Frauen in der Politik:Lieber sollen statt müssen

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Elisabeth Huber, Vorsitzende der Frauenunion in Grafing (links) und Franziska Hilger, CSU-Kreisrätin in Ebersberg. (Foto: Privat)

Viele weibliche CSU-Mitglieder im Landkreis Ebersberg begrüßen den Kompromiss zum Frauenanteil auf Kreisebene

Von Johanna Feckl, Ebersberg

Die Ebersberger CSU-Kreisrätin Franziska Hilger ist eine Freundin von großen und raschen Schritten. Zumindest, wenn es um Frauenförderung im Allgemeinen und in ihrer Partei im Speziellen geht: 40 Prozent der CSU-Kreisvorstandsposten sollen künftig mit Frauen besetzt sein - sollen, nicht müssen. Für den engeren Vorstand soll die freiwillige Quote gar bei 50 Prozent liegen. Das haben die Christsozialen nun nach einer hitzigen Debatte auf ihrem Parteitag vergangene Woche beschlossen. Eigentlich wollte der Parteivorstand eine verbindliche Quote einführen. Darauf einigte sich der Vorstand einstimmig wenige Tage zuvor. Auf Landes- und Bezirksebene gibt es eine solche Quote bereits. Vielen Delegierten ging der Vorstoß der Parteispitze um Markus Söder zu weit. Aus dem verpflichtenden Frauenanteil wurde nun eine Soll-Regelung. Nachfrage bei CSU-Vertreterinnen aus dem Landkreis: Wie beurteilen sie die Abstimmung zur Frauenquote?

"Ich finde das Zeichen richtig und wichtig", sagt die CSU-Kreisrätin Hilger. Für den Geschmack der 32-Jährigen könnte die Partei bei dem Thema aber gerne einen Zahn zulegen. Bei der kommenden Kommunalwahl steht sie auf Platz fünf der CSU-Kandidatenliste für den Kreistag - vor ihr zwei Männer und zwei Frauen. Dass in der CSU bislang ein großes Missverhältnis zwischen den Geschlechtern herrscht, liegt für die 32-Jährige unter anderem an der schwierigen Vereinbarkeit von politischem Mandat mit Beruf und Familie - ein Balanceakt, der freilich auch Männer betreffe. "Wir müssen über eine effiziente Politikarbeit nachdenken."

Elisabeth Huber hakt bei derselben Problematik ein. Die Vorsitzende der Frauen-Union in Grafing habe einige jüngere Frauen auf eine Kandidatur für die kommende Kommunalwahl angesprochen. Von den meisten bekam sie eine Absage. Neben Kindern, Job und Vereinsarbeit sei vielen ein politisches Mandat zu viel. Huber hat dafür einerseits Verständnis. Andererseits: "Eigentlich würden wir in den Gremien genau solche Frauen brauchen." Denn viele dort getroffenen Entscheidungen betreffen Familien, Kinder und Jugendliche.

Was bei Huber aufgrund dieser Erfahrungen bleibt, ist Skepsis. "Vielleicht ist die Quote auch der falsche Weg, wenn man letztlich nicht genügend Frauen findet, um die Ämter zu bekleiden." Bei der Frage nach alternativen Wegen, um mehr Frauen in die CSU zu bewegen, bleibt Huber ratlos.

Dass eine Muss-Quote nicht zielführend ist, da ist sich Julia Wagenpfeil sicher. "Ich möchte nicht in ein Amt gehoben werden, weil ich eine Frau bin", sagt die stellvertretende Kreisvorsitzende der Jungen Union (JU) - von 14 Mitgliedern im Vorstand ist sie eine von zwei Frauen. "Ich stelle die Qualifikation über das Geschlecht." Die Debatte an sich hält die 21-Jährige aber für ein gutes Zeichen. Allein dadurch würden sich schon viele Frauen ermutigt fühlen, sich in der JU und CSU zu engagieren.

Ein Freund von Quoten ist auch Thomas Huber nicht. Das betont der CSU-Landtagsabgeordnete und Vorsitzende der Kreis-CSU. "Aber wenn nur noch zehn Prozent der unter 30-jährigen Frauen die CSU wählen, dann ist da, denke ich, ein Handlungsbedarf." Huber spricht von dem Ergebnis seiner Partei bei der jüngsten Europawahl. Für ihn liegt der Schluss nahe, dass ein Kreuz bei der CSU für Frauen unattraktiv geworden ist, weil in seiner Partei von zu wenigen Frauen Politik gemacht wird.

Eine frauenfreundliche Politik sei nur dann möglich, wenn Frauen die Politik auch mitgestalten. Eine Quote ist laut Huber ein erfolgreiches Mittel, um genau das zu erreichen. "Auf Bezirks- und Landesebene hat die Quote zu einem Umdenken geführt." Für den Abgeordneten ist deshalb klar, dass die Empfehlung des Parteitags im Ebersberger Kreistag von 2021 an umgesetzt wird, wie er in einer Pressemitteilung mitteilt.

© SZ vom 24.10.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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