Wer sich mit seiner Corona-Frisur besonders unwohl fühlt, hat an diesem Wochenende noch die Gelegenheit, den vermutlich ersten Termin im Landkreis zu ergattern und dabei noch etwas Gutes zu tun. Wer bei Ebay am meisten bietet, darf sich am Montag um 0.01 Uhr im Friseursalon und Barber Shop von Ludwig Bitto in Grafing niederlassen und einen neuen Haarschnitt verpassen lassen. Der Erlös kommt der Grafinger Tafel zugute.
SZ: Herr Bitto, Sie haben Ihren ersten Termin am Montag um 0.01 Uhr. Machen Sie danach durch oder gehen Sie wieder ins Bett?
Ludwig Bitto: Ich gehe tatsächlich erst mal wieder nach Hause und ins Bett. Aber dann arbeite ich am Montag von 7 bis 21.30 Uhr.
SZ-Kolumne "Bester Dinge":Kommt ein Schaf zum Friseur ...
... und sagt: Mäh! Alle, die über ihre Corona-Matte jammern, sollten sich ein Beispiel an Baarack nehmen, dem wandelnden Wollhaufen aus Australien.
Heftig!
Ja, in der ersten Woche werden es knapp 74 Arbeitsstunden für mich sein. Aber nach den vergangenen Wochen muss ich sagen: Ich mache es gern.
Mussten Sie denn Schulden machen?
Nein, das nicht. Ich habe in guten Zeiten Geld zurückgelegt und konnte vom Ersparten leben. Aber würde es am Montag nicht losgehen, wäre ich kurz vor der Pleite. Es war eine sehr, sehr schwierige Zeit. Ich habe seit 16. Dezember keine finanzielle Unterstützung vom Staat erhalten. Davon ist ja immer viel die Rede, aber tatsächlich ist es deutlich schwieriger als man denkt, das Geld abzurufen.
Mussten Sie denn jemand von Ihren Mitarbeitern entlassen?
Nein, glücklicherweise nicht.
Wie sind Sie denn auf die Idee mit der Benefizaktion gekommen?
Ich habe mich dabei von einem Kollegen aus Bayreuth inspirieren lassen, der etwas Ähnliches gemacht hat. Allerdings öffnet er tatsächlich erst morgens um acht, wir hatten die Idee, den Termin gleich nach Mitternacht zu legen. Ich wollte schon länger mal eine Charity-Aktion bei uns auf die Beine stellen und einen Tag nur für einen guten Zweck schneiden. Das kann ich mir momentan nicht leisten, aber ich denke, diese Aktion ist ein guter Anfang.
Sie sind einer der ersten, die das Konzept der Barber Shops im Landkreis eingeführt haben. Merken Sie denn etwas, dass Ihre Kunden sich von den Bärten verabschieden, jetzt wo das wegen der Masken empfohlen wird?
Nein, eigentlich nicht. Die meisten sind eingefleischte Bartträger, sie kürzen ihre Bärte allenfalls. Für sie ist der Bart mehr als ein Schmuck im Gesicht, das wollen sie sich auch jetzt nicht nehmen lassen.
Gibt es denn überhaupt eine Chance, in nächster Zeit noch einen Termin zu ergattern?
Natürlich sind wir nächste Woche schon überfüllt, aber wir arbeiten im Schichtbetrieb und haben von 7 bis 20 Uhr auf, deshalb gib es schon noch die eine oder andere Möglichkeit. Es kommt auch drauf an, was gemacht wird.
Es geht also von null auf hundert.
Ja, so ist es. Wobei ich sagen muss, dass ich den vergangenen Monaten auch etwas Gutes abgewinnen konnte: Ich hatte viel Zeit für meine acht Monate alte Tochter Antonia. Das ändert sich natürlich jetzt wieder.
Mitgesteigert werden kann bei der Auktion unter folgendem Link: https://www.ebay.de/bfl/viewbids/154340184145?item=154340184145&rt=nc&_trksid=p2047675.l2565