Freude über Entscheidung:Kirchheim bekommt die Landesgartenschau

Die Bewerbung überzeugt das Umweltministerium: Der neue Park in der künftigen Ortsmitte kann 2024 im Zuge der Großveranstaltung einem breiten Publikum präsentiert werden

Von Martin Mühlfenzl, Kirchheim

Marianne Hausladen steht mit einer Sonnenblume in den Händen im Eingang zum Rathaus und kann die Freudentränen nur schwer zurückhalten. "Wir haben so viel dafür getan. Und das es jetzt geklappt hat, ist einfach nur wunderschön", sagt Kirchheims Zweite Bürgermeisterin von der CSU. Am frühen Dienstagmorgen kam die Botschaft aus dem Bayerischen Umweltministerium: Kirchheim richtet die Landesgartenschau im Jahr 2024 aus. Für viele ist das eine Überraschung. Das kleine Kirchheim mit seinen etwa 14 000 Einwohnern wird Nachfolger so illustrer Namen wie Bayreuth (2016), Würzburg (2018) oder Ingolstadt (2020). "Mich hat es nicht überrascht", sagt Marianne Hausladen und strahlt die eigene Sonnenblume an. "Ich bin eine Optimistin."

Vor genau 40 Jahren haben die damals eigenständigen Gemeinden Kirchheim und Heimstetten mehr unter Zwang denn freiwillig im Zuge der Gebietsreform zueinandergefunden. Es ist wohl kein Zufall, dass vier Jahrzehnte später die Landesgartenschau als verbindendes Element an die Gemeinde vergeben wird. Und für Kirchheim ist es gleich in mehrfacher Hinsicht ein Glücksfall.

Die Veranstaltungen der Jahre 2022 und eben 2024 mussten nach der Vergabe an Traunstein beziehungsweise Erlangen neu ausgeschrieben werden, da sich die Bürger dort in Bürgerentscheiden erfolgreich gegen die Ausrichtungen gestemmt hatten. Auch in Kirchheim fand im vergangene Jahr ein Bürgerentscheid statt, allerdings zu einem anderen Thema: Die Bürger stimmten mit großer Mehrheit für die Errichtung der neuen Ortsmitte zwischen den beiden Ortsteilen samt neuem Gymnasium, Rathaus, Bürgerhaus, Seniorenzentrum, Wohnungen - und Ortspark.

Garten der Potenzen auf der BUGA in München, 2005

2005 zog die Bundesgartenschau in Riem trotz des verregneten Sommers viele Besucher an. Für Kirchheim ist nun ein ähnliches Konzept geplant.

(Foto: Frank Leonhardt/dpa)

Ohne dieses positive Votum für "Kirchheim 2030" wäre es nicht möglich gewesen, eine Bewerbung für die Landesgartenschau auch nur in Erwägung zu ziehen. "Aber wir haben alle an einem Strang gezogen", sagt Bürgermeister Maximilian Böltl (CSU) am Dienstag in der Gluthitze vor dem Rathaus. Erst wenige Stunden hat er erfahren, dass Kirchheim den Zuschlag bekommt. "Als die Nachricht kam, sind mir das erste mal bei einer politischen Entscheidung Tränen gekommen", erzählt Böltl. "Glückstränen."

Die Gemeinde wird die Landesgartenschau unter das Motto "Zusammen. Wachsen" stellen. Das ist ihnen hier 40 Jahre nach der Gebietsreform ein Anliegen. Das Konzept hat auch das bayerische Umweltministerium überzeugt. Minister Marcel Huber erklärte, die "hochwertigen und innovativen Ideen" seien entscheidend gewesen - im Sinne einer ökologischen und nachhaltigen Stadtentwicklung. Die Landesgartenschau wird zwischen den beiden Ortsteilen Kirchheim und Heimstetten entstehen - und im Anschluss als grüne Mitte des neuen Zentrums überdauern. In fünf Themenbereiche wollen die Kirchheimer ihre Gartenschau unterteilen: von Gemeinschaft und Identität über Bildung und Betreuung, Mobilität und Gesundheit, Landwirtschaft und Ernährung bis hin zu Freiraum und Klimaschutz. Bei der Mitmach-Bewerbung, wie Böltl es ausdrückt, hätten sich auch zahlreiche Bürger und Gruppen engagiert. "Die Gartenfreunde, der Bauernverband, Bund Naturschutz, der Landesbund für Vogelschutz, Imker waren bei der Entwicklung des Konzepts dabei", sagt Böltl. "Und sollen auch dabei bleiben." Das gelte auch für die Grund- und Mittelschule, das Gymnasium, das neue Seniorenzentrum - auch dort sollen Gärten oder andere Projekte entstehen.

Freude über Entscheidung: Die Landesgartenschau soll von Kirchheim und Heimstetten zugänglich sein.

Die Landesgartenschau soll von Kirchheim und Heimstetten zugänglich sein.

(Foto: Zeichnung: Keller Damm Kollegen GmbH)

Die Gemeinde will mit ihrem Projekt laut ihrer Bewerbung zeigen, dass "Freiraum trotz Verdichtung in der Metropolregion" möglich ist. Bei der Umsetzung sollen insgesamt 150 000 Quadratmeter Grünflächen entstehen - 13 000 Quadratmeter, sagt Böltl, würden entsiegelt und der Natur zurückgegeben. "Deshalb ist es uns auch wichtig, dass die Landesgartenschau nachwirkt und die neue Mitte trotz der Bebauung grün bleibt."

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