Für die Stichwahl:Grüne empfehlen Ernst Böhm

Kreisvorstand sieht "Konsens in vielen Punkten" mit dem Landratskandidaten der SPD

barbara mooser

Drei Stunden haben die Mitglieder des Kreisverbands am Vorabend diskutiert, zwei Stunden haben die Vertreter des Vorstands und der Kreistagsfraktion dann noch mit Ernst Böhm selbst verhandelt. Das Ergebnis ist klar: Die Grünen im Landkreis empfehlen ihren Wählern, bei der Stichwahl am 28. April ihr Kreuzchen beim Landratskandidaten der SPD zu machen. Es habe schon zuvor viele Gemeinsamkeiten gegeben; bei vielen zunächst strittigen Punkten habe man sich ebenfalls einigen können, erläuterten Fraktionssprecherin Waltraud Gruber und Landratskandidat Reinhard Oellerer, der im ersten Wahlgang ausgeschieden ist. "Wir werden Ernst Böhm, falls er Landrat wird, an diese Punkte gegebenenfalls auch erinnern", unterstrich Waltraud Gruber.

"Ein dicker Knackpunkt" war nach Aussagen der Grünen-Vertreter die Haltung des SPD-Kandidaten zur dritten Startbahn am Flughafen. Während die Grünen sich entschieden dagegen aussprechen, hat Böhm geäußert, er halte die Bahn für notwendig und sinnvoll. Einig sei man sich aber nun geworden, dass ein Fernbahnanschluss für den Flughafen absolute Priorität haben müsse. "Erst dann kann man schauen, ob man die Startbahn überhaupt braucht", so Oellerer. Dass Böhm den im Bürgerentscheid geäußerten Willen der Münchner gegen den Startbahnbau akzeptiere, sei für die Grünen-Vertreter sehr wichtig, sagte Gruber.

Ein Konsens sei auch erzielt worden, was die Haltung zu den Kreisfinanzen betreffe. Man habe die Aussagen des SPD-Kandidaten, er wolle die Kreisumlage senken, angesichts der Probleme des Landkreises immer skeptisch gesehen, so Oellerer. Böhm habe aber erklärt, er wolle auf jeden Fall die erst kürzlich verabschiedete Finanzrichtlinie des Kreistags einhalten. Wenn er die Finanzen noch weiter verbessere, "dann gibt es von uns sicher keinen Widerspruch", so Oellerer. Zugesagt habe Böhm darüber hinaus, nachzuprüfen, ob die personelle Ausstattung der Unteren Naturschutzbehörde im Landratsamt ausreicht. Dies sei den Grünen, die hier seit Jahren ein Defizit sehen, ebenfalls wichtig gewesen.

Dass dennoch die Positionen nicht bei allen Fragen deckungsgleich sind, verschwiegen indes weder die Grünen-Vertreter noch der SPD-Kandidat. "Für die Grünen haben Natur und Umwelt oberste Priorität. Meine Priorität liegt stark auf der Wirtschaft", erläuterte Böhm. Auch darüber, wie viel Wachstum für den Landkreis gut sei, sei keine völlige Einigkeit erzielt worden. Dass "moderates Wachstum" in der Region möglich und wünschenswert sei, das sähen aber beide Parteien gleichermaßen. "Wir werden uns im Einzelfall darum raufen müssen", vermutete Oellerer. Wie die Grünen zog auch Böhm ein positives Fazit der ersten gemeinsamen Gesprächsrunde: Eine echte Kröte habe er dabei nicht schlucken müssen.

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