an einem Strang ziehen." Trotz allem solle eine Spielgemeinschaft aber möglichst nur eine Zwischenlösung sein.

Auch Wolfgang Kirmaier vom FC Falke blickt schon weiter voraus und nimmt dabei sogar das F-Wort in den Mund: "Die Gespräche richten sich schon länger Richtung Fusion." Markt Schwaben sei zu klein um drei Vereine zu beherbergen, der bürokratische Aufwand zu groß, die Beschaffung von Sponsoren zu schwierig. Die Fusion sei ein logischer Schritt.

Kirmaier könne dabei nicht für die Fans sprechen, doch die Zustimmung für den Zusammenschluss zur Spielgemeinschaft sei bereits sehr groß gewesen, auch bei der BSG. "Ich denke alle wissen, dass das nicht die Zukunft ist und dass wir mit gemeinsamer Stärke weiter gehen müssen", sagt er. "Mir selbst blutet das Herz beim Gedanken daran, dass es den FC Falke nicht mehr gibt." Kirmaier selbst spielt in dem Verein seitdem er vier ist. Eine Sache spendet ihm jedoch ein wenig Trost: "Der FC Falke ist 1930 auch aus einer Fusion entstanden."

© SZ vom 29.06.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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