Frauen, die in ihrer Beziehung Gewalt erfahren haben, können seit 1. Oktober endlich auch im Landkreis Ebersberg Schutz finden: Wie der Trägerverein „Frauen helfen Frauen im Landkreis Ebersberg“ informiert, hat das Frauenhaus seinen Betrieb aufgenommen. Bis zu sieben Frauen und ihre Kinder finden hier eine sichere Unterkunft sowie Beratung und Unterstützung. Wo im Landkreis sich das Frauenhaus befindet, wird nicht kommuniziert: Schließlich sollen die Frauen sicher sein können, dass nicht eines Tages ihr gewalttätiger Partner vor der Tür steht.
Die Eröffnung der Einrichtung hat eine lange Vorgeschichte mit vielen verpassten Startterminen. In der Vergangenheit hatte der Landkreis Ebersberg das Frauenhaus im Landkreis Erding mitfinanziert, doch der Platz dort reichte für beide Landkreise nie aus. Immer wieder wurden Frauen aus dem Landkreis Ebersberg abgewiesen, weshalb der Kreistag sich schließlich dafür entschied, eine eigene Einrichtung ins Leben zu rufen.

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Ursprünglich war die Eröffnung für März 2022 geplant, doch die Corona-Pandemie und danach die starke Zuwanderung von Geflüchteten mit allen ihren Herausforderungen verzögerten im Landratsamt die Vorbereitungen. Seit Ende 2024 ist zwar klar, dass der Verein „Frauen helfen Frauen“, der auch seit vielen Jahren den Frauennotruf in Ebersberg betreibt, die Trägerschaft übernimmt. Doch Bürokratie und Personalsuche machten eine Eröffnung schon Anfang 2025, wie eigentlich erhofft, unmöglich.
In einer Pressemitteilung beschreibt der Verein den „Kraftakt“, der nötig war, um das Projekt zum Laufen zu bringen. Möblierung und Ausstattung des Hauses mussten geplant, Fördergelder und Spenden gesammelt, Handwerker und Lieferungen koordiniert werden. Außerdem galt es, Arbeitsplätze für die Mitarbeiterinnen einzurichten, die IT im Haus zum Laufen zu bringen und eine telefonische Rufbereitschaft zu organisieren.

35 Jahre Frauennotruf Ebersberg:„Zu uns stellen sich nicht alle gern dazu“
Seit 1989 gibt es in Ebersberg einen Verein, der sich um Mädchen und Frauen mit Gewalterfahrung kümmert. Auch wenn die Anfragen drastisch angestiegen sind, ist das Thema für viele noch ein Tabu.
Im Schlussspurt war nach Angaben der Betreiber die Besetzung der Stellen des Frauenhaus-Teams „eine besondere Herausforderung, die nun gelungen ist“: Das Team leitet die erfahrene Sozialpädagogin Anna Vetterling; hinzu kommen je zwei in Teilzeit arbeitende Sozialpädagoginnen und Erzieherinnen sowie eine Verwaltungskraft in Teilzeit, für Geschäftsführung und Hausmanagement fallen geringe Stellenanteile an. Der Frauennotruf wird seinen Service wie bisher anbieten und „auch beim Klärungsprozess unterstützen, wenn eine Frau sich mit den Gedanken trägt, die Gewalt mithilfe des Frauenhauses zu beenden“, wie es in der Pressemitteilung heißt.
Der Frauennotruf als Träger bittet um Unterstützung
Einen Großteil der Finanzierung der neuen Einrichtung übernimmt der Landkreis. Landrat Robert Niedergesäß (CSU) ist nach eigenen Angaben überzeugt, dass mit dem Frauenhaus „ein weiterer wichtiger Mosaikstein im sozialen Landkreis Ebersberg“ realisiert wurde. Seit vielen Jahren habe man auf ein eigenes Frauenhaus im Landkreis hingearbeitet, zunächst auf dessen Bedarfsanerkennung durch den Freistaat gewartet und dann eine geeignete Immobilie hierfür gesucht und schließlich gefunden. Dass der Verein, der seit Jahrzehnten mit seiner Beratungsstelle Frauen in Krisensituationen beistehe, die Trägerschaft übernommen habe, garantiert Niedergesäß zufolge, „dass die Frauen, die sich ins Frauenhaus flüchten, in guten Händen sind und die Hilfe erfahren, die sie in solch einer Situation dringend benötigen“.
Das bayerische Staatsministerium für Familie, Arbeit und Soziales trägt 50 Prozent der Personalkosten. Doch auch Unternehmen und Privatleute im Landkreis Ebersberg haben für das Frauenhaus großzügig gespendet. Der Verein selbst beteiligt sich an der Finanzierung der Sach- und Personalkosten mit zehn Prozent. „Ein enormer Einsatz für den Verein, der sich umso mehr über jedes neue Mitglied und weitere Spenden freut“, wie er in der Pressemitteilung unterstreicht. Die Vorstandsvorsitzende Karin Huyer ist hocherfreut über den Start des Frauenhauses: „Bereits die Zusage für das Frauenhaus im Landkreis Ebersberg war ein großer Erfolg unseres 35-jährigen Engagements als Verein, seine Eröffnung erfüllt uns jetzt mit großer Freude für die betroffenen Frauen und ihre Kinder. Sie dürfen nicht allein gelassen werden.“
Die Beratungsstelle Frauennotruf im Landkreis Ebersberg ist unter Telefon 08092/88110 zu erreichen. Hier wird auch der Kontakt zum Frauenhaus hergestellt. Das Hilfetelefon bei Gewalt gegen Frauen ist bundesweit unter der Nummer 116 016 erreichbar. In akuten Notsituationen hilft der Polizei-Notruf 110.

