Bunter Advent:Fröhliche Zweihnachten

Berj Tchaparian aus Libanon.

Berj Tchaparian, 38, aus Kirchseeon.

(Foto: Manfred Stich, Privat)

Der armenische Libanese Berj Tchaparian wohnt in Kirchseeon und feiert das hohe Fest an zwei Terminen: Auftakt ist im Dezember, weiter geht's im Januar.

Von Mohamad Alkhalaf, Kirchseeon

Der eine montiert die Deko schon, sobald irgendwo das erste Mal "Last Christmas" erklingt, die andere macht auf den letzten Drücker am 23. noch schnell ein paar Platzerl ... Wir haben für unsere Serie "Bunter Advent" Menschen aus dem Landkreis Ebersberg gefragt, wie sie die Tage ab dem 1. Dezember begehen und was auf keinen Fall fehlen darf.

Bei Berj Tchaparian wird Weihnachten doppelt gefeiert. Verantwortlich dafür sind seine Eltern, die aus Armenien stammen, ihren Sohn aber vor 38 Jahren im Libanon zur Welt brachten. In seiner Rolle als gebürtiger Libanese feiert Tchaparian Weihnachten wie die libanesischen Christen vor dem Jahreswechsel. In seiner Zweitrolle als Armenier feiert er Weihnachten zusätzlich - wie die meisten Armenier - nach dem Jahreswechsel.

Der Libanon, das schöne Land am Mittelmeer, das einst als die Schweiz des Nahen Ostens bezeichnet wurde, feiert Weihnachten am 25. Dezember, wie der Großteil der christlichen Welt auch. Die Armenier hingegen - die als erste in der Welt im Jahr 301 n. Chr. das Christentum als Staatsreligion annahmen - praktizieren ihre eigene Form des orthodoxen Christentums. Daher wird Weihnachten dort am 6. Januar gefeiert, während die westliche christliche Welt damit beschäftigt ist, ihren Weihnachtsschmuck abzubauen und sich auf das Dreikönigsfest vorzubereiten.

Berj Tchaparian, der armenische Libanese, wuchs in Beirut auf und lebt mit seiner Familie seit 2012 in und um München, derzeit in Kirchseeon. "In Beirut war es unüblich, einen echten Nadelbaum zu besitzen, also gaben wir uns mit einem Plastik-Baum zufrieden", erzählt Tchaparian. Ein klarer Punktsieg für Deutschland hier. "Leider muss ich wegen der neu entdeckten Nadelbaumallergie meiner Frau nun wieder auf den synthetischen zurückgreifen." Ein Jammer.

Die Krippe ist in libanesischer Tradition in einer Höhle statt in einem Stall angesiedelt. Sie wird mit Samen von Kichererbsen, Bohnen, Linsen, Hafer und Weizen geschmückt, die in den Wochen vor Weihnachten auf feuchter Watte gewachsen sind. Punktgewinn für den Libanon.

Im Libanon rutschte der Weihnachtsmann - oder Papa Noël - am 24. Dezember durch die Schornsteine. Und das, obwohl Schornsteine im Libanon aufgrund des milden Wetters gar nicht üblich sind. Für ein armenisches Kind kam er am Neujahrstag, dem 31. Dezember. Die Nacht zum 5. Januar war für Armenier allein für die Feier des Geburtstags von Christus reserviert. Für ein libanesisch-armenisches Kind sei es aber kein Problem gewesen, wenn der übergewichtige rot gekleidete Mann gleich zweimal kam.

In seiner Kindheit in Beirut, sagt Tchaparian, da war die Geschenke-Wucht beim zweiten Festakt im Januar allerdings meist überschaubar. "Meine Kinder haben da noch mehr Glück als ich", sagt er. Sie bekommen sowohl im Dezember als auch im Januar ordentliche Weihnachtsgeschenke.

Fröhliche Zweihnachten, könnte man da sagen. Oder besser: Viernachten. Der armenische Libanese Berj Tchaparian ist in Bayern mit einer Frau aus Polen verheiratet. Er sagt: "Weihnachten ist für uns eine Verschmelzung von vier Kulturen."

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