Süddeutsche Zeitung

Freibadsaison im Landkreis Ebersberg:Durchwachsen wie das Wetter

Lesezeit: 3 min

Die Sommerbilanz der Badbetreiber und Cafébesitzer fällt bei weitem nicht so positiv aus wie im Vorjahr. Immerhin bei der Wasserwacht ist man zufrieden: Außergewöhnliche Zwischenfälle gab es nicht

Von Franziska Bohn, Ebersberg

Die Schulferien sind vorbei, und pünktlich hat sich auch der Sommer verabschiedet. Vorbei also die Zeit, in der man sich mit Schwimmen und Eisessen die Zeit vertreiben konnte - falls das Wetter mitgespielt hat. Der Sommer war durchwachsen, bekamen das auch die Betreiber von Cafés, Frei- und Seebädern zu spüren? Eine Bilanz zur Badesaison.

"Leer ist es bei uns nie", sagt Sarah Anders, Fachangestellte für Bäderbetriebe im Grafinger Freibad. Das Wetter sei zwar sehr wechselhaft gewesen, ein paar Tage im Juni waren dafür "brutal schön", da seien viele Gäste ins Freibad gekommen. "An einem Tag hatte es 38 Grad, da war bei uns gut was los! Ich glaube, es waren mehr als 3000 Gäste da", erzählt sie. An den schlechten Tagen kamen morgens und abends immerhin die Sportschwimmer, "Bei schlechtem Wetter schließen wir das Freibad nachmittags", erklärt Anders. Wenn das Wetter grau war, seien nur die Kinder mit Saisonkarte gekommen, die eine Runde Ball spielen und dann noch einmal ins Wasser hüpfen wollten. Bei gutem Wetter seien vormittags meist Mütter mit kleinen Kindern zum Baden da gewesen, "zu dieser Tageszeit ist die Sonne noch nicht so stark". An den Nachmittagen kamen dann die Größeren, die in den Ferien oder am Wochenende ausschlafen wollten.

Eines lässt Anders aufatmen: "Zum Glück gab es keine größeren Zwischenfälle", sagt sie. Sie musste lediglich ein paar Pflaster verteilen, ein Platzwunde gab es zu verarzten, dies seien aber alles "Sachen, die mit Kindern immer passieren können". Bis Mitte November wird das Freibad nun für den Winter vorbereitet, im Mai ist es dann wieder geöffnet

Auch in der Stadtkasse merkt man den regnerischen Sommer

Auch die wirtschaftliche Bilanz fällt in Grafing durchwachsen aus. Vor allem der August sei enttäuschend gewesen, sagt Christian Bauer, Kämmerer der Stadt Grafing. 85 000 Besucher kamen heuer in das Grafinger Freibad, im vergangenen Jahr seien es noch 100 000 gewesen. Die Einnahmen seien aber trotzdem gleich geblieben: "Wir haben die Eintrittspreise erhöht", erklärt Bauer. Was ihm Sorgen mache, sei der hohe Energiebedarf des Bades, um beispielsweise die Pumpen zu betreiben und das Badewasser aufzuheizen. "Da müssen wir noch besser werden", sagt er. Die Energiekosten hätten sich dieses Jahr auf 80 000 Euro belaufen. Außerdem bereite ihm die Personalgewinnung für das Freibad Kopfzerbrechen. "Ein Bademeister ist in Rente gegangen, es ist einfach schwierig, einen Nachfolger zu finden."

Mit dem langen, trockenen Sommer 2018 sei diese Saison nicht vergleichbar, sagt auch Manfred Lamm, der das Bad am Kastensee in Glonn betreibt. Das Wetter sei sehr wechselhaft gewesen: "Mal heiß, dann wieder nass. Der Mai war verregnet, der Juli durchwachsen, dafür war der Juni gut." Das Wetter bestimme, wie viele Geschäftstage er habe. "Ich möchte nicht jammern, aber die Ferienzeit war eine Katastrophe", sagt er. Immerhin: Badeunfälle habe es auch bei ihm nicht gegeben, bis auf kleine Wespenstiche. "Aus dieser Perspektive ist die Saison gut verlaufen, so etwas ist ja immer positiv", sagt er. Noch bis 15. September kann man im Kastensee baden gehen, bei schönem Wetter sogar noch länger: "Ich hoffe noch auf einen schönen Altweibersommer und würde dann ein paar Tage länger geöffnet haben."

Auch Gastronomen beklagen Umsatzrückgänge

Christopher Appler, Gastronom und Betreiber des Seecafés am Klostersee in Ebersberg, musste in dieser Saison immer "mit einem Auge auf der Wetterapp und mit einem Auge am Himmel" leben. Denn auch für ihn gilt: Bei schlechtem Wetter keine Badegäste und somit auch niemand in seinem Café. "Wir schauen uns immer genau die Analysen im Internet an und müssen dann überlegen: Lohnt es sich, für drei Stunden aufzumachen? Soll ich bei hoher Regenwahrscheinlichkeit, aber dafür hohen Temperaturen das Café öffnen?" Die Badesaison habe wegen des verregneten Mai für ihn einen Monat später angefangen als gewohnt. Der Juli habe sehr schöne Badetage gehabt, ebenso wie der August, dennoch bemerkte Appler deutlich, dass viele Ebersberger verreist waren: "Wir hatten einen Einbruch von fast 50 Prozent!"

Besonders dankbar sei er für die gute Zusammenarbeit mit der Wasserwacht und die Unterstützung durch die Stadt Ebersberg, die den See pflege und auch für gute Wasserwerte sorge. Seit einigen Tagen ist das Seecafé schon geschlossen, ein paar Schwimmer gebe es aber noch: "Fünf ganz Abgehärtete ziehen noch täglich ihre Runden", berichtet Appler.

Positiv fällt die Bilanz der Wasserwacht aus, die bei sonnigen Tagen auf die Sicherheit der Badegäste achtet. "Schönwettereinsatz" nennt das Sophia Sindl-Beck, Vorsitzende der Wasserwacht in Markt Schwaben, denn bei Regen gibt es keinen Dienst am See. Schlimme Zwischenfälle habe es in dieser Saison "überhaupt nicht" gegeben, erzählt sie, vielleicht auch deshalb, weil an den Wochenenden das Wetter oft schlecht gewesen sei und kaum Badegäste am Weiher waren. Auch Robert Hofmann, technischer Leiter der Kreiswasserwacht Ebersberg, bestätigt, dass dieser Sommer "recht ruhig und ohne außergewöhnliche Zwischenfälle" verlief. Dieses Jahr hatte die Wasserwacht wetterbedingt am Klostersee, Kastensee, Steinsee und am Weiher in Markt Schwaben weniger Einsatzstunden als sonst. Was ihn ärgert, seien die Glasscherben am Klostersee: "Es werden immer wieder Flaschen und Gläser in den See geworfen, das ist besonders für Kinder gefährlich." Ein Teil des Nichtschwimmerbereichs habe daraufhin sogar gesperrt werden müssen.

Jetzt wird die Wasserwacht wieder mit dem Training in den Hallenbädern beginnen, um sich auf die nächste Badesaison vorzubereiten.

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.4595044
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
SZ vom 11.09.2019
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.